Warum kennt Kant den Geist nicht - WER hat diesen etabliert?

Hier geht es einerseits um die Erörterung logischer Grundstrukturen in der Philosophie und andererseits um Sprachanalyse als philosophische Methode, Theorien der Referenz und Bedeutung, Sprechakttheorien u.ä.
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Jörg Lenau
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Sa 6. Jan 2024, 10:25

Damit meine ich 'den' Geist, welcher sich zwischenzeitlich als Selbstverständlichkeit etabliert hat, wobei doch die Natur-Wissenschaft (gegenüber der 'Geisteswissenschaft'!) ebenfalls 'nach wie vor' diesen nicht kennt, sondern sich physikalisch begründend, auf eine reine Körperlichkeit bezieht und somit auch das Gehirn ein solches gar nicht enthält. In der Philosophie war es hingegen auch Hegel nicht, dessen Geist nämlich identisch ist mit Leibniz' Monade, somit sich auch gar nicht auf DEN Geist bezieht, sondern nur relativer (nämlich rein resultierender) Bestandteil ist.

Das dies Kant unbekannt ist, erfährt man nicht nur darüber, daß dieser gar nicht als Bestandteil erscheint, sondern auch erklärend des Umstandes, in seiner Schrift über die Geisterseher erläutert. Sein Bezug ist der seines Ursprunges, wonach es sich auf die 'gespenstigen' Erscheinungen bezieht, wohingegen eben auch die christlich fundierte Grundlage bestand, daß die Seele sich gegenüber dem Köper darin unterscheidet, daß sie eine unteilbare Einheit repräsentiert - somit die Seele auch keine 'Objekte' beinhaltet - entsprechend auch nicht einen 'Gegenstand' eines Geistes.

WIE gelangte es somit zur Etablierung dessen, was heute als Selbstverständlichkeit gilt und man zumal den Neurowissenschaftlern aufdrängt, einen Geist im Gehirn ausfindig zu machen?

Eine Antwort dazu liefert mir die englische Sprache, worin 'mind' etwas Entsprechendes repräsentiert und John Locke in seiner Unkenntnis über das etablierte christliche Prinzip der unteilbarkeit Seele (sich hingegen auch auf das 'Cabinet' stattdessen bezieht), das Bedeutungswesen aus der Umgangssprache übernahm und darüber seine Aufklärung begründete. Wohingegen eben auch darin die Besonderheit besteht, daß 'mind' sich sowohl auf den Geist, wie gleichermaßen auch auf die Erinnerung bezieht, dem gegenüber dessen Erläuterung darstellt, derart die Erscheinungen im Geiste aus der Erinnerung stammen (in der Wortbedeutung selbst hingegen gar nicht Inhalt ist).

Dem entsprechend ist der Geist eben auch einzig ein 'Projektor' und gar nicht, was man in unserem Sprachkreis vollzieht - darin nämlich undifferenziert gegenüber der Erinnerung und ausgehendenden Sinneserfahrung einher geht. So ist auch die Erinnerung 'als solche' bei Kant gar nicht derart anzutreffen, sondern hingegen einzig sein daraus hervorgehendes Resultierendes (worin die Markantz eben auch darin besteht, daß man nicht 'in die Erinnerung' hinein schauen kann, sondern einzig erfährt, was daraus hervortritt!).

Auszug aus dem Kant-Lexikon:
"Das Gedächtnis ist von der bloß reproduktiven Einbildungskraft darin unterschieden, daß es die vormalige Vorstellung willkürlich zu reproduzieren vermögend, das Gemüt also nicht ein bloßes Spiel von jener ist. Etwas bald ins Gedächtnis fassen, sich leicht worauf besinnen und es lange behalten, sind die formalen Vollkommenheiten des Gedächtnisses."
"Das Vermögen, sich vorsätzlich das Vergangene zu vergegenwärtigen, ist das Erinnerungsvermögen und das Vermögen, sich etwas als zukünftig vorzustellen, das Vorhersehungsvermögen."
"Von der Erklärung, was der Begriff eines Geistes enthalte, ist der Schritt noch ungemein weit zu dem Satze, daß solche Naturen wirklich, ja auch nur möglich seien."

Nun, mir ergibt sich aus all dem Antreffen ein logischer Schluß, daß der 'Mensch' hierin 'sich sein Selbstverständnis bewahrt', dem gegenüber nämlich vor allem in der Naturwissenschaft doch die 'Einsicht in das Selbst' (die sogenannte 'Introspektive') überhaupt nicht Inhalt ist und somit deren Aufklärung auch gar nicht auf die des Menschen Selbst derart einwirken kann - der Mensch hierin zwangsläufig sich selbst begründet, aufgrund dessen dies darin überhaupt nicht Gegenstand des Händlings ist. Dem gegenüber hat sich hingegen eines unverrückbar etabliert, daß es nämlich der Geist ist, welcher das Denken und die Vorstellung hervorbringt.

Und genau DAS ist hingegen bei Kant der 'Verstand' und eben nicht der Geist, sodaß dieser tatsächlich 'die Gegenständlichkeit als solche erklärt, indess jedoch ein anderes Wort dafür benutzt, um das zu kennzeichnen, was den Geist ausmacht. Und gemäß dem sich das Seinige auch auf Lockes Werk begründet, entwickelte sich 'darüber' sein Verbund, welcher indirekt zu dem führte, was sich etablierte, nur daß hierin 'die Allgemeinheit' den Mißstand sprachtechnisch korrigierte, um das Bildnis in seinen klärenden Zustand zu bringen.

Es sind somit auch generell 'nicht unbedingt' die sogenannten 'Gelehrten', welche die Dinge auf-/klären, sondern weitläufig sogar überhaupt erst verklären, wohingegen es ist der Verstand des Menschen ist, dessen Funktion darauf beruht, daß dieser die Widersprüche erkennt und sich gegenüber Kant's mißverhältlichem Anwendung rein intuitiv vollzieht, ob der Mensch es bewußt wahrnimmmt oder nicht und somit, ob dieser es 'im Geist sieht und erkennt', darin überhaupt keine Rolle spielt. DAS hat man nicht nur in dieser Gegebenheit, sondern generell ver-Kan(n)t!

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