Wenn "die beiden nichtrelationalen Tatsachen" bestehen, dann besteht zwangsläufig auch die entsprechende relationale Tatsache" - das ist unvermeidlich. Wir könnten Peter den Kopf entfernen, dann "verschwände" die relationale Tatsache", allerdings nur um durch eine andere relationale Tatsache" ersetzt zu werden.Consul hat geschrieben : ↑Mi 10. Sep 2025, 22:34Wenn eine Tatsache keine wahre Aussage, sondern ein bestehender, wirklicher Sachverhalt ist, dann ist die Frage, ob für das Wahrsein der Aussage "Peter ist größer als Markus" die relationale Tatsache, dass Peter größer ist als Markus, notwendig ist, oder ob die beiden nichtrelationalen Tatsachen, dass Peter 2m groß ist, und dass Markus 1,8m groß ist, ausreichen. Ich meine, dass Letzteres der Fall ist.
Der Materialismus/Physikalismus
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Aber auch hier "misst" du es am Naturalismus. Aber das kaufe ich eben nicht. Ebenso wenig kaufe ich natürlich Formen von absolutem Idealismus (für einen Kollegen von mir ist alles Geist). Wären in einer solchen Sicht Steine "unterideal"? Nichts davon akzeptiere ich: Es gibt meiner Meinung nach kein Weltmaß.Consul hat geschrieben : ↑Mi 10. Sep 2025, 21:20Entscheidend ist die Essenz von Zahlen: Wenn sie abstrakte, übersinnlich-überräumlich-überzeitliche Objekte im Sinn des mathematischen Platonismus sind, dann ist der Glaube an die Existenz von Zahlen eben nicht naturalistisch (im Sinn des metaphysischen/ontologischen Naturalismus).
In dem Video gibt es ein Argument, was sich verallgemeinern lässt: Alles, worüber man wahre oder falsche Ansichten haben kann, existiert notwendig.
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Und ich "habe bereits expliziert", dass ich diesen Begriff im Grunde nicht akzeptiere. Das hat zur Folge, dass der Naturalismus - entgegen seinem Begriff - sich letztlich nicht auf die Natur bezieht.
Relationen sind einfach Verhältnisse, so existieren unvermeidlich. Falls es nur einen einzigen Gegenstand (oder auch nichts) gäbe, stünde dieser (oder das Nichts) in Relation der Identität mit sich selbst.
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"Sprechende Bibliotheken" - das führt aber auch zu Problemen. Wenn ich mit perplexity.ai recherchiere, wird oftmals DiaLogos selbst als Quelle geführtJörn P Budesheim hat geschrieben : ↑Do 11. Sep 2025, 07:41Da stimme ich zu. Aber die "Natürliche Intelligenz" (falls es so etwas gibt*) hat sich selbst eine "künstliche Intelligenz" (die gar nicht intelligent ist) geschaffen, die jetzt Teil des objektiven Geistes ist, metaphorisch gesprochen, sind das "sprechende Bibliotheken".
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* Es gibt auch den Gedanken, dass wir selbst eine KI sind, da wir eben nicht nur natürlich sind - damit wären wir wieder beim Thema![]()

Es ist wieder unklar, ob du unter Tatsachen eine Klasse von Aussagen/Aussagesätzen (wahre A.) oder eine Klasse von Sachverhalten (bestehende, wirkliche S.) verstehst.Jörn P Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 10. Sep 2025, 08:52Na doch ist es eine unmittelbar einleuchtende Tatsache. Manche solcher (platonisch/klingonischen) Relationen bestimmen zu guten Teilen unsere Leben: zum Beispiel die Relation des "Sprechens für" bei der es um Gründe geht, manchmal (aber nicht nur) anzutreffen in philosophischen Foren. Aber wesentlich im Alltag: Heute ist es regnerisch, das spricht dafür, dass ich einen Schirm mitnehme. Man kann nicht im Ernst leugnen, dass es solche Relationen gibt. Damit würde man die Tatsachen unseres Lebens leugnen.
Wenn ich sage, dass es keine relationalen Tatsachen gibt, dann meine ich damit nicht, dass es keine wahren relationalen Aussagen (relationalen Wahrheiten) gibt, sondern dass es keine wirklichen relationalen Sachverhalte gibt, d.i. Sachverhalte, die Beziehungen als (polyadische [mehrstellige] Attribute) enthalten.
Es gibt bekanntlich mehrere Arten von Gründen, und in deinem Beispiel geht es um einen Beweg- oder Handlungsgrund (ratio agendi), ein Motiv: X ist für Y ein Beweggrund, Z zu tun.
Wenn es regnerisch ist, dann ist das nur unter der Voraussetzung ein Motiv, einen Schirm mitzunehmen, dass man nicht nass werden will. Für jemanden, der es genießt, ohne Schirm im Regen spazieren zu gehen, ist das Regenwetter dagegen ein Motiv, keinen Schirm mitzunehmen. Motivation hängt also von individuellen Präferenzen, Interessen oder Intentionen ab; und motivationale Gründe sind folglich relativ.
Nach meinem Verständnis des Begriffs des "Dafürsprechens" bzw. "Dagegensprechens" bezieht sich dieser nicht auf motivationale Gründe, sondern auf normative, deontische Gründe, welche die Frage beantworten, warum man etwas tun/lassen soll.
Wenn es regnet und du nicht nass werden willst, dann spricht das nicht (im deontischen Sinn) dafür, dass du einen Regenschirm mitnimmst, sondern es veranlasst dich (im psychologischen Sinn), dies zu tun.
Anyway: Du setzt einfach voraus, dass beziehliche/relationale Begriffe wie diejenigen des Grundseins von etwas oder des Sprechens für/gegen etwas reale Beziehungen/Relationen als eine besondere Kategorie von Entitäten "da draußen in der Welt" repräsentieren. Doch ebendiese ontologische Voraussetzung gilt es zu hinterfragen!
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Ja, logischerweise.Jörn P Budesheim hat geschrieben : ↑Do 11. Sep 2025, 07:46Aber auch hier "misst" du es am Naturalismus.Consul hat geschrieben : ↑Mi 10. Sep 2025, 21:20Entscheidend ist die Essenz von Zahlen: Wenn sie abstrakte, übersinnlich-überräumlich-überzeitliche Objekte im Sinn des mathematischen Platonismus sind, dann ist der Glaube an die Existenz von Zahlen eben nicht naturalistisch (im Sinn des metaphysischen/ontologischen Naturalismus).
Biete mir eine Definition von "Naturalismus" (im metaphysischen/ontologischen Sinn) an, die den mathematischen Platonismus zu einer naturalistischen Position macht! – Mal sehen, ob ich dir diese dann "abkaufe".
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Doch, der metaphysische/ontologische Naturalismus tut dies allemal; denn ihm zufolge ist alles (Existierende) natürlich, Teil der natürlichen Welt, der Natur.Jörn P Budesheim hat geschrieben : ↑Do 11. Sep 2025, 08:22Und ich "habe bereits expliziert", dass ich diesen Begriff im Grunde nicht akzeptiere. Das hat zur Folge, dass der Naturalismus - entgegen seinem Begriff - sich letztlich nicht auf die Natur bezieht.
(Es gibt einen metaphilosophischen Naturalismus, der einen kontinuierlichen epistemologisch-methodologischen Zusammenhang zwischen der Philosophie und der Naturwissenschaft oder, allgemeiner, der Erfahrungswissenschaft behauptet bzw. fordert. Darin steht die Natur selbst nicht im Mittelpunkt.)
Nein, der Relationsrealismus ist weder logisch noch ontologisch unvermeidlich.Jörn P Budesheim hat geschrieben : ↑Do 11. Sep 2025, 08:22Relationen sind einfach Verhältnisse, so existieren unvermeidlich.
Ja, aber aus der logischen Wahrheit, dass alles mit sich selbst identisch ist, folgt nicht, dass es dazu eine reale Beziehung der Selbstidentität und entsprechende beziehliche Sachverhalte wie Jörns Mit-sich-selbst-identisch-sein gibt.Jörn P Budesheim hat geschrieben : ↑Do 11. Sep 2025, 08:22Falls es nur einen einzigen Gegenstand (oder auch nichts) gäbe, stünde dieser (oder das Nichts) in Relation der Identität mit sich selbst.
Ich bin außerdem der Meinung, dass eine logisch notwendige Wahrheit wie "Jörn ist mit sich selbst identisch" überhaupt keines Sachverhalts wie Jörns Mit-sich-selbst-identisch-sein bedarf, um wahr zu sein. Eine logisch notwendige Wahrheit benötigt allgemein keinen Wahrmacher, weil ihre Wahrheit allein aus der logischen Unmöglichkeit des Daseins eines Falschmachers folgt.
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Das braucht auch nicht zu erst folgen, denn die logische Tatsache, dass alles mit sich selbst identisch ist, ist bereits die "reale Beziehung der Selbstidentität".
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Ich spreche nicht von "da draußen in der Welt". Diese Unterscheidung akzeptiere ich gar nicht, wenn damit so eine Art Realitätsgefälle gemeint ist. Die Dinge, die es für uns, gibt es ebenso wie alles andere. Die Idee, dass die sogenannte bewusstseinsunabhängige Wirklichkeit "da draußen" – oder wie auch immer man es nennen möchte – die wirkliche Wirklichkeit ist, akzeptiere ich nicht.Consul hat geschrieben : ↑Fr 12. Sep 2025, 00:07Du setzt einfach voraus, dass beziehliche/relationale Begriffe wie diejenigen des Grundseins von etwas oder des Sprechens für/gegen etwas reale Beziehungen/Relationen als eine besondere Kategorie von Entitäten "da draußen in der Welt" repräsentieren. Doch ebendiese ontologische Voraussetzung gilt es zu hinterfragen!
Zurück zu den Gründen: Die Gründe, die wir haben, gibt es nur insofern es uns gibt. Sie bezeichnen die Relation des "für-etwas-sprechens". Und es gibt sie, da es uns gibt. Also gibt es Relationen.
Damit will ich natürlich nicht behaupten, dass alle Relationen davon abhängen, dass es uns gibt. Der Mond ist kleiner als die Erde, dieser Relation existierte, lange bevor sie jemand erkannt hat.
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Ich kaufe diese gesamte Passage nicht. Aber das ist letztendlich egal, weil auch in deiner Sicht Gründe am Ende Relationen sind, dass du stattdessen von Relativität sprichst ist egal – es bedeutet in diesem Zusammenhang das selbe. Wer gerne im Regen spazieren geht, für den spricht der Umstand, dass es gerade regnet dafür, einen Spaziergang zu machen. Das ist die genuin normative Relation "des Sprechens für".Consul hat geschrieben : ↑Fr 12. Sep 2025, 00:07Es gibt bekanntlich mehrere Arten von Gründen, und in deinem Beispiel geht es um einen Beweg- oder Handlungsgrund (ratio agendi), ein Motiv: X ist für Y ein Beweggrund, Z zu tun.
Wenn es regnerisch ist, dann ist das nur unter der Voraussetzung ein Motiv, einen Schirm mitzunehmen, dass man nicht nass werden will. Für jemanden, der es genießt, ohne Schirm im Regen spazieren zu gehen, ist das Regenwetter dagegen ein Motiv, keinen Schirm mitzunehmen. Motivation hängt also von individuellen Präferenzen, Interessen oder Intentionen ab; und motivationale Gründe sind folglich relativ.
(Daraus folgt natürlich weder, dass die Person tatsächlich spazieren gehen wird, noch folgt, dass sie spazieren gehen sollte. Denn der Umstand, dass es für etwas einen Grund gibt, heißt noch lange nicht, dass dies auch der ausschlaggebende Grund ist. Und es bedeutet natürlich auch nicht, dass die Person sich an diesen Gründen orientieren wird.
Und Gründe sind selbstverständlich keine Motive, weil Motive keine Rechtfertigungen sind, aber gute Gründe können mich motivieren, etwas zu tun. Kurz: Gründe sind keine bloßen Motive. Motive erklären mein Handeln psychologisch, Gründe rechtfertigen es normativ.)
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Eine Tatsache ist etwas wahres. Wenn ich denke "der Mond dreht sich um die Erde", dann habe ich eine Tatsache erfasst. Dieser wahre Gedanke ist also eine Tatsache – was natürlich nicht impliziert, dass alle Tatsachen wahre Gedanken sind – denn dass der Mond sich um die Erde dreht, war schon lange wahr, bevor jemand diese Tatsache erfassen konnte.
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Ja, aber der metaphysische/ontologische Naturalismus irrt sich – jedenfalls so wie ich es sehe. Ich weiß nicht, ob du Kinder oder Enkel hast. Wenn man ihnen verspricht, in die Natur zu gehen, und sie dann stattdessen in den Teilchenbeschleuniger am CERN oder in ein Kaufhaus führt, werden sie einen wahrscheinlich ziemlich schräg anschauen. Und womit? Mit Recht!
Zu behaupten, dass alles Natur sei, ist nach meiner Meinung eine unbegründete metaphysische Setzung. Sie entspricht weder dem gängigen Sprachgebrauch noch wirkt sie besonders plausibel. Gerade weil wir sehr wohl zwischen Natur und Kultur, Artefakten, Institutionen oder abstrakten Gegenständen unterscheiden, ist die Gleichsetzung „alles ist Natur“ eher eine Verwischung des eigentlichen Begriffsgebrauchs. Und zudem gibt schlicht zu viele Dinge, die keine Natur sind – neben Kaufhäusern etwa Zahlen, Kunstwerke, Parlamente oder Rechtfertigungen und vieles andere mehr.
Und ich hoffe, dass du nun nicht behaupten wirst, dass (gemäß meiner Sicht) Kaufhäuser übernatürliche Dinge sind

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Na doch

Wenn es beispielsweise nur zwei raumzeitliche Dinge gäbe, sagen wir zwei Kugeln, dann wäre die eine entweder größer als die andere oder beide wären gleich groß. Das ist schlicht und ergreifend gar nicht anders möglich. Zudem wäre es unvermeidlich wahr, dass es zwei Gegenstände gibt, also mehr als einen und weniger als drei und auch hier haben wir es natürlich mit Relationen zu tun.
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Keineswegs logischerweise, denn deine Position ist ja nicht trivialerweise wahr, ich halte sie für falsch und sie ist hochgradig umstritten.
Das ist jedoch gar nicht meine Position. Fast alles, was ich als existent akzeptiere, ist aus deiner Sicht vielleicht übernatürlich, aus meiner Sicht jedoch nicht. Du stellst es jedoch immer so hin, als wäre es selbstverständlich, diese Dinge als übernatürlich zu bezeichnen, aber das ist es nicht.
Man vertritt keineswegs irgendeiner Form von Aberglauben, wenn man der Ansicht ist, dass Zahlen existieren und ethische Werte objektiv sind.
Nein. Wenn es den Sachverhalt Jörns Mit-sich-selbst-identisch-sein (J = J) gäbe, dann bestünde dieser aus Jörn und der (reflexiven) Relation der Identität. Ein relationaler Sachverhalt enthält eine Relation (als einen Bestandteil), aber er ist nicht (als Ganzes) eine Relation.Jörn P Budesheim hat geschrieben : ↑Fr 12. Sep 2025, 11:33Das braucht auch nicht zu erst folgen, denn die logische Tatsache, dass alles mit sich selbst identisch ist, ist bereits die "reale Beziehung der Selbstidentität".
Sachverhalte sind wohlgemerkt etwas anderes als Aussagen oder fregesche Gedanken (Propositionen).
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Dann drücke ich es anders aus: Mario Bunge hat ein Buch über Ontologie mit dem Untertitel The Furniture of the World [Das Mobiliar der Welt] geschrieben. Die entscheidende ontologische Frage ist, ob Relationen (Beziehungen/Verhältnisse) als polyadische (mehrstellige) Attribute Teil des "Mobiliars der Welt" oder der Wirklichkeit sind oder nicht.Jörn P Budesheim hat geschrieben : ↑Fr 12. Sep 2025, 11:47Ich spreche nicht von "da draußen in der Welt". Diese Unterscheidung akzeptiere ich gar nicht, wenn damit so eine Art Realitätsgefälle gemeint ist. Die Dinge, die es für uns, gibt es ebenso wie alles andere. Die Idee, dass die sogenannte bewusstseinsunabhängige Wirklichkeit "da draußen" – oder wie auch immer man es nennen möchte – die wirkliche Wirklichkeit ist, akzeptiere ich nicht.Consul hat geschrieben : ↑Fr 12. Sep 2025, 00:07Du setzt einfach voraus, dass beziehliche/relationale Begriffe wie diejenigen des Grundseins von etwas oder des Sprechens für/gegen etwas reale Beziehungen/Relationen als eine besondere Kategorie von Entitäten "da draußen in der Welt" repräsentieren. Doch ebendiese ontologische Voraussetzung gilt es zu hinterfragen!
Daraus, dass der Mond kleiner als die Erde ist, folgt aber nicht, dass die Relation des Kleinerseins-als existiert, welche wohlgemerkt etwas anderes ist als das relationale Prädikat "x is kleiner als y".Jörn P Budesheim hat geschrieben : ↑Fr 12. Sep 2025, 11:47Zurück zu den Gründen: Die Gründe, die wir haben, gibt es nur insofern es uns gibt. Sie bezeichnen die Relation des "für-etwas-sprechens". Und es gibt sie, da es uns gibt. Also gibt es Relationen.
Damit will ich natürlich nicht behaupten, dass alle Relationen davon abhängen, dass es uns gibt. Der Mond ist kleiner als die Erde, dieser Relation existierte, lange bevor sie jemand erkannt hat.
John Skorupski spricht in seinem Buch The Domain of Reasons (Oxford UP, 2010) von "Grund-Beziehungen" ("reason relations") und sagt, dass Gründe Tatsachen seien ("reasons are facts"). Es gibt, wie gesagt, mehrere Arten von Gründen; und Skorupski spricht von normativen Gründen.
Die (angebliche) Relation des Sprechens von X für/gegen Y bezieht sich auf normative Gründe: Die Tatsache T ist ein normativer Grund für/gegen die Handlung H."Ein Grund ist ein „normativer Grund“ für die Handlung einer Person, weil er diese Handlung begünstigt: Er unterstützt, begründet oder rechtfertigt diese Handlungsweise." [Google Translate mit einer Änderung meinerseits]
SEP: Handlungsgründe: Begründung, Motivation, Erklärung [Google Translate]
Eine objektiv-reale Grund-Beziehung zwischen T und H besteht hier jedoch nicht, weil das Urteil, dass T für/gegen H spricht, eine (inter-)subjektive Entscheidung darstellt: Wir wählen bestimmte Tatsachen als normative Gründe für oder gegen etwas aus, sodass normative Urteile der Form "X spricht für/gegen Y" eigentlich nichts weiter bedeuten als "Ich begründe/rechtfertige / Wir begründen/rechtfertigen Y mit X". Die angebliche Relation des Sprechens für/gegen etwas als einer zwischen Tatsachen und Handlungen bestehenden relationalen Entität löst sich damit in Luft auf.
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Wenn Gründe Tatsachen sind, dann sind sie keine Relationen; denn Tatsachen qua Gründe sind zwar Relata von Grund-Relationen, aber selbst keine Relationen.Jörn P Budesheim hat geschrieben : ↑Fr 12. Sep 2025, 12:01Ich kaufe diese gesamte Passage nicht. Aber das ist letztendlich egal, weil auch in deiner Sicht Gründe am Ende Relationen sind, dass du stattdessen von Relativität sprichst ist egal – es bedeutet in diesem Zusammenhang das selbe. Wer gerne im Regen spazieren geht, für den spricht der Umstand, dass es gerade regnet dafür, einen Spaziergang zu machen. Das ist die genuin normative Relation "des Sprechens für".
Ja, nicht alle Gründe sind Motive; aber Motive (motivative Gründe) sind eine Art von Gründen – und normative Gründe eine andere.Jörn P Budesheim hat geschrieben : ↑Fr 12. Sep 2025, 12:01Und Gründe sind selbstverständlich keine Motive, weil Motive keine Rechtfertigungen sind, aber gute Gründe können mich motivieren, etwas zu tun. Kurz: Gründe sind keine bloßen Motive. Motive erklären mein Handeln psychologisch, Gründe rechtfertigen es normativ.)
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding
"Eine Tatsache ist ein Gedanke, der wahr ist." – Gottlob Frege ("Der Gedanke", 1918)Jörn P Budesheim hat geschrieben : ↑Fr 12. Sep 2025, 12:25Eine Tatsache ist etwas wahres. Wenn ich denke "der Mond dreht sich um die Erde", dann habe ich eine Tatsache erfasst. Dieser wahre Gedanke ist also eine Tatsache – was natürlich nicht impliziert, dass alle Tatsachen wahre Gedanken sind – denn dass der Mond sich um die Erde dreht, war schon lange wahr, bevor jemand diese Tatsache erfassen konnte.
Aus dieser Definition folgt, dass alle Tatsachen wahre Gedanken und alle wahren Gedanken Tatsachen sind.
Wenn relationale Tatsachen keine relationalen Sachverhalte sind, die Beziehungen als Bestandteile enthalten, sondern relationale Wahrheiten in Gestalt wahrer Aussagen/Aussagesätze, die Beziehungsbegriffe/Beziehungswörter enthalten, dann bestreite ich deren Existenz nicht – es sei denn, abstrakte Propositionen (fregesche Gedanken) oder abstrakte Aussagesatztypen gelten als Wahrheitswertträger.
Aus meiner Sicht gibt es in einer Welt ohne konkrete Wahrheitswertträger keine Wahrheiten (und auch keine Falschheiten), sondern nur wirkliche Sachverhalte. (Ein Sachverhalt ist wirklich oder unwirklich, aber er kann nicht wahr oder falsch sein.)
Bevor die natürlichen Sprachen entstanden, war es der Fall, aber nicht wahr, dass sich der Mond um die Erde dreht.
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Es sollte klar sein, dass der metaphysische Naturalismus unter Kultur keine Gegen-/Übernatur versteht. Die menschliche Kultur ist Teil der natürlichen Welt im relevanten naturalistischen Sinn von "natürlich", in welchem "künstlich" kein Antonym von "natürlich" ist.Jörn P Budesheim hat geschrieben : ↑Fr 12. Sep 2025, 12:49Ja, aber der metaphysische/ontologische Naturalismus irrt sich – jedenfalls so wie ich es sehe. Ich weiß nicht, ob du Kinder oder Enkel hast. Wenn man ihnen verspricht, in die Natur zu gehen, und sie dann stattdessen in den Teilchenbeschleuniger am CERN oder in ein Kaufhaus führt, werden sie einen wahrscheinlich ziemlich schräg anschauen. Und womit? Mit Recht!
Zu behaupten, dass alles Natur sei, ist nach meiner Meinung eine unbegründete metaphysische Setzung. Sie entspricht weder dem gängigen Sprachgebrauch noch wirkt sie besonders plausibel. Gerade weil wir sehr wohl zwischen Natur und Kultur, Artefakten, Institutionen oder abstrakten Gegenständen unterscheiden, ist die Gleichsetzung „alles ist Natur“ eher eine Verwischung des eigentlichen Begriffsgebrauchs. Und zudem gibt schlicht zu viele Dinge, die keine Natur sind – neben Kaufhäusern etwa Zahlen, Kunstwerke, Parlamente oder Rechtfertigungen und vieles andere mehr.
Und ich hoffe, dass du nun nicht behaupten wirst, dass (gemäß meiner Sicht) Kaufhäuser übernatürliche Dinge sind
Ich weiß, dass mit "Natur" auch die freie (unbebaute), ländliche, landschaftliche Natur gemeint sein kann, wobei diese einfach ein Teil der natürlichen Welt im naturalistischen Sinn ist, d.h. der Natur im Großen und Ganzen.
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Consul hat geschrieben : ↑Sa 27. Sep 2025, 00:07Nein, das denke ich nicht. Als Materialist/Physikalist sage ich zwar, dass alles Existierende materiell/physisch ist; aber damit sage ich keineswegs, dass "existieren" und "materiell/physisch sein" synonym sind.Jörn P Budesheim hat geschrieben : ↑Fr 26. Sep 2025, 14:27@consul, ich hatte dich an anderer Stelle gefragt, was du eigentlich unter "existieren" verstehst. Ich habe jetzt nicht nachgeschaut, aber sinngemäß hast du nach meiner Erinnerung gesagt, dass existieren ein undefinierbarer Grundbegriff ist. Aber eigentlich denkst du doch, dass "existieren" bedeutet: materiell sein, oder?
Gabriel stiftet hier Verwirrung!"Als ontologische These behauptet der Materialismus, dass Existenz darin besteht, zur materiell-energetischen Wirklichkeit zu gehören. Diese Wirklichkeit ist der Gegenstandsbereich des Ensembles der Naturwissenschaften, die in den Augen des Materialismus tendenziell paradigmatisch durch eine idealisierte Physik als allumfassende oder Einheitswissenschaft der Natur repräsentiert werden. Bezeichnen wir das Sinnfeld, in welchem wir das Materiell-Energetische insgesamt als eine Wirklichkeit auffassen, als das Universum. Dann kann man den ontologischen Materialismus (= OM) als die Behauptung verstehen, dass nur dasjenige existiert, was im Universum vorkommt – und zwar deswegen, weil Existenz die Eigenschaft ist, im Universum vorzukommen.
OM ist demnach eine substantielle Behauptung über Existenz."
(Gabriel, Markus. "Realismus, Materialismus, Naturalismus und Idealismus als ontologische Grundpositionen." In Handbuch Ontologie, hrsg. v. Jan Urbich & Jörg Zimmer, 452-458. Stuttgart: Metzler, 2020. S. 454)
Der ontologische Materialismus ist eine substanzielle Behauptung über das Wesen der Existenz als Gesamtheit des Existierenden, aber keine semantische Behauptung über die Bedeutung des Existenzbegriffs. Wer behauptet, dass alles Existierende materiell-energetisch ist, der behauptet damit nicht, dass "existieren" "materiell-energetisch sein" oder "im Universum vorkommen" bedeutet.
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding