Herr K. hat geschrieben : ↑ Mo 15. Jan 2018, 23:16
Ja, aber dem [genauer gesagt: nicht ein Monismus lauert hier, jedoch ein allumfassendes Ganzes aka "die Welt"] kann Gabriel mE nicht entgehen, sobald er eine Ontologie postuliert - was er ja tut. Denn eine Ontologie handelt entweder von allem, was es gibt (ist global) oder es ist keine Ontologie.
Ja, ungefähr so etwas hatte ich auch im Sinn, wobei mir nicht ganz klar ist, ob man das Reden über nicht noch mal von dem Sein als solchem trennen kann.
Aber die ontologische Rede über alles, auch wenn sie behauptet, das alles sei fragmentiert, ist ja doch auch eine behauptete Rede über alles, was es gibt. In dem Fall kein Ganzes, sondern miteinander interagierende Teile.
Herr K. hat geschrieben : ↑ Mo 15. Jan 2018, 23:16
Außerdem steht und fällt alles damit, was denn Sinnfelder nun eigentlich genau sein sollen, das ist mir bislang unklar, denn es fehlen Kriterien, nach denen bestimmt werden kann, ob etwas als Sinnfeld zählt oder nicht.
Ja, auch für mich der eindeutig schwächste Part der SFO, die völlige Unterbestimmtheit der Sinnfelder. Mich wundert nur, dass das von den Profis niemand moniert hat, das ist normalerweise eine der initialen Fragen.
Herr K. hat geschrieben : ↑ Mo 15. Jan 2018, 23:16
Ob seine Ontologie realistisch oder idealistisch sein soll, könnte evtl. mit dieser Frage geklärt werden: in welchem Sinnfeld kommt die Raumzeit (das Universum)
direkt vor?
Man könnte an ein dreiblättriges Kleebaltt denken, ein Blatt könnte die physische Welt sein, eine die logisch/numerische und eines die fiktionale, bleibt die Frage, wie man sich Überlappung, Kontakt, Durchdringung vorzustellen hat, weil sich zumindest in meiner Vorstellung ontologische Eigenständigkeit mit Durchdingung etwas beißt. Und wenn man da nicht aufpasst, ist man schnell bei der eher laffen Version 1, bei des es schon eine ontologische Vereinigung wäre, wenn ich Auto fahre und ausrechne, wie viele Kilometer es noch zum Ziel sind.
Herr K. hat geschrieben : ↑ Mo 15. Jan 2018, 23:16
Und noch eine Frage stellt sich mir: angenommen, Faust sei genauso ein Mensch wie Du und ich. Wie kommt es aber dann, dass ich mit Dir z.B. kommunizieren kann und Dich vermutlich auch persönlich treffen könnte, aber das mit Faust gar nicht geht?
Das kommt ja wirklich drauf an. In der Magie gibt es die Bestrebungen mit Wesen aus anderen Welten zu kommunizieren und entweder man zitiert die betreffenden Wesenheiten her (Evokationsmagie) oder man bereitet sich vor (zieht sich eine Art mentalen oder astralen Raum- oder Taucheranzug an) und besucht diese Welten selbst (mentales oder astrales Wandern). Klingt ziemlich verrückt, ist aber transkulturell immer und immer wieder beschrieben worden und wäre mit Phantasie, Halluzination oder Selbstsuggestion vielleicht zu beschreiben, wären da nicht jene Fälle in denen die Wanderer auch unsere Welt besuchen und plözlich Angaben über bestimmte Aspekte unserer Welt machen, die sie nach menschlichem Ermessen einfach nicht wissen können. Ist natürlich eine Grauzone und ich bin da eher streng, als dass ich jeden Unsinn durchwinke, aber selbst die sehr wenigen Ereignisse, die bleiben, sind für mich interessant genug, um mich erheblich zu faszinieren.
Herr K. hat geschrieben : ↑ Mo 15. Jan 2018, 23:16
Weil sich da einerseits was sinnfeldmäßig überlappt, anderseits aber nicht?
Rein philosophisch ist das auch für mich ein weiterer schwacher Punkt. Man müsste erklären, wie man zu den anderen Welten gelangt, bzw. diese kurzschließen kann, da ja getrennt.
Herr K. hat geschrieben : ↑ Mo 15. Jan 2018, 23:16
Aber was ist das, was sich da einmal überlappt und das andere mal nicht überlappt und was bedeutet "überlappen" in Bezug auf Sinnfelder eigentlich genau?
Am ehesten kann ich mir das als Resonanzphänomen vorstellen und dann als das, was Sloterdijk schlicht Üben nennt. Die Welt der Mathematik ist ja wirklich ein eigener Kosmos und man muss diese Welten immer und immer wieder besuchen, dann offenbaren sie immer mehr, man lernt sie immer besser kennen. Das ist eine nur begrenzt intersubjektive Praxis, weil viele Pionieren ja im wörtlichen Sinne Einzelgänger sind. Das Muster scheint da immer ähnlich zu sein, eine erste Faszination weicht irgendwann einer gewisse Routine, der Zauber verliert sich, doch wenn man tiefer ins Land geht, gewinnt man den Zauber zurück. Aus allem kann man eine Wissenschaft oder mehr noch, eine Zen-Praxis machen.
Brandoms Ansatz, unser Sosein als soziale Praxis zu sehen, als ein Spiel von Begründungen, in das die Bezugnahme auf die Außenwelt und die Empirie eingeflochten ist, ist schon gut und hat größere Ähnlichkeiten mit Gabriels Ansatz, ich frage mich, ob man nicht durchziehen und uns als Ballungen von Bewusstsein, statt von Materie interpretieren sollte. Das kommt in vielem glaube ich unserer Alltagswahrheit näher, in der wir eben nicht den ganzen Tag in und mit der materiellen Welt interagieren, sondern ganz im Gegenteil oft im Modus der Halbautomatik, ob wir Kaffee kochen, Auto fahren oder arbeiten und uns nur gelegentlich sammeln, fokussieren, konzentrieren. Eine loses Bündel, in der Lage sich zu sammeln. Aber Sammlung allein erklärt längst nicht alles, denn gerade im entspannten Modus der Offenheit werden wir weiter, lassen anderes (Sinnfelder, Welten?) in uns hinein. Achtsamkeit mag man das nennen, auch die Hirnwellen verändern sich dabei, vielleicht kann man sich, ähnlich wie ein Radiorogramm wirklich diese Veränderung als eine Öffnung gegenüber anderen Welten deuten. Ich bin aus purer Unkenntnis nicht sicher, wie weit Platon uns da eine Brücke bauen kann, aber der Platonismus Platons ist ein graduelles Anteilhaben an diesen Welten und die Idee eines immer tieferen Eindringens in diese scheint mir ein interessanter Aspekt zu sein.
Mir ist klar, dass das mehr eigene Fragen aufwirft, als es löst, aber Dreh- und Angelpunkt ist für mich das Ich im Kontakt zu all den Welten, die es gibt und ihrer Eigengesetzlichkeit, ein Wechselspiel: Die Systeme formen das Ich, das Ich verändert die Systeme bis beide ineinander aufgehen, indem man das Ich letztlich als Illusion durchschaut, aber auch das muss mehr als eine Redensart und ein so tun, als ob sein.