Kann man der Worte Bedeutung derart verdrehen?

Hier geht es einerseits um die Erörterung logischer Grundstrukturen in der Philosophie und andererseits um Sprachanalyse als philosophische Methode, Theorien der Referenz und Bedeutung, Sprechakttheorien u.ä.
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Quk
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Mi 10. Jan 2024, 12:06

Ich frage mich, warum Jörg Lenau soviel über Sprache schreibt, wenn er eigentlich die Schrift meint. Meine Ohren hören keinen Unterschied zwischen griechischen und lateinischen Buchstaben; meine Ohren hören gesprochene Wörter. Klingt λόγος anders als Logos?




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Jörg Lenau
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Mi 10. Jan 2024, 16:41

Nauplios hat geschrieben :
Mi 10. Jan 2024, 11:46

τοῦ δὲ λόγου τοῦδ' ἐόντος ἀεὶ ἀξύνετοι γίνονται ἄνθρωποι καὶ πρόσθεν ἢ ἀκοῦσαι καὶ ἀκούσαντες τὸ πρῶτον· (Heraklit; 22 B 1)

"Die hier vorliegende Erklärung verstehen die Menschen niemals, weder bevor sie sie hören, noch danach."
Wahrlich lustig diese 'Übersetzung', denn zumal hätte ich es gar nicht treffender derart auf den Punkt bringen können!

Wer versteht nämlich überhaupt DEN Sinn dieser Aussage, ist der Kernpunkt, was eben auch in John Lockes Aufklärung darinnen steckt, daß man sich nur vorstellen kann, was man selbst über die Sinne erfahren hat. Erklärt eben auch den Kern im Bezug der Sprache: wenn sie auf der Sinnenbegründung sich etabliert hat, kann sogar überhaupt keiner das Jeweilige nachvollziehen, wenn er das Entsprechende nicht selbst erfahren hat.

Zu diesem Ausscnhitt erfordert es der Kenntnis, daß die Vorsokratiker (worauf dessen Unterscheidung auch beruht), sich über die 'Intuition' umsetzten und NICHT wie die sich davon scheidenden Philosophen, welche sich (rein) geistig 'sprachtechnisch' etablierten - eben auch später, wie in der Konfrontation von Aristoteles und Plato bereits etabliert - auch bei uns dann explizit in Empiristen und Rationalisten scheidet.

Heraklit's Ausage besagt entsprechend, daß ohne die (Sinnes-)Erfahrung es sich überhaupt nicht einem anderen vermittelt.

- - - "Logos", "Philia", "Philosophia" sind keine griechischen Wörter, aber λόγος, φιλία, φιλοσοφία.

DAS ist der Kern der Angelegenheit. Bei Ersterem handelt es sich um die lateinischen 'Übertragungen'. WIE jedoch kann ein Wort in einer Kultur, dieselbe Bedeutung haben, wie in einer anderen?

Musterbeispiel zu dem Unsrigen: ich denke also bin ich -> cogito ergo sum
Da ist nicht nur kein Subjekt, sondern noch nicht einmal ein Objekt involviert.

Weiteres Musterbeispiel: 'Bewußtsein' wurde von Christian Wolff begründet auf seinem Ursprung von 'bewust seyn', wohingegen die anderen europäischen Sprachen die lateinische Version etablierten, gemäß dem englischen consciousness - Abstammung: consciense - was nämlich Gewissen bedeutet. Führte hingegen auch dazu, daß wir heute Bewusstsein mit zwei 's' schreiben, weil man mißlicherweise es auf den Ursprung von Descartes bezog und somit auf ein 'Mitwissen' (als Synonym zu 'Gewissen').

Bei Herkaklit hat sein λόγος die Bedeutung, gemäß seiner Erkenntnis über den 'Fluxus' - dem unentwegten Fluß der Dinge - somit dem 'Prinzip der Natur', wohingegen seine lateinische Übertragung von 'Logos' sich bereits auf die Logik bezieht, jedoch darin in seinem Verweis der Herkunft aus dem Griechischen, wohingegen es im Deutschen der 'Logik' dann einzig noch im Bezug des Geistigen anzutreffen ist. Außer bei Kant, worin es nämlich gar keinen Bezug zum Geist gibt und dieser sich auf die Anschauung bezieht - somit auch auf die Intuition (DER Grund, warum man ihn nicht versteht, zumal wie ich antreffe, sogar auch durchwegs darin übergeht).

Die etablierten Sprachen erklären sich von selbst, NUR muß man eben auch das in Betracht ziehen, WO es herstammt - seine Abstammung und weiterführenden Verlauf und in welchem 'Kontext', denn wir begründen heute gar nichts Neues, sondern speziell in der Sprache hat alles irgendwo seine Herkunft.




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Quk
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Mi 10. Jan 2024, 17:43

Jörg Lenau hat geschrieben :
Mi 10. Jan 2024, 16:41
"Logos", "Philia", "Philosophia" sind keine griechischen Wörter, aber λόγος, φιλία, φιλοσοφία.
Diese Aussage halte ich für falsch. Richtig wäre meiner Ansicht nach folgende Aussage:

"Logos", "Philia", "Philosophia" sind griechische Wörter, hier dargestellt in lateinischer Schrift.

Ich meine, sagt ein Mensch diese Wörter auswendig auf vor einem Publikum bestehend aus Griechen, Römern, Hessen, Wissenschaftlern und Philosophen, so wird niemand im Publikum feststellen können, mit welchen Buchstaben die Wörter aus dem Munde des Sprechers kommen. Also was für eine Relevanz soll die Schrift haben hinsichtlich jener Wortbedeutungen, zumal gerade in alten Zeiten Sprache meist zu hören als zu lesen war?

Wo liegt der springende Punkt derart darinnen?




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Jörn Budesheim
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Mi 10. Jan 2024, 17:53

Erzählt man sich nicht sogar, dass Sokrates die geschriebene Sprache in gewissen Hinsichten abgelehnt hat?




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Quk
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Mi 10. Jan 2024, 17:56

Ja, genau. Es war wohl Platon, der Sokrates Sprüche aufschrieb.




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Jörg Lenau
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Mi 10. Jan 2024, 19:09

Quk hat geschrieben :
Mi 10. Jan 2024, 17:43
Diese Aussage halte ich für falsch. Richtig wäre meiner Ansicht nach ...
Nun, das 'Erlesen' der kulturellen Gegebenheiten, ist wohl dann auch nicht das Thema - sondern eher das 'Sinnieren'. SO kann man auch der Worte Bedeutung verdrehen'. Vielen Dank, für diese 'Offenbarung'. Und um es hiermit auch einmal einzubringen: auch die Etymologen und Linguisten vollziehen dies sogar systematisch, weil bei ihnen die Sinnbedeutung überhaupt nicht Inhalt der Ermessung ist - auch diesen ist die 'Semiasiologie' eindeutig ein Fremdwort.




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AufDerSonne
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Mi 10. Jan 2024, 19:21

Ist es nicht ein alter Hut, dass man Wörter manchmal nicht genau von einer Sprache in die andere übersetzen kann?



Ohne Gehirn kein Geist!

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Nauplios
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Mi 10. Jan 2024, 20:24

Jörg Lenau hat geschrieben :
Mi 10. Jan 2024, 16:41

- - - "Logos", "Philia", "Philosophia" sind keine griechischen Wörter, aber λόγος, φιλία, φιλοσοφία.

DAS ist der Kern der Angelegenheit. Bei Ersterem handelt es sich um die lateinischen 'Übertragungen'.
Wenn ich es richtig sehe, Jörg, dann machst Du Dich für's Griechische und Lateinische stark. Das ist sehr sympathisch und meine Zustimmung ist Dir gewiß. Da sich nach meinem Ausflug in die Systemtheorie Ende letzten Jahres der Verdacht eingeschlichen hat, ich könnte womöglich ein Verächter der "alteuropäischen Denktraditionen" sein, bietet mir diese Diskussion hier die Möglichkeit der Rehabilitation. ;)

Vor mir liegen auf meinem Schreibtisch drei griechische Grammatiken. Die älteste stammt aus dem Jahre 1841 ("Griechische Grammatik" von Christian Friedrich Rost), die zweite ist die "Griechische Grammatik" von Philipp Buttmann von 1854 und die "neueste" ist die "Ausführliche Grammatik der griechischen Sprache" von Raphael Kühner mit 1185 Seiten. Diese Grammatiken stammen also etwa aus der Zeit Ferdinand Heerdegens, dessen "Untersuchungen zur lateinischen Semasiologie" Du ja kürzlich erwähnt hast.

Alle drei Grammatiken beinhalten Ausführungen zu den Formen der Substantive - das war ja der Ausgangspunkt, daß Deiner Meinung nach die griechische Sprache über keine Substantive verfüge.
20240110_194349.jpg
20240110_194349.jpg (561.54 KiB) 1108 mal betrachtet


Laß' uns gemeinsam für die Muttersprache der europäischen Philosophie werben, da bin ich bei Dir; nur muß es dabei historisch angemessen und inhaltlich korrekt zugehen.

Also - nichts für ungut.




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Jörg Lenau
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Mi 10. Jan 2024, 20:33

AufDerSonne hat geschrieben :
Mi 10. Jan 2024, 19:21
Ist es nicht ein alter Hut, dass man Wörter manchmal nicht genau von einer Sprache in die andere übersetzen kann?
Ist mir zwischenzeitlich ins Zentrum gerückt, indem ich feststellen mußte, daß sämtliche antreffenden philosophischen Schriften, gar nicht ins Englische 'übersetzt' werden, sondern man völlig andere Worte verwendet, sodaß man darin z.B. bei Kant genau das Gegenteil über diesen besagt, was dieser aufbrachte - nicht seine Darstellung der Paradoxie des Prinzips des Rationalismus (gemäß Locke's Fundierung) sein Abbild erfährt, sondern dieser sogar als DER Repräsentant des ('erfolgreichen') Rationalismus - als Etablierer der 'Phänomenologie des Geistes' gehandhabt wird. Bei den erfolgten Übersetzungen war in den 1930er Jahren sogar ein deutscher Linguist der Verfasser. Darin lautet z.B. die Übersetzung von Verstand 'understanding' und der von Vernunft 'reason'.

Gravierend ist, daß sich darüber darlegt, daß die anderen, gar nicht das Original verwenden zur Übersetzung, sondern stattdessen die englische Vorlage, derart nachfolgendes Abbild dies verdeutlicht.

https://www.sya.de/prinzipien/img/Kants ... sionen.jpg
Anmerkung: Bild ist zu groß für hier - bitte als Verweis aufrufen.

Aufgrund meiner tiefgreifenden Beschäftigung damit, läßt sich klar erkennen, daß es sich in keiner Weise um eine 'Mißlichkeit' oder Unkenntnis handelt, hingegen eben auch ihrer 'Vermutung' entgegen bringen, daß es sich keineswegs als 'alter Hut des kennens' erweist, denn hierin handelt es sich um die generelle Situation, daß man sich auf eine 'vollzogene Latinisierung' bezieht, was sich vor allem auch darüber darlegt, daß man die herkömmlichen Wörterbücher, worin noch 'Wortbedeutung', -begründung und Herkunft die Grundlage waren, im 20. Jh. durch Lexikas (a la Oxford English Dictionary) ersetzt hat, welche zumal auch gar keine Unterscheidung von 'deutschen Begriffen' und 'latinisierten Substantiven' überhaupt vollzieht. DAS entspricht hingegen dem Englischen, worin die etablierte Einheitssprache rein fremdbegründet (sächsisch, französisch, lateinisch, ...) ist.




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Jörg Lenau
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Mi 10. Jan 2024, 21:37

Nauplios hat geschrieben :
Mi 10. Jan 2024, 20:24
Alle drei Grammatiken beinhalten Ausführungen zu den Formen der Substantive - das war ja der Ausgangspunkt, daß Deiner Meinung nach die griechische Sprache über keine Substantive verfüge.
Vielleicht oder wohl eher doch augenscheinlich, ist wohl noch immer nicht durchgedrungen, derart ich die 'Unterscheidung' der Begriffe und Substantive erläuterte. So bräuchte ich jetzt eigentlich nur die Gegenfrage entgegen zu bringen, inwiefern diese Autoren dies überhaupt als Inhalt aufbringen, wobei sich mir die Antwort eben auch bereits aus dieser Darstellung ergibt, denn zwar bin ich nicht der griechischen Sprache 'als solcher' mächtig, jedoch ist eben auch der Kern meiner Erfahrung geworden, daß die Substantive ERSTMALIG über 'die Übertragung' des Griechischen ins Latein überhaupt erst derart entstanden sind. Ist allgemein im Bezug der griechischen Götter bekannt, daß sie übertragen wurden, indess treffe ich nur auf Einzelne, welche überhaupt diesen Sachverhalt der Übertragung der Sprache kennen - indess keinen, welcher meinen aufbringenden Kernpunkt erkannt hat, obwohl dies unübersehbar ist (wenn man diese Unterscheidung kennt!).

Somit nochmals:

'Begriffe' begründen sich (gemäß der etablierten Dialekte, worauf diese fußen!) auf der Sinneserfahrung des Subjekts, gemäß ergreifen -> begreifen -> Begrifflichkeit, worin der 'Begriff' zum Einen das sinnlich erfahrene Begreifen repräsentiert, wie auch dessen Übertragung in der Sprache - setzt somit auch den entsprechenden Bezug voraus (wer den Franz nicht kennt, kann keinen Bezug darüber begründen).
Erklärungen: u.a. Ueberweg

'Substantive' hingegen repräsentieren eine Objektivität, welche das Subjekt(ive) nicht beinhalten - zumal werden darin die Verben, Adjektive, etc. auf dem Substantiv begründet (somit umgekehrt). 'Baum', 'Person', ..., und auch 'Gott' beruhen auf einer 'nicht-vorstellbaren (sinnesentzogenen) Grundlage, gemäß dem diese stattdessen kategorisch differenzierend gegenüber Anderen begründet werden und darüber ein Neutrum repräsentieren.

Zur Zeit von Aristoteles hatte sich 'koine' als Allgemeinsprache, ähnlich unserem Hochdeutsch etabliert, worin sich Aristoteles auf den Grundstock von 'Subjekt und Prädikat' - somit den deutschen Begriffen ensprechend bezieht.

Das Prinzip der Substantive hat, neben der Einfachheit der darüber vollzogenen Übertragung, vom Griechichen Bestand in das Lateinische, zumal seinen Grund in seinem ausgehenden Händling von Objekten in Handel und Verwaltung - deren Schriftendokumentation, jedoch verknüpft es sich auch, mit der etablierten Ideologie des Parmenides, gemäß dem der Sinne Vermittlung eine Verfälschende sei, was bei uns zur Etablierung dessen Ideologie des Rationalismus führte (gemäß Plato's Vorbild der 'idéa'), was eben auch zur Konfrontation gegenüber dem sich scheidenden Empirismus/Sensualismus gelangte - eben auch die Aufklärungen sich überhaupt erst darüber vollzogen haben - hingegen NICHT dieser sprachtechnische Aspekt.

Generell ist im Bezug der Geschichte zu bedenken, WER diese abbildet, denn sogar in der Regel, wird die Geschichte 'umgeschrieben' - Geschichte GEschrieben - warum auch die elementaren Forscher sich einzig auf Dokumentarien aus den jeweiligen Zeit- und Ortswesen begründen.




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Nauplios
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Mi 10. Jan 2024, 22:05

Und damit ist die titelgebende Threadfrage beantwortet: Man kann. ;)




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Jörg Lenau
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Mi 10. Jan 2024, 22:40

Nauplios hat geschrieben :
Mi 10. Jan 2024, 22:05
Und damit ist die titelgebende Threadfrage beantwortet: Man kann. ;)
Wahrllich ein mustergültiges Beispiel, warum ich die Rationalisten als reine Reduktionisten erkannte, gemäß dem sie nämlich derart einzig das 'herausgreifen', was ihnen paßt und darüber Jegliches verdrehen. Die Frage lautet nämlich nicht, ob man KANN, sondern 'inwiefern (WER) kann'. Dazu verweise ich einmal auf meinen anhängenden Sinnspruch - seiner Gegenüberstellung der 'Prinzipien des Seins' gegenüber den 'Relativitäten des Seins', was nämlich das Da-Sein eben auch in unserer Gegenüberstellung seiner Wahrnehmung und Vorstellung repräsentiert. Dem entsprechend ist zwar letzereres relativ, jedoch NICHT die 'Prinzipien'.

Gemäß dem die Sprache, in seiner Begründung der 'Begriffe' sowohl als auch repräsentieren, kann man dies darin eben NICHT willkürlich vollziehen, da sich die Natur des Da-Seins, worauf diese verweist, eben NICHT ändert. Und so hat sich z.B. auch das 'Atom', welches ursprünglich das Prinzip des kleinsten unteilbaren Teilchens repräsentiert nicht verändert, sondern vielmehr hat man dessen Bezeichnung zwischenzeitlich für die 'Substanz' des (angeblichen) Atoms mißbraucht, gemäß dem es auch zwangsläufig seinem Zerfall unterlag, da dies nämlich gar nicht realisierbar ist. Vollzogen hat man es hingegen darüber, daß man generell die 'Prinzipen der Natur' - somit die Naturgesetze - überhaupt nicht als Substanz gehandhabt hat, um darüber das zu etablieren, was dessen Prinzipwesen erforderte.




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Jörg Lenau
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Mi 10. Jan 2024, 22:43

Nauplios hat geschrieben :
Mi 10. Jan 2024, 22:05
Und damit ist die titelgebende Threadfrage beantwortet: Man kann. ;)
Wahrllich ein mustergültiges Beispiel, warum ich die Rationalisten als reine Reduktionisten erkannte, gemäß dem sie nämlich derart einzig das 'herausgreifen', was ihnen paßt und darüber Jegliches verdrehen. Die Frage lautet nämlich nicht, ob man KANN, sondern 'inwiefern (WER) kann'. Dazu verweise ich einmal auf meinen anhängenden Sinnspruch - seiner Gegenüberstellung der 'Prinzipien des Seins' gegenüber den 'Relativitäten des Seins', was nämlich das Da-Sein eben auch in unserer Gegenüberstellung seiner Wahrnehmung und Vorstellung repräsentiert. Dem entsprechend ist zwar letzereres relativ, jedoch NICHT die 'Prinzipien'.

Gemäß dem die Sprache, in seiner Begründung der 'Begriffe' sowohl als auch repräsentieren, kann man dies darin eben NICHT willkürlich vollziehen, da sich die Natur des Da-Seins, worauf diese verweist, eben NICHT ändert. Und so hat sich z.B. auch das 'Atom', welches ursprünglich das Prinzip des kleinsten unteilbaren Teilchens repräsentiert nicht verändert, sondern vielmehr hat man dessen Bezeichnung zwischenzeitlich für die 'Substanz' des (angeblichen) Atoms mißbraucht, gemäß dem es auch zwangsläufig seinem Zerfall unterlag, da dies nämlich gar nicht realisierbar ist. Vollzogen hat man es hingegen darüber, daß man generell die 'Prinzipen der Natur' - somit die Naturgesetze - überhaupt nicht als Substanz gehandhabt hat, um darüber das zu etablieren, was dessen Prinzipwesen erforderte.

P.S.: den Sinnspruch habe ich hier ja gar nicht anhängend, sondern woanders - lasse es trotzdem so stehen und fügen ihn hier dazu:
Prinzipien des Seins - Relativitäten des Seins.




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Quk
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Do 11. Jan 2024, 04:04

Jörg Lenau geht beharrlich nicht auf mein Argument der unhörbaren Schreibweisen ein. Ist das unredliche Ignoranz oder ein optisches Versehen? Falls letzteres zutrifft, möchte ich das Argument darinnen derart noch einmal auf den Tisch legen:
Quk hat geschrieben :
Mi 10. Jan 2024, 17:43
Ich meine, sagt ein Mensch diese Wörter auswendig auf vor einem Publikum bestehend aus Griechen, Römern, Hessen, Wissenschaftlern und Philosophen, so wird niemand im Publikum feststellen können, mit welchen Buchstaben die Wörter aus dem Munde des Sprechers kommen. Also was für eine Relevanz soll die Schrift haben hinsichtlich jener Wortbedeutungen, zumal gerade in alten Zeiten Sprache meist zu hören als zu lesen war?




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Nauplios
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Do 11. Jan 2024, 19:38

Jörg Lenau hat geschrieben :
Mi 10. Jan 2024, 22:40
Nauplios hat geschrieben :
Mi 10. Jan 2024, 22:05
Und damit ist die titelgebende Threadfrage beantwortet: Man kann. ;)
Wahrllich ein mustergültiges Beispiel, warum ich die Rationalisten als reine Reduktionisten erkannte, gemäß dem sie nämlich derart einzig das 'herausgreifen', was ihnen paßt und darüber Jegliches verdrehen. Die Frage lautet nämlich nicht, ob man KANN, sondern 'inwiefern (WER) kann'.
Deine Ausgangsfrage, Jörg, hab' ist als eine Form des empörten Tadels verstanden im Sinne eines "Wie kann man [nur] die Bedeutung von Wörtern derart verdrehen?" - Das entspricht nicht ganz dem Wortlaut Deiner Fragestellung; es entspricht meinem Verständnis Deiner Frage.

Wenn das richtig ist - Du bist doch nicht auf der Suche nach Ratschlägen und Tipps zur Verdrehung von Worten, oder doch? - , worauf richtet sich denn dann Dein Bedauern? Was ist infolge des "Verdrehens" verlustig gegangen? Eine Ursprache, die noch rein von Verdrehungen war? - Die Historische Semantik, die Begriffsgeschichte, ist ja über viele Jahrzehnte der Entwicklung von Begriffen, ihrer Etymologie, ihren Bedeutungen nachgegangen. - Müßten die "Verdrehungen", die Du kritisierst, "zurückgedreht" werden? - War der ionische Dialekt Homers eine Art "Idealsprache", die durch die nachfolgenden Übersetzungen immer mehr deformiert ("verdreht") wurden? - Sollten die Kinder in den Schulen heute wieder obligatorisch Griechisch und Latein lernen?




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Jörg Lenau
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Do 11. Jan 2024, 20:41

Nauplios hat geschrieben :
Do 11. Jan 2024, 19:38

Deine Ausgangsfrage, Jörg, hab' ist als eine Form des empörten Tadels verstanden im Sinne eines "Wie kann man [nur] die Bedeutung von Wörtern derart verdrehen?" - Das entspricht nicht ganz dem Wortlaut Deiner Fragestellung; es entspricht meinem Verständnis Deiner Frage.
So ist es. Es erschließt sich hingegen jedoch über meinen weiteren Beitrag in aller Klarheit, nämlich über das Musterbeispiel von 'Geist.

Auch ich war einst derart 'unkundig' gegenüber der generellen Situation (unabhängig von Kant) und seitdem ich mich mit der Geschichte beschäftige, sehe ich dies eben auch aus dieser Warte, ausgehend, daß man ja doch gar nicht erkennt, derart man dies doch nach wie vor, wie sein Ursprung ein Gespenst nennt - und doch NICHT erkennt, daß man dies vollzieht. Darin besteht sogar ein elementarer Sarkasmus.

Indess ist dies ja noch extremer, denn etabliert über Wissenschaft und Philosophie - in beide 'Lehren', wurde der 'Geist' sogar über alles erhoben und im Glauben dient dieser sogar als Ersatz für den Ursprungsbezug der Seele.

Und tatsächlich repräsentiert genau das, was der 'Geist' symbolisiert, nämlich das Geisterhafte, was sich darüber vollzieht. Dieser hat überhaupt keine Substanz, weder physikalisch, noch immateriell existiert dieser überhaupt nicht - somit noch nicht einmal als eine 'geistige Erscheinung' (Vorstellung), wobei eben auch dies wiederum 'realisiert', daß es DEN welchen man handhabt DERART gar nicht gibt.




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Jörg Lenau
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Do 11. Jan 2024, 20:44

Quk hat geschrieben :
Do 11. Jan 2024, 04:04
Jörg Lenau geht beharrlich nicht auf mein Argument der unhörbaren Schreibweisen ein. Ist das unredliche Ignoranz oder ein optisches Versehen? Falls letzteres zutrifft, möchte ich das Argument darinnen derart noch einmal auf den Tisch legen:
Gibt es da etwa ein Problem, beim aufgebrachten Thema zu bleiben?

Mein aufbringender Bezug sind Worte und deren Bedeutung - somit nicht der 'Sprach-Laut'.




Timberlake
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Fr 12. Jan 2024, 02:01

Jörg Lenau hat geschrieben :
Do 11. Jan 2024, 20:44

Mein aufbringender Bezug sind Worte und deren Bedeutung - somit nicht der 'Sprach-Laut'.
Um mal dazu mal ein "Bezug" zu einer Sprache herzustellen, die hier ganz sicher niemand kennt und somit eine für alle gleichermaßen gültige Diskussionsgrundlage zu schaffen , auch für diejenigen , die nicht des Lateinischen bzw. Griechischen mächtig sind ...
Wikipedia hat geschrieben :
Eskimo-Wörter für Schnee

Im Alaska-Yupik finden sich folgende Wörterbucheinträge für „Schnee“
  • aniu „Schnee am Boden“
    apun „Schnee am Boden“
    qanikcaq „gefallener Schnee am Boden“ (< qanuk „Schneeflocken“)
    kanevvluk „leichter Schnee“
    muruaneq „weicher Tiefschnee“
    natquik „Schneewehe“
    nevluk „klebriger Schnee“
    qanisqineq „Schnee auf dem Wasser“
    qetrar „Harsch“
    utvak „Schneeblock“
    navcaq „Schneeverwehung, Wächte“
    nutaryuq „Neuschnee“
Eine solche Anzahl von verschiedenen Bezeichnungen ist angesichts der meteorologischen Erscheinungsformen von Schnee nicht ungewöhnlich (vgl. Schnee#Schneearten). Das Wortfeld Schnee umfasst daher auch in anderen Sprachen etliche Wörter, die aber vor allem im nicht-ländlichen Kontext weniger bekannt sind. Im Deutschen unterscheidet man etwa sowohl nach Alter des Niederschlages – Neuschnee (maximal drei Tage alt) und Altschnee – sowie nach seiner Konsistenz, z. B. Pulverschnee (locker, unter null Grad gefallen), Harsch (überfrorener Pulverschnee), Bruchharsch (eine besonders massive Schicht aus Eisschnee), Pressschnee (an Hängen, meist durch Wind angewehter und verfestigter Schnee), Triebschnee (Schnee, der verweht wird), Pappschnee oder Feuchtschnee, Sulzschnee (nass und schwer), Schneematsch oder Faulschnee (gemischte Konsistenz ohne Zusammenhalt), Grieseln (ganz leichter Schneefall), Graupel (wiederholt gefrorener, körniger Schnee) und Firn (mindestens ein Jahr alt, wiederholt gefroren). Weiter gibt es die Wörter Lawine, Wechte und Schneewehe. Dazu kommen weitere Unterschiede zwischen den schweizerdeutschen und bairischen (und darin eingeschlossen den österreichischen) Dialekten
.. kannst du uns deinen aufbringender Bezug an Hand des Wortes Schnee und deren Bedeutung beschreiben ?
Jörg Lenau hat geschrieben :
Di 2. Jan 2024, 19:04

Zwischenzeitlich ist es zu einem wahrlichen Marathon ausgeartet, zu ergründen, wer eigentlich welchen Begriff etabliert hat, gemäß dem nämlich weitläufig sogar anzutreffen ist, daß man sowohl in der Wissenschaft, wie auch der Philosophie darauf trifft, daß man Worte aus der Umgangssprache übernommen hat, indess darin eine völlig andere Bedeutung erlangten, als sie selbst repräsentieren.

Ich denke mal , dass es sich mit diesen Worten und deren Bedeutungsverdrehungen in etwa so verhält , wie mit dem , was man als Schnee umgangssprachlich aus der Sprache der Eskimos ins Deutsche übernommen hat. ...
AufDerSonne hat geschrieben :
Mi 10. Jan 2024, 19:21
Ist es nicht ein alter Hut, dass man Wörter manchmal nicht genau von einer Sprache in die andere übersetzen kann?
.. und zwar , weil naturgemäß und mehr oder weniger unvermeidlich, um nicht sogar zu sagen systemisch , ein alter Hut.
Jörg Lenau hat geschrieben :
Mi 10. Jan 2024, 22:43

Gemäß dem die Sprache, in seiner Begründung der 'Begriffe' sowohl als auch repräsentieren, kann man dies darin eben NICHT willkürlich vollziehen, da sich die Natur des Da-Seins, worauf diese verweist, eben NICHT ändert.
Als soches kommt man gar nicht umhin dergleichen zumindest ein Stück weit willkürlich zu vollziehen. Was ist denn die Natur des Da-Seins von Schnee?




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Jörn Budesheim
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Fr 12. Jan 2024, 08:05

Jörg Lenau hat geschrieben :
Do 11. Jan 2024, 20:44
Gibt es da etwa ein Problem, beim aufgebrachten Thema zu bleiben?
Für dich anscheinend schon. Und zwar dann, wenn Fragen gestellt werden, die nicht in deine Story passen.




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