Ludwig Wittgenstein über Privatsprache

Gemeinsame Lektüre und Besprechung philosophischer und anderer Literatur.
Franz Maria Arwee
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Mi 28. Mär 2018, 10:54

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 20. Mär 2018, 06:37
Kleiner Einschub: Im Grunde legt man, wann immer man etwas sagt, sich auf vieles andere fest. Sprache ist so gesehen ein Beziehungssystem. Ist das die grundlegende Eigenschaft der Sprache?
Das denke ich nicht, denn Unveränderlichkeit ist durchaus aussprechbar, kann aber keine tatsächlichen Folge haben. Es gibt keine Beziehung zwischen dem Sein und dem Nicht-Sein-Können.

Sprache kann immer nur auf die Erinnerung zurückgreifen und ist schon aus diesem Grund nur eine Reduktion. Menschen werden heute bereits von kleinauf darin geübt nur noch zu reduzieren.
Die Sprache Mathematik ist Reduktion, das Weglassen. Der Mensch verlernt zusehens zu abstrahieren.
Einem Sachverhalt ist es wurscht, wie er genannt wird. Aus einer Formalie selbst entsteht schlicht gar nichts...
Es ist die Fähigkeit des Menschen, nicht die Fähigkeit der Sprache.

Das Problem, die Illusion, kann nicht gleichzeitig die Lösung, die Wirklichkeit sein.




Franz Maria Arwee
Beiträge: 25
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Mi 28. Mär 2018, 11:09

Zur Weisheit fällt mir immer mal wieder ein

Eine sehr große Halle voller großer Philosophen ist kaum lebensfähig, trotz aller Sprachmächtigkeit.

Ein kleines indigenes Völkchen hingegen schon...
https://de.wikipedia.org/wiki/Pirah%C3%A3

Was sagt das über Philosophen und ihr Fachwissen, Philosophie genannt, aus?




Timberlake
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Di 21. Jan 2025, 13:53

Dia_Logos hat geschrieben :
Do 15. Mär 2018, 10:16
Bild

...

255. Der Philosoph behandelt eine Frage; wie eine Krankheit.


256. Wie ist es nun mit der Sprache, die meine Innern Erlebnisse beschreibt und die nur ich selbst verstehen kann? Wie bezeichne ich meine Empfindungen mit Worten? - So wie wir's gewöhnlich tun? Sind also meine Empfindungsworte mit meinen natürlichen Empfindungsäußerungen verknüpft? - In diesem Falle ist meine Sprache nicht ›privat‹. Ein Anderer könnte sie verstehen, wie ich. -

...

Quelle: http://www.geocities.jp/mickindex/wittg ... lLink-c250 Dort finden sich weitere relevante Passagen zu dieser und damit verwandter Fragestellungen.
Ich ergänze , ein Anderer könnte eine Sprache verstehen, wie ich, wenn er die Empfindungen mit den gleichen Worten verknüpft.

  • 257. »Wie wäre es, wenn die Menschen ihre Schmerzen nicht äußerten (nicht stöhnten, das Gesicht nicht verzögen, etc.)? Dann könnte man einem Kind nicht den Gebrauch des Wortes ›Zahnschmerzen‹ beibringen.«
Beispielweise Zahnschmerzen mit den beiden Worten Zahn und Schmerzen. Wobei man den Gebrauch dieser beiden Worte ein Kind dadurch beibringt , dass man auf seine oder auch die Zähne des Kindes verweist und bei Schmerzen darauf, wie sie sich bei einem selbst oder beim Kind äußern ( Stöhnen, das Gesichtverziehen etc.) Bleibt ein solcher Verweis aus, könnte ein Kind demzufolge tatsächlich weder etwas mit dem Wort Zahn noch mit dem Wort Schmerz und demzufolge auch nichts mit der Kombination von beidem , den Zahnschmerzen, nichts anfangen.
  • 257. Nun, nehmen wir an, das Kind sei ein Genie und erfinde selbst einen Namen für die Empfindung! - Aber nun könnte es sich freilich mit diesem Wort nicht verständlich machen. - Also versteht es den Namen, kann aber seine Bedeutung niemand erklären? -
Und auf eben diese Weise könnte sich natürlich auch ein Kind mit dem Namen verständlich machen , den er dafür erfunden hat. Übrigens genauso so funktioniert das Erlernen einer Fremdsprache. Sind doch Fremdsprache im Grunde genommen genau das, selbst erfundenen Namen für solche Empfindungen wie den Zahnschmerzen

Beispiele

Zahnschmerzen
Toothache .. Englisch
Ból zęba .. Polnisch
...
  • 257. Wie hat er das gemacht: den Schmerz benennen?! Und, was immer er getan hat, was hat es für einen Zweck? - Wenn man sagt »Er hat der Empfindung einen Namen gegeben«, so vergißt man, daß schon viel in der Sprache vorbereitet sein muß, damit das bloße Benennen einen Sinn hat. Und wenn wir davon reden, daß einer dem Schmerz einen Namen gibt, so ist die Grammatik des Wortes »Schmerz« hier das Vorbereitete; sie zeigt den Posten an, an den das neue Wort gestellt wird.
Durch einen Verweis auf die Zähne und auf das Stöhnen und dem Verziehen eines Gesichts , so hat man das gemacht , dass man die Zahnschmerzen auch in einer anderen Sprache benennen konnte. Wenn man sagt » Die Engländer haben den Zahnschmerzen einen Namen gegeben«, klar doch , dass das schon in der englischen Sprache vorbereitet sein muß, damit das bloße Benennen einen Sinn hat.
Zuletzt geändert von Timberlake am Di 21. Jan 2025, 14:17, insgesamt 2-mal geändert.




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Jörn Budesheim
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Di 21. Jan 2025, 14:12

Wofür oder wogegen möchtest du an dieser Stelle argumentieren? Oder anders: was willst du eigentlich sagen?




Timberlake
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Di 21. Jan 2025, 14:18

... wie gesagt ...
Timberlake hat geschrieben :
Di 21. Jan 2025, 13:53
Dia_Logos hat geschrieben :
Do 15. Mär 2018, 10:16

256. Wie ist es nun mit der Sprache, die meine Innern Erlebnisse beschreibt und die nur ich selbst verstehen kann? Wie bezeichne ich meine Empfindungen mit Worten? - So wie wir's gewöhnlich tun? Sind also meine Empfindungsworte mit meinen natürlichen Empfindungsäußerungen verknüpft? - In diesem Falle ist meine Sprache nicht ›privat‹. Ein Anderer könnte sie verstehen, wie ich. -

...

Quelle: http://www.geocities.jp/mickindex/wittg ... lLink-c250 Dort finden sich weitere relevante Passagen zu dieser und damit verwandter Fragestellungen.
Ich ergänze , ein Anderer könnte eine Sprache verstehen, wie ich, wenn er die Empfindungen mit den gleichen Worten verknüpft.

Ich argumentiere für die Ergänzung , dass ein Anderer eine Sprache verstehen könnte , wie ich, wenn er die Empfindungen mit den gleichen Worten verknüpft. Oder anders: ich will damit eigentlich sagen, dass nur in diesem Fall meine Sprache nicht ›privat‹ ist.

Wie von dir andernorts bereits erwähnt , dazu nur mal zum Vergleich ..

"....
„Es muss sich etwas ändern.“ Und er hörte
den Wecker nicht mehr. Dann begannen seine
Hände zu schmerzen, seine Stimme versagte,
dann hörte er den Wecker wieder, und nichts
änderte sich.
„Immer derselbe Tisch“, sagte der Mann,
„dieselben Stühle, das Bett, das Bild. Und zu
dem Tisch sage ich Tisch, zu dem Bild sage ich
Bild, das Bett heißt Bett, und den Stuhl nennt
man Stuhl. Warum denn eigentlich?“ Die
Franzosen sagen zu dem Bett „li“ , zu dem Tisch
„tabl“, nennen das Bild „tablo“ und den Stuhl
„schäs“, und sie verstehen sich. Und die
Chinesen verstehen sich auch. „Warum heißt das
Bett nicht Bild“, dachte der Mann und lächelte,
dann lachte er, lachte, bis die Nachbarn an die
Wand klopften und „Ruhe“ riefen.
„Jetzt ändert es sich“, rief er, und er sagte von
nun an zu dem Bett „Bild“.
„Ich bin müde, ich will ins Bild“, sagte er,
und morgens blieb er oft lange im Bild liegen
und überlegte, wie er nun zu dem Stuhl sagen
wolle, und er nannte den Stuhl „Wecker“
... "

"Ein Tisch ist ein Tisch" von Peter Bichsel. .....



In dem dieser "geniale" Mann von nun an zu dem Bett „Bild“ sagt , so bleibt dergleichen insofern seine private Sprache, wie das nur er , das Bett, mit dem Wort bzw. Namen „Bild“ verknüpft.

So einfach ist das.




Timberlake
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Di 21. Jan 2025, 14:53

... wie gesagt ...
Timberlake hat geschrieben :
Di 21. Jan 2025, 13:53
Dia_Logos hat geschrieben :
Do 15. Mär 2018, 10:16

256. Wie ist es nun mit der Sprache, die meine Innern Erlebnisse beschreibt und die nur ich selbst verstehen kann? Wie bezeichne ich meine Empfindungen mit Worten? - So wie wir's gewöhnlich tun? Sind also meine Empfindungsworte mit meinen natürlichen Empfindungsäußerungen verknüpft? - In diesem Falle ist meine Sprache nicht ›privat‹. Ein Anderer könnte sie verstehen, wie ich. -

...

Quelle: http://www.geocities.jp/mickindex/wittg ... lLink-c250 Dort finden sich weitere relevante Passagen zu dieser und damit verwandter Fragestellungen.
Ich ergänze , ein Anderer könnte eine Sprache verstehen, wie ich, wenn er die Empfindungen mit den gleichen Worten verknüpft.

.. eine Ergänzung zu dem Fall , dass meine Sprache nicht ›privat‹ ist und ein anderer sie verstehen könnte, wie ich. Reicht es, zumindest nach meiner Ansicht, nicht aus, dass meine Empfindungswörter mit meinen natürlichen Empfindungsäußerungen verknüpft sind. Sie müssen auch mit Empfindungsworte verknüpft sein, die auch ein anderer, für diese natürlichen Empfindungsäußerungen verwendet.

Wenn ich nur … meine! … Empfindungsworte mit … meinen! … natürlichen Empfindungsäußerungen verknüpfe, versteht mich kein Mensch!


P.S.
Da sehe ich doch gerade, dass der Beitrag gelöscht wurde, auf den mit diesem Beitrag geantwortet wurde. Wie dem auch sei, in dem er mir noch mal die Gelegenheit dazu geboten hat, mich diesbezüglich zu konkretisieren, trotzdem meinen Dank auch für diesen Beitrag.




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