100 Jahre Ernst Jandl

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Dia_Logos
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Sa 2. Aug 2025, 10:06

Am 1. August 2025 wäre Ernst Jandl 100 Jahre geworden. Ottos Mops ist sicherlich eins seiner berühmtesten Gedichte.

ottos mops

ottos mops trotzt
otto: fort mops fort
ottos mops hopst fort
otto: soso

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Jörn P Budesheim
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Sa 2. Aug 2025, 10:57

Ein Link zur Schule für Dichtung in Wien, ich habe da bereits mehrfach an Online-Kursen teilgenommen, offenbar war Jandl mit dieser Schule eng verknüpft, außerdem findet man auf der Seite weitere Links zu Jandl.

https://sfd.at/newsflash/ernst-jandl-1925-2000




Timberlake
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Sa 2. Aug 2025, 14:51

Dia_Logos hat geschrieben :
Sa 2. Aug 2025, 10:06

ottos mops
...
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Neugierig geworden , habe ich einmal weitergelesen ...

lyrikline.org hat geschrieben :
ERNST JAND ... zur Person

Bereits in seiner dritten Zeitschriften-Veröffentlichung in den „Neuen Wegen“ stellte Jandl seinen „Sprechgedichten“ eine programmatische Vorbemerkung vorraus:
  • „das sprechgedicht wird erst durch lautes lesen wirksam, länge und intensität der laute sind durch die schreibung fixiert. spannung entsteht durch das aufeinanderfolgen kurzer und langer laute (booooooooooooo- ooooooooooorrrrannn), verhärtung des wortes durch entzug der vokale (schtzngrmm), zerlegung des wortes und zusammenfügung seiner elemente zu neuen, ausdrucksstarken lautgruppen (schtzngrmm, ode auf N), variierte wortwiederholungen mit thematisch begründeter zufuhr neuer worte bis zur explosiven schlußpointe (kneipp sebastian). bestandteile eines einzelnen wortes sind die worte eines ironischen spiels um diese worte, das aus diesem prozeß erschöpft auftaucht (philosophie), aus dem grundwort gewonnene laute des überdrusses, der gleichgültigkeit, heftiger ablehnung und stärksten lebenswillens schlagen um in marktgeschrei als heldenkult (ode auf N), und aller ingrimm rollender rrr gilt der humorlosigkeit, dieser deutschen krankheit, die auch österreicher mitunter befällt.“
Ernst Jandl wurde bekannt als virtuoser Sprachspieler, und ging schon früh – spätestens Mitte der 70er Jahre – als solcher in den Kanon der Universitäts- und Schulliteratur ein. Zeitgleich setzte eine Gegenbewegung in seinen Texten ein, die der Germanist Hermann Korte im KLG wie folgt beschrieb: „Jandl schrieb beharrlich und konsequent gegen das Image vom lustig-netten Sprachclown an. Vom liebenswürdigen Ironiker und spielerischen Artisten, der Überraschungen zu allerlei Sprachwitz bereithält, ist im Spätwerk kaum etwas übrig geblieben.
Loriots Kult Spruch: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos“ kommt im Vergleich zu "ottos mops" von Ernst Jand ganz sicher ohne eine solche Spannung, aufeinanderfolgender kurzer und langer Laute aus. Wie dem auch sei, beides hat meiner Meinung nach, seine Daseinsberechtigung. Auch wenn Loriot ganz sicher nicht beharrlich und konsequent gegen das Image vom lustig-netten Sprachclown anschreiben musste. Ganz im Gegenteil.Denn würde ich sogar meinen, dass Loriot sich als solches verstanden wissen wollte.

Übrigens!

Das mit dem Wirksamwerden eines Sprechgedichts, durch die Länge und Intensität der Laute erinnert mich doch schon sehr an die Oper im Allgemeinen und die japanischen Oper im Besonderen (5:50 min) ..

Zuletzt geändert von Timberlake am Sa 2. Aug 2025, 15:32, insgesamt 11-mal geändert.





Timberlake
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Sa 2. Aug 2025, 17:21

Danke .. sehr aufschlussreich!

Vor allem vor dem Hintergrund, dass wenn er selbst den Sprechakt seiner Gedichte vollzieht, man erst so richtig nachvollziehen kann, worin seine Intension desselben besteht.
Und zwar die Intension, durch den Sprechakt Poesie und Performance virtuos zu verbinden. Was dann allerdings auch einen Sprachvirtuosen voraussetzt. Wie von ihm , in seinem Sprechakt "Schützengraben", ( im Audio zu hören ) exemplarisch vorgeführt.

Wo wirv schon mal dabei sind ...

der mensch
der mensch hat vieles von dem tier
aber doch nicht alles.
das kann aber vom tier
hinaufgewachsen sein.
schöner ist es aber schon
sich zu denken, dass es von oben kam.
dann muss man sich aber auch denken
dass vieles tief von unten kam
nämlich unterhalb des tieres.
dann hat man gott
aber man braucht auch den teufel.
Ernst Jandl




Timberlake
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Sa 2. Aug 2025, 18:55

Ich habe gerade bemerkt , dass ( im Audio zu hören ) von mir falsch verlinkt wurde. ( im Audio zu hören ) .. so ist es richtig.


der mensch
der mensch hat vieles von dem tier
aber doch nicht alles.
das kann aber vom tier
...
Ernst Jandl


Bei dieser Gelegengenheit möchte ich, weil versäumt, auf mystiekfilosofie.com verweisen, wo dieses Gedicht bzw. dieser Sprechakt aufgeführt ist und auf 45 Seiten noch viele weitere Sprechakte von Ernst Jandl aufgelistet worden sind.

peter frisst seinen weg ins schlaraffenland

petermilchbreiberg
eterpilchbreiberg
tereplchbreiberg
...
Ernst Jandl

Darunter das hier, als exemplarisches Beispiel, dass die Rezitation seiner Sprechakte mitunter tatsächlich einen Sprachvirtuosen voraussetzt.


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[Mod: Wir können aus Copyright-Gründen hier nicht einfach komplette Texte von Jandl posten: "Gedichte von Ernst Jandl sind urheberrechtlich geschützt, da das Urheberrecht in Deutschland grundsätzlich 70 Jahre nach dem Tod des Autors gilt."]




Timberlake
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Di 5. Aug 2025, 00:12

Bei meiner Recherche zu Ernst Jandel bin ich auf folgendes Video gestoßen ..



Ernst Jandl . entschuldigen sie wenn ich jandle




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