Fiktionaler Realismus
Verfasst: Fr 8. Sep 2017, 17:21
Gibt es fiktionale Entitäten wie z.B. literarische Gestalten und wenn ja: auf welche Weise, z.B. sind es konkrete oder abstrakte Entitäten? Und welche Eigenschaften haben sie im Falle ihrer Existenz: nur diejenigen, die ihnen explizit zugeschrieben werden oder auch solche, die sich durch Ableitung ergeben?
(Um sich einen Überblick über das Thema zu verschaffen, ist bei Bedarf der SEP-Artikel Fiction recht hilfreich.)
Ich habe das Thema eröffnet, weil ich auf einen Beitrag von Tosa Inu im Markus-Gabriel-Thread antworten wollte, es dort aber mE OT ist.
Nehmen wir einmal ein Beispiel. Man stelle sich eine Situation vor, in der viele Leute auf engem Raum versammelt sind, sagen wir ein Konzertsaal, kurz vor Beginn des Konzertes. Nun riefe jemand laut in den Saal: "Feuer, Feuer, es brennt, rette sich wer kann!" Er wolle sich aber nur einen "Spaß" erlauben, d.h. er habe sich nur ausgedacht, dass es brenne. Nehmen wir weiter an, das habe Auswirkungen, d.h. die anderen Leute gerieten in Panik und versuchten, so schnell wie möglich zum Ausgang zu gelangen. Würdest Du dann sagen wollen, dass das fiktionale Feuer existiere und dieses die geschilderten Auswirkungen habe? Und wenn nicht: könnte man das nicht analog auf literarische Gestalten übertragen?
(Um sich einen Überblick über das Thema zu verschaffen, ist bei Bedarf der SEP-Artikel Fiction recht hilfreich.)
Ich habe das Thema eröffnet, weil ich auf einen Beitrag von Tosa Inu im Markus-Gabriel-Thread antworten wollte, es dort aber mE OT ist.
Wenn Du von einer Wirkung von fiktionalen Wesen ausgehst, dann impliziert das ja bereits Existenz - nur Existierendes kann wirken. Ich hätte zunächst mal nur eine Frage: Du sagtest irgendwo sinngemäß, dass es in diesem Zusammenhang einen Unterschied mache, ob etwas nur ein flüchtiger Gedanke sei oder eine ausgearbeitete Geschichte, die weithin bekannt sei. Würdest Du nun meinen, dass es nur im zweiten Falle das betreffende Fiktionale gäbe? Falls ja: wo würdest Du da ungefähr die Grenze ziehen?Tosa Inu hat geschrieben : ↑Fr 8. Sep 2017, 10:40Ich würde mich Kripke und Brandom verbunden fühlen, die auch behaupten, dass fiktionalen Wesen (Brandom darüber hinaus auch Zahlen) eine Form der Existenz zukommt, mein Vorschlag ist noch immer, den Begriff der Existenz von fiktionalen Wesen an der Wirkung dieser Entitäten festzumachen, wobei ich da bei Zahlen selbst Schwierigkeiten sehe.
Der zentrale Klärungsedarf besteht m.E. im Zusammenhang mit dem Begriff Existenz. Auch Meinongs Unterscheidung von Existenz und Subsistenz (die ich meinte schon in einem Sekundärtext über Aristoteles gefunden zu haben) finde ich nicht schlecht.
Nehmen wir einmal ein Beispiel. Man stelle sich eine Situation vor, in der viele Leute auf engem Raum versammelt sind, sagen wir ein Konzertsaal, kurz vor Beginn des Konzertes. Nun riefe jemand laut in den Saal: "Feuer, Feuer, es brennt, rette sich wer kann!" Er wolle sich aber nur einen "Spaß" erlauben, d.h. er habe sich nur ausgedacht, dass es brenne. Nehmen wir weiter an, das habe Auswirkungen, d.h. die anderen Leute gerieten in Panik und versuchten, so schnell wie möglich zum Ausgang zu gelangen. Würdest Du dann sagen wollen, dass das fiktionale Feuer existiere und dieses die geschilderten Auswirkungen habe? Und wenn nicht: könnte man das nicht analog auf literarische Gestalten übertragen?