Meditation und ihr philosophischer Gehalt

Aspekte metaphysischer Systementwürfe und der Ontologie als einer Grunddisziplin der theoretischen Philosophie können hier diskutiert werden.
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Jörn Budesheim
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Fr 7. Sep 2018, 06:19

Was macht ihr, wenn es beim Meditieren juckt?




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Jörn Budesheim
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Fr 7. Sep 2018, 06:29

Nach der Übung gibt es jeweils eine kurze Nachbetrachtung:

"Diese Übung ist alles andere als leicht, wir sind so daran gewöhnt von Radio, Fernsehen, Handys, Internet abgelenkt zu sein. Das ist banal und normal ist festzustellen, dass unsere Gedanken uns ständig mit sich ziehen. Nimm diese Erfahrungen in Deinen Alltag mit - wir alle verspüren eine gewisse Faszination für unsere Gedanken: es liegt in unserer Kultur oder an der Erziehung. Über die Meditation lernen wir, wirklich tief in uns einzutauchen - uns unseren Gedanken zu entziehen. Schau, ob diese Erfahrung deinen Alltag würzen kann - und das schon mit einer gewissen Kontinuität und einer weiterhin bewussten Präsenz."




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proximus
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Fr 7. Sep 2018, 07:21

Die Vorraussetzung für richtiges Sitzen ist richtig liegen zu können.



""Wahrheit" ist immer nur theoretisch." proximus

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proximus
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Fr 7. Sep 2018, 07:23

je mehr systematische weltanschauung aus der meditation folgt umso mehr ist was schiefgelaufen.



""Wahrheit" ist immer nur theoretisch." proximus

Tosa Inu
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Fr 7. Sep 2018, 17:14

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 7. Sep 2018, 06:19
Was macht ihr, wenn es beim Meditieren juckt?
Kratzen.

Wobei die Meditation nicht zum Breakdance mutieren sollte. Man muss schon unterscheiden, ob es mal juckt, dann wartet man eben bis die halbe Stunde um ist oder kratzt kurz, oder ob ständig irgendwelche scheinbar unbezwingbaren Bedürfnisse auftauchen, denen man jetzt unbedingt nachgehen muss.
Shunryu Suzuki hat mal gesagt, man müsse bereit sein auf dem Meditationskissen zu sterben.
Wenn man keine große Sache draus macht, ist es keine große Sache. Wer durch ständige Dinge, die nun mal gerade absolut nicht zu ändern sind, von der Meditation abgehalten wird, plustert sein Ego auf.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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Jörn Budesheim
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Fr 7. Sep 2018, 19:06

Tosa Inu hat geschrieben :
Fr 7. Sep 2018, 17:14
Kratzen
So hab ich es auch gehalten :)

ich hatte erst überlegt, ob ich es als Übung nehme, dann habe ich mich aber für den einfachen Weg entschieden :)

außerdem ist es ja ein Computerprogramm, das kann ich anhalten und ein wenig zurück spielen.
Tosa Inu hat geschrieben :
Fr 7. Sep 2018, 17:14
Wenn man keine große Sache draus macht, ist es keine große Sache.
Ja, das klingt überzeugend.




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Jörn Budesheim
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So 9. Sep 2018, 07:12

Aus meinem Tagebuch :-) Schwierige und schöne Übung heute. Die Sitzung widmete sich zunächst allein der Einatmung. Dann sollte man sich dem Moment zwischen Einatmung und Ausatmung widmen - ein kurzer Moment der Ruhe. (Verschnaufpause) Welche Gefühle spürt man an diesem Moment? Eine Erfahrung, die nicht leicht zu machen ist ... aber auch der Versuch war spannend.

Bild

Was ist der philosophische Gehalt dieser Übung? Ich weiß es nicht genau :-) Es ist aber erstaunlich, dass ich seit nun fast 60 Jahren dieser "Körper" bin, diesen Körper habe, aber vieles, was "er" macht noch nie richtig zur Kenntnis genommen habe. Etwas übertrieben gesagt: In manchen Hinsichten scheinen wir nur oberflächliche Bekannte zu sein ... ähnliches gilt für den Geist.




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proximus
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So 9. Sep 2018, 08:17

Ein jeder, der meditiert, meditiert woanders.



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Tosa Inu
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So 9. Sep 2018, 09:20

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 9. Sep 2018, 07:12
Eine Erfahrung, die nicht leicht zu machen ist ... aber auch der Versuch war spannend.
Das ist auch schon mal eine schöne Erkenntnis, nämlich die vermeintliche Banalität, dass es manches bei der Wendung nach Innen gibt, was leicht zu erfahren ist, während das bei anderem eher nicht der Fall ist.
Beim autogenen Training startet man mit Erfahrungen, die leicht zu machen sind, in dem man sich Köperteile oder -regionen bewusst macht, die wir oft benutzen. DIe Aufmerksamkeit in die Hand zu lenken und diese bewusst zu spüren, auch wenn sie nichts macht, fällt den meisten Menschen leicht. Die einzelnen Zehen des Fußes zu spüren, das wird es schon deutlich schwieriger.
Die Lücke zwischen zwei Atemzügen zu spüren ist nicht leicht und eine Vorübung für die Lücke zwischen zwei beliebigen Erfahrungen. Genau hier liegen die Bardoreiche verborgen, bzw. hier kommen sie zum Vorschein. Nicht unbedingt in der Lücke zwischen Leben und Tod, dem Sterbeprozess, dort ist es nur etwas leichter, weil man beim Sterben eher geneigt ist, bestimmte Ideen loszulassen.
Wenn Dir die Bardoreiche zu esoterisch sind - man hat aber die Wahl, das was einem dort als äußere Gottheiten und Dämonen begegnet, problemlos in psychische Zustände zu übersetzten und umgekehrt - dann findest Du im Zen die abgespeckte Version, genau zwischen den zwei Atemzügen könnte der Zen-Meister fragen: "Was fehlt hier?" Die Antwort lautet: "Nichts." Auch wenn man Schulden, Ehekrach oder Rücken hat, es gibt dennoch diese Momente, in denen man erfahren kann, dass nichts fehlt. Aber was sind eigentlich die Bedingungen (der Möglichkeit) dieser Erkenntnis? Was muss auf der Seite des Subjekts stehen, damit man, mindestens in der Lücken zweier Atemzüge einen Moment erleben kann in dem man aus dem, was einen natürlich sofort wieder überfällt, aussteigen kann? Denn selbstverständlich prasseln Gedanken wie die, dass man seine Schulden dennoch nicht 'wegmeditieren' kann auf einen ein, selbstverständlich hat der Alltag einen wieder, aber es geht nur darum, einen Erfahrungsraum zu schaffen, dass man auch wieder auf die andere Seite kommen kann, in diesen Raum, zwischen zwei Atemzügen.
Aber leicht und schwer war der Einstieg, das hier ist einerseits erst die Ouvertüre, also die ersten Töne der Ouvertüre und das Thema leicht und schwer ist beliebig zu steigern, andererseits immer mit der Option, die die Spiritualität mehr als anderes anbietet, augenblicklich und in jedem Moment und für immer zu begreifen, um was es geht.
Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 9. Sep 2018, 07:12
Was ist der philosophische Gehalt dieser Übung? Ich weiß es nicht genau :-) Es ist aber erstaunlich, dass ich seit nun fast 60 Jahren dieser "Körper" bin, diesen Körper habe, aber vieles, was "er" macht noch nie richtig zur Kenntnis genommen habe. Etwas übertrieben gesagt: In manchen Hinsichten scheinen wir nur oberflächliche Bekannte zu sein ... ähnliches gilt für den Geist.
Den philosophischen Gehalt hast Du gerade selbst formuliert. Bist Du jetzt eigentlich dieser Körper oder hast Du ihn?
Es geht nicht um eine (pseudo)esoterische Hänschenklein Lösung: Oh, ich habe ja nur einen Körper, also bin ich Geist.
Nein, es geht wirklich darum, wie man sich erlebt. Als jemand, der von seinem Körper drangsaliert wird, der scheinbar macht was er will und mit 'mir' kaum was zu tun hat? Als jemand, der seinen Körper als eine Art Lasttier sieht, das ihn durchs Leben trägt und der zu funktionieren hat, aber im Grunde vom Reiter (dem Ich) getrennt ist? Als jemand, der sagt 'ich bin mein Körper'? Als jemand, der sagt 'ich bin mein Körper' und das auch fühlt und zu fast allen Bereichen seines Körpers eine gleich gute Verbindung hat?
Dasselbe kann man dann noch mal mit seinen Gefühlen und Gedanken durchexerzieren. Wie stehen eigentlich meine Gedanken zu mir, wenn ich erfahre, dass ich wesentlich aus Ideen bestehe, die von anderen stammen? Gefühle teile ich ja sowieso mit anderen, die Basisemotionen oder Affekte sind uns angeboren, später kommen durch die Mischung mit Kontrollinstanzen noch sekundäre (manche sagen auch tertiäre und mehr) Emotionen zum Vorschein, aber auch so etwas wir Reue und Verzeihen ist ja nichts, was nur mir gehört.

Oder ist das Ich gerade diese einzigartige Mischung, der prinzipiell immer gleichen Bausteine? Dann gibt es aber doch ein Ich. Denn Dein Körperempfinden, Deine Emotionen, Deine Gedanken, Deine Jörn Qualia in ihrer individuellen Mixtur, ist niemandem zugänglich, einzig und allein Dir. Je mehr Du aber diese 'wie es ist Jörn zu sein' Seite zu fassen kriegst, in dem Du sie gerade nicht fasst, sondern stur beobachtest, in einzelnen Aspekten Dich kennenlernst, wie Du es nun seit Wochen auf eine neue Weise tust, umso mehr installierst Du aber eine neue Instanz in Dir (oder brichst zu ihr durch?), genau jene, die es lernt nur hinzuschauen, reinzuspüren, einfach zu empfinden. Wenn Du feststellst, dass Du ja tatsächlich einen rechten Fuß hast, der zu Dir gehört oder der Du auch bist, dann sieht man schon die Spötter ob dieser "Erkenntnis" grinsen und doch ist es etwas anderes, seit Jahren Fußballer oder Pianist zu sein und virtuos mit dem Fuß oder der Hand umzugehen, oder zu spüren, wie sich Fuß oder Hand tatsächlich anfühlen. Oder Eifersucht, ein kreativer Impuls, das Herz, Freude, Hass, ein Gedankengang, dem man so gerne folgt, die Augen ... aber wie auch immer man sich den, die oder das vorstellt, was da beobachtet, ist er, sie oder es eigentlich noch typisch Jörn? Klar, ersiees erlebt ja Dein Leben und Erleben, meins ist ein anderes, aber ist mein ersiees, denn nun eigentlich verschieden von Deinem? Ersiees bezeugt ja nur Erleben, die Gedanken dazu machst Du Dir oder ich mir, ersiees bezeugt in radikaler Unpersönlichkeit unsere Gedanken.
Ist ersiees nun ein Teil des Ich, oder nicht?



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

herbert clemens
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Mo 10. Sep 2018, 08:52

Es gibt diesen Moment, in dem ich nur Zeuge bin, in dem ich frei bin, frei von Gedanken, Gefühlen, körperlichen Befindlichkeiten.
Ich kann mich entscheiden, diese oder jene Befindlichkeit, usw. mehr oder weniger in mir zuzulassen.
Es geht mir um die Entwicklung der Haltung der Freiheit,
frei von der Anhaftung an mich bedrängende Gefühle, …
frei für die Entwicklung der eigenen Lebesfreude, …
getragen von der Einsicht, dass Liebe und Wahrheit als geistige Dimension „die“, „meine“ Welt durchziehen.
Es gibt diesen inhaltslosen Kern,das „Höhere Ich“, „Selbst“ in mir, das sich immer wieder mit der eigenen Biographie, den eigenen Befindlichkeiten, … verbindet,
und gelassener als am Vortag die Schulden betrachtet
und die Dämonen, die sich in der Seele zeigen.




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Jörn Budesheim
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Di 11. Sep 2018, 20:57

herbert clemens hat geschrieben :
Mo 10. Sep 2018, 08:52
Es gibt diesen Moment, in dem ich nur Zeuge bin, in dem ich frei bin, frei von Gedanken, Gefühlen, körperlichen Befindlichkeiten.
Ich kann mich entscheiden, diese oder jene Befindlichkeit, usw. mehr oder weniger in mir zuzulassen.
Es geht mir um die Entwicklung der Haltung der Freiheit,
frei von der Anhaftung an mich bedrängende Gefühle, …
frei für die Entwicklung der eigenen Lebesfreude, …
getragen von der Einsicht, dass Liebe und Wahrheit als geistige Dimension „die“, „meine“ Welt durchziehen.
Es gibt diesen inhaltslosen Kern,das „Höhere Ich“, „Selbst“ in mir, das sich immer wieder mit der eigenen Biographie, den eigenen Befindlichkeiten, … verbindet,
und gelassener als am Vortag die Schulden betrachtet
und die Dämonen, die sich in der Seele zeigen.
Ich für meinen Teil möchte beinahe sagen: ich versuche es trotzdem!




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Jörn Budesheim
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Mi 12. Sep 2018, 19:28

Ich will das vielleicht kurz erklären. Ich weiß zwar, dass da "jemand" (nämlich du, Herbert) authentisch schreibt. Aber diese Sprache ist mir selbst eher fremd. Ich mache es "trotzdem" heißt einfach, dass ich die Erfahrungen, die ich teilweise mache, aufregend finde ... aber auch ohne den (oft) dazugehörigen "Jargon". Nichts für ungut :-)




flechtlicht
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Do 13. Sep 2018, 10:19

Eine Überlebende eines deutschen Konzentrationslagers hat über alle Grausamkeiten gesprochen, die ihnen zugefügt wurden,
"es reichte ihnen nicht, uns körperlich zu vernichten, sie wollten unsere Seelen zerstören - aber ich habe erlebt, es gibt einen Bereich in uns, den kann nichts und niemand beschmutzen oder gar erreichen."

Diesen Ort zu finden... in ihm zu leben... auf der Erde auszubreiten...

Meditation lässt keine Ruhe als bis alle Schulden bezahlt sind.
Denken erfindet gerne gute Gründe, neue zu machen.

Hans hatte einige Einkäufe zu erledigen und schlenderte durch die Stadt als er bemerkte, dass ein alter drahtiger Mann neben ihm herging, er blickte ihn an und ihm wurde gewahr, einem Engel zu begegnen. Wie angewurzelt blieb er stehen, senkte seinen Kopf und fragte unsicher "warum?".
Da hörte er aus der angeregten Unterhaltung zweier Frauen in seiner Nähe den Gesprächsfetzen "...weil Du nur ein einziges Mal aufrichtig warst..." an sein Ohr dringen.
Er richtete sich wieder auf, der Engel war verschwunden und ein älterer Herr fragte ihn freundlich, ob er etwas für ihn tun könne. Hans schaut sich um und sieht, dass er im Land der Wahrheit steht, ...oh ...nein, ...nein danke, sie sind wirklich sehr lieb.




herbert clemens
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Fr 14. Sep 2018, 08:38

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 12. Sep 2018, 19:28
Ich will das vielleicht kurz erklären. Ich weiß zwar, dass da "jemand" (nämlich du, Herbert) authentisch schreibt. Aber diese Sprache ist mir selbst eher fremd. Ich mache es "trotzdem" heißt einfach, dass ich die Erfahrungen, die ich teilweise mache, aufregend finde ... aber auch ohne den (oft) dazugehörigen "Jargon". Nichts für ungut :-)
Ja, jetzt habe ich es verstanden.
Ich finde es sinnvoll und beeindruckend, dass Du Erfahrungen sammelst.
Vielleicht sollte ich auch mehr üben statt zu „philosophieren“? Ich bin andererseits schon gespannt, wie Du deine Erfahrungen denkend einordnest. (Ich erlebe meinen „Jargon“ ja nicht als Jargon. Ob es hilfreich wäre, wenn Du meine Sprache noch unbefangener wahr nimmst?)
Meditation hat für mich Sinn, wenn sie mein Alltagshandeln berührt und es „stärkt“.
Folgender Buchtitel bringt diese Intention gut zum Ausdruck. „Ich bin hier, und alles ist jetzt: Warum wir uns jederzeit für die Freiheit entscheiden können“ (Edith Eva Eger) Ich habe das Buch (noch?) nicht gelesen.




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Jörn Budesheim
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Fr 14. Sep 2018, 09:24

Unter Jargon verstehe ich einfach eine gewisse Art und Weise zu sprechen. Auch wenn sich diese Art und Weise sicher in der Regel nicht scharf umreißen lässt. Mathematiker haben (als Mathematiker) oftmals einen anderen Jargon als z.b. Metzger (als Metzger). Philosophen der verschiedensten Sorten haben vielleicht einen anderen Jargon als Politiker der verschiedenen Sorten. Der Jargon der Esoteriker dürfte etwas verschieden sein von dem Jargon und der Zyniker :-) Es scheint auch einem gewissen Meditations-Jargon zu geben; meine Frau, die selbst meditiert, kannte sehr viel von dem, was ich ihr von der App erzählt habe.




herbert clemens
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Fr 14. Sep 2018, 11:32

Du sagst etwas über meine Sprache, gespannt bin ich darauf, was du zu meinen Aussagen zu sagen hast.




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Jörn Budesheim
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Sa 15. Sep 2018, 09:42

An anderer Stelle haben wir über Sinne eine Diskussion gestartet. Welcher Sinn (wenn es denn ein Sinn ist) erlaubt uns, in unser Knie "hineinzufühlen"? oder uns auf das Innere des Mundraums zu konzentrieren? Welcher Sinn (oder was es immer sein mag) befähigt uns, bloßer "Zeuge" des eigenen "Gedankenstroms" zu werden. Mit welchem Sinn "distanzieren" wir uns von uns selbst?




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Sa 15. Sep 2018, 09:52

Gibt es eine Verwandtschaft von Nagels "objektivem Selbst" und dem "Zeugen"?




Tosa Inu
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Sa 15. Sep 2018, 11:09

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 15. Sep 2018, 09:52
Gibt es eine Verwandtschaft von Nagels "objektivem Selbst" und dem "Zeugen"?
Kann man Nagels Position zum objektiven Selbst so zusammenfassen, dass man Sprache und in ihr insbesondere indexikalische Ausdrücke, nicht letztendlich objektivieren kann?
Falls ja, wäre zu klären, ob der Zeuge ähnlich dem Ich ein indexikalischer Ausdruck ist.

Ich, jetzt, hier sind ja allesamt subjektive Komponenten, die sich nicht in vollem Gehalt für jeden darstellen lassen.
Die 'Natur' des Zeugen zu klären, fände ich interessant, inklusive der Möglichkeit, dass es ihn gar nicht gibt. Das wird vom Ich ja auch zuweilen gesagt, entscheidend ist dann, was man unter dem Ich oder jetzt eben dem Zeugen versteht.

Der Idee, was der Zeuge ist kommt man dann nahe, wenn man sich fragt, wer ich bin. Ich bin mein Körper plus seine/meine Affekte und Emotionen und natürlich irgendwie meine moralischen, ästhestischen, gesellschaftlichen und kognitiven Einstellungen zum Leben.

Wenn ich das in der Meditation alles nur stur beobachte und laufen lassen, die Struktur des Entstehens und Vergehens betrachte, bin ich dann Teil des Geschehens oder stehe ich außerhalb? Für Habermas ist es allerdings kein größeres Wunder, dass die allzeit zwischen Beobachter und Teilnehmer hin und her switchen können. Also nichts besonderes, der Zeuge, oder doch anders, als sich in Auto fahrend, als jemand sehen zu können, der gerade Auto fährt?



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Jörn Budesheim
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Sa 15. Sep 2018, 11:22

Tosa Inu hat geschrieben :
Sa 15. Sep 2018, 11:09
Kann man Nagels Position zum objektiven Selbst so zusammenfassen, dass man Sprache und in ihr insbesondere indexikalische Ausdrücke, nicht letztendlich objektivieren kann?
Ich verstehe den Begriff so wie Jim Holt
Jim Holt über Thomas Nagel hat geschrieben : Obwohl ich mich im Zentrum meiner subjektiven Welt befinde, glaube ich, dass es eine objektive Welt gibt, eine Welt, die völlig unabhängig von mir existiert, eine ungeheure Weite des Raums und der Zeit, von der ich nur einen relativ winzigen Ausschnitt kenne. Diese objektive Welt war vorhanden, bevor ich geboren wurde, und sie wird auch noch vorhanden sein, wenn ich gestorben bin. Außerdem glaube ich, dass die objektive Welt keinen Mittelpunkt hat. Sie hat keine eingebaute Perspektive – wie es der Fall wäre, wenn sie zum Beispiel im Geist Gottes existierte. Und so muss ich auch versuchen, die Welt zu verstehen – ohne Mittelpunkt. Thomas Nagel hat für diesen mittelpunktlosen Blick auf die Wirklichkeit die einprägsame Bezeichnung «der Blick von nirgendwo» gefunden. Das Selbst, das danach strebt, die Wirklichkeit so zu sehen, nennt er das «objektive» oder das «wahre» Selbst. Das objektive Selbst unterscheidet Nagel in seinem Entwurf von einer bestimmten Person. Dieses Selbst verwendet die Erfahrungen dieser bestimmten Person als eine Art Fenster zur Welt, indem es mit diesen Erfahrungen ein perspektivloses Wirklichkeitsverständnis konstruiert.




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