Corona

Philosophie Chat: Hier wird geplaudert über Gott und die Welt.
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Stefanie
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Sa 8. Aug 2020, 20:51

Die App ist in kurzer Zeit entwickelt worden, dass es dann etwas knirschen und haken kann, o.k. dann soll man aber so ehrlich sein, es zu sagen, und die Lösungen so schreiben, dass die jeder versteht und es dann auch der Hotline erklären.
Es geht hier nicht um Spiel, eine Wetter App, oder sowas, es geht um eine App, die richtig wichtig ist.



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Goethe

herbert clemens
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Di 11. Aug 2020, 15:56

Aus taz 10.8.20: debatte Fehlgerechnet von Spelsberg/Keil
https://taz.de/Streit-um-Corona-Politik/!5701892/
Viele nun vorliegende Studien zeigen aber, dass die Infection Fatality Rate (IFR), der Anteil der Todesfälle an allen Corona-Infektionen, in einem Bereich von 0,1 bis 0,3 Prozent liegt, also dem einer normalen Grippe. In diesen Studien wurden repräsentative Zufallsstichproben von Bevölkerungsgruppen untersucht und die Infizierten durch serologische Antikörpertests identifiziert. Dabei stellte sich heraus, dass die Zahl der mit Sars-CoV-2 Infizierten viel größer ist als die der positiv getesteten Menschen mit Symptomen. Wenn die Covid-19-Todesfälle auf diesen größeren Nenner bezogen werden, errechnen sich deutlich geringere IFR-Zahlen als vom Robert-Koch-Institut (RKI) und der WHO angegeben. Mittlerweile haben wir verlässlichere Daten darüber, dass die Coronapandemie nicht so gefährlich ist wie ursprünglich angenommen.


Aus einem Kommentar:
„Wenn die IFR nur 0,1 - 0,3% beträgt, ist es geboten, den Schutz wieder in die Hand der Risikogruppe zu legen. D. h., wer meint in Gefahr zu sein, muss sich selber schützen, indem er seine Kontakte einschränkt und FFP2/3-Masken trägt, die ihn auch selber schützen.

Eine Ausnahme sind Altenheime mit Demenzerkrankten. Hier sollten Personal und Bewohner getestet werden.

Ansonsten: Tests nur bei Erkrankten und das Wichtigste: Wer krank ist bleibt zu Hause. „

Eigene Gedanken dazu: Ich persönlich kann mit den Corona-Maßnahmen gut leben, und werde, um andere nicht zu gefährden (ein wenig idiotisch schon: wer ist schon infiziert?) mich weiterhin an das Abstandsgebot und die kurze Beklemmung beim Maskentragen in Geschäften halten.
(Außerdem als Gegenpol viele gesundheitsfördernde Maßnahmen: draußen sein, ….)
Wichtiger sind mir folgende Bereiche: Ich hoffe sehr, dass die dar niederliegende Bildung und Kultur weniger domestiziert wird,
Dass die wenig gefährdeten Kinder einfach wieder gesundende Kontakte leben können.
Dass man sich um Klimamaßnahmen mit der Intensität von Corona kümmert. …
Dass gegen Armut besonders in den Ländern des Südens mehr getan wird
dass so viele Arme auch gesundheitliche Probleme haben (mal eine Zahlenzusammenhang: 10 Millionen im Jahr an Tuberkulose infiziert, 1,5 Millionen Tote; könnte durch verbesserund der Lebensverhältnisse (Ernährung, Wasserzugang, Wohnverhältnisse) vermindert werden.




herbert clemens
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Mo 17. Aug 2020, 08:19

https://www.youtube.com/watch?v=u0cIaQwAw2A
leider wieder ein Beitrag zum Hören, und nicht zum Lesen
für mich ein plausibler Beitrag
(mir wurde gestern ein anderer Beitrag von Bhakdy gesandt, der heute als gelöscht gemeldet wurde ?!)
ich würde mich über eine inhaltliche Antwort freuen




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Friederike
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Di 18. Aug 2020, 14:01

herbert clemens hat geschrieben :
Di 11. Aug 2020, 15:56
Eigene Gedanken dazu: Ich persönlich kann mit den Corona-Maßnahmen gut leben, und werde, um andere nicht zu gefährden (ein wenig idiotisch schon: wer ist schon infiziert?) mich weiterhin an das Abstandsgebot und die kurze Beklemmung beim Maskentragen in Geschäften halten.
Mich interessieren derzeit die Veränderungen in unserem ganz normalen Alltagsleben am meisten. Gewohnheiten, die abgelöst worden sind durch neue Gewohnheiten.

Beispielsweise das Fahren in öffentlichen Verkehrsmitteln. Wenn es vor Mitte März 2o2o für selbstverständlich und auch rücksichtsvoll angesehen wurde, die Busse und Bahnen möglichst flott zu verlassen und zu betreten, so gilt es jetzt für rücksichtsvoll und normal, möglichst auf Abstände zu achten, was die zeitliche Effizienz, d.h. die Schnelligkeit des Aus- und Einsteigevorgangs erheblich verringert.

Wenn man sich vor Mitte März höflich zeigen wollte, dann hat man die Tasche nicht auf dem Nebensitz so plaziert, daß sie ein "besetzt" signalisierte. Gegenwärtig ist es -nahezu- normal, daß ein Zweiersitz von einer Person besetzt wird. Unhöflich hingegen ist es, sich -versuchsweise- daneben zu klemmen (kürzlich schickte sich jemand dazu an, ich sprang ganz spontan hoch und rief "das kommt überhaupt nicht infrage" :lol:. Also ich habe den Platz verlassen und mich hingestellt, bis ich einen anderen Zweiersitz fand).

Die Masken sind wohl, glaubt man den Expert*innen, tatsächlich mehr oder weniger Makulatur (zumindest so, wie die meisten Leute, einschließlich mir, sie handhaben); ich finde sie aber deswegen -beim Einkaufen- nicht schlecht, weil sie einen ständig daran erinnern, daß wir besser vorsichtig sein sollten. Sie sind für mich wie ein Zeichen dafür, daß wir darauf achtgeben, das Virus sich nicht allzu ungehindert ausbreiten zu lassen. "Beklemmend" würd' ich nicht sagen, gelegentlich lästig, besonders dann, wenn es sowieso schon warm ist. :mrgreen:




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Jörn Budesheim
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Di 18. Aug 2020, 14:47

Friederike hat geschrieben :
Di 18. Aug 2020, 14:01
Die Masken sind wohl, glaubt man den Expert*innen, tatsächlich mehr oder weniger Makulatur
Hast du dafür eine Quelle?
Ergebnis von Corona-Modellierungsstudien:Masken und Contact Tracing helfen

Das Tragen von Masken führte ebenfalls zu einer merklichen Verringerung der Infektionsdynamik. Die Simulationen zeigten, dass R um 5 Prozent gesenkt wurde, wenn beim Einkaufen sowie im öffentlichen Verkehr die Hälfte aller Personen Stoffmasken und weitere 10 Prozent OP-Masken trugen. Trugen dagegen 90 Prozent aller Personen beim Einkaufen und im öffentlichen Verkehr die weitaus besser schützenden FFP-Masken, dann konnte R um 10 Prozent gesenkt werden. Trugen 90 Prozent aller Personen FFP-Masken bei der Arbeit, dann senkte diese Maßnahme R um 20 Prozent.

Das Bundeswissenschaftsministerium weist darauf hin, dass die Untersuchungen „wie alle Modellierungsstudien Simulationen vornehmen, in denen viele Annahmen eingehen, die empirisch nicht komplett überprüft werden können, sondern auf Erfahrungen und auf der bestehenden Literatur aufbauen“. Insofern gingen die Ergebnisse mit „einer gewissen Unsicherheit“ einher.

Quelle: https://taz.de/Ergebnis-von-Corona-Mode ... /!5707309/




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Friederike
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Di 18. Aug 2020, 16:17

Vollständig:
[...] (zumindest so, wie die meisten Leute, einschließlich mir, sie handhaben)
Meine Quelle sind Gesprächssendungen (mit Virolog*innen, Mediziner*innen) in ARD/ZDF.




herbert clemens
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Do 20. Aug 2020, 09:03

mir zu arrognt,
aber in der Darstellung der Fakten doch plausibel, oder?
https://youtu.be/Y9Z9BHnRaP4




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Friederike
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So 23. Aug 2020, 19:13

Ahnte ich es doch, der Nasen-Mundschutz wird zunehmend zu einem normalen Kleidungs-Accessoire wie Handschuhe, Schal oder Mütze bzw. Hut. Kann ich bei einer Geburtstagsfeier mit dem lichtblauen Zellstoff-Teil, dem für 1,50 E aus der Apotheke, erscheinen? Können schon, aber es paßt nicht recht. Stofflich und farblich abgestimmt auf die Kleidung wäre angemessener, eine festliche Maske sollte es sein. Bild




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Stefanie
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Mo 24. Aug 2020, 21:45

Ich suche immer noch einer Maske, die richtig passt. Im Moment habe ich Masken für Kinder. Ich hatte mir FFP2 Maske gekauft, falls ich mal Bahn fahre....tja passt nicht und Sehen ist ein Problem.

Die Warn App habe ich jetzt das dritte mal gelöscht, sie funktionierte einmal 2 Wochen, dann kamen Updates und danach ging sie nicht mehr auf, Kontakte wurden nicht aufgezeichnet. Angeblich haben diese Probleme nur einige Huawei Modelle. Bei anderen Herstellern gibt es andere Probleme. Ich habe geschrieben, wenn die App auch bei allen Huawei Modellen, auch die, bei denen Google noch drauf ist und aktualisiert wird, funktioniert, sollen sie großflächige Anzeigen schalten, dann installiere ich sie wieder.
17 Mio haben die App runtergeladen, und derzeit tut sich nichts bei den Download Zahlen, wie auch, geht man auf den play Store liest die ganzen Fehlermeldungen, warum sollte man die App installieren?



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herbert clemens
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Di 25. Aug 2020, 08:28

Ihr wisst schon, Mode ist nicht das Meine.
Die hellblauen Apotheken-Masken sind leicht und überstehen auch Wäschen, wie ich durch Fehler merkte.
Ich benutze sie nur im Notfall, gemäß der Vorschrift beim Einkaufen.
Sie behindern die freie Atmung, behindern die Sauerstoffzufuhr, vermehren de Kohlendioxideinatmung, vermehren bei einem selbst die Erkältungsviren.
Lieber meide ich Geburtstagsfeiern in Räumen.
Um den Regeln zu genügen.
Ich denke, dass Corona ein Virus ist, mit dem der durchschnittliche Mitteleuropäer gut leben kann.
Ich wünsche Dir, Stefanie mehr Gelassenheit
und Stärkung des Immunsystems durch Lebensfreude in der frischen Luft.
ergänzend Streeck: https://www.youtube.com/watch?v=rSCptja ... vT074pfryA
Naturwissenschaftlich genauer zu Immunsystem, Lymphozyten,... Bhakdi
https://www.youtube.com/watch?v=u0cIaQw ... Pl55onMWWQ




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Friederike
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Di 25. Aug 2020, 11:04

Stefanie hat geschrieben :
Mo 24. Aug 2020, 21:45
Ich suche immer noch einer Maske, die richtig passt. Im Moment habe ich Masken für Kinder. Ich hatte mir FFP2 Maske gekauft, falls ich mal Bahn fahre....tja passt nicht und Sehen ist ein Problem.
Du hast nicht mitbekommen, daß es inzwischen Stoffmasken gibt, die um die Augenpartie herum ein bißchen weiter ausgeschnitten sind? Speziell für Brillenträger*innen. Besonders ästhetisch finde ich sie nicht, aber komfortabler beim Tragen.

Das ist ja interessant @Herbert, ich meine die Waschbarkeit der "Blauen".




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NaWennDuMeinst
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Fr 28. Aug 2020, 23:38

Ich weiß nicht wieso, aber ich habe das ständige Bedürfnis auf diese ganze Situation mit satirischer Übertreibung zu reagieren.
Ich würde gerne einmal in einem Vollkörperschutzanzug in den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren.
Hier. So:
tychem-tk-level-a-deluxe-suits-aa5.jpg
tychem-tk-level-a-deluxe-suits-aa5.jpg (60.24 KiB) 9130 mal betrachtet

Am besten mit einem Kumpel zusammen der auch so einen Anzug trägt. Wir haben einen Apparat dabei der piept.
Erst leise, dann immer lauter. Wir schauen gemeinsam auf den "Corona-Detektor". Dann schauen wir mitleidig zu einem Fahrgast.
Ich sage laut zu meinem Kumpel: "Ja, den hats erwischt. Und die anderen hier sind auch alle schon tot. Die wissen's nur noch nicht."
Darauf er: "Ich muss hier raus. Zu Edeka. Ich brauch' noch Klopapier."
Und dann steigen wir einfach aus.

:-D

(aber diese Anzüge sind so schwer zu bekommen)



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Friederike
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Sa 29. Aug 2020, 18:57

Die (Voll)-Montur erinnert mich daran, daß ich im Januar bei den Fernsehnachrichten mit den Bildern aus China gedacht hatte, es handle sich um eine typische Maßnahme der chinesischen Regierung, ihr Volk zu drangsalieren, die Masken als Uniformierungsinstrument und die Schutzanzüge der behandelnden Ärzte eine maßlose Übertreibung zur Wichtigtuerei bzw. Einschüchterung des einfachen Volkes. Ja, so dachte ich ... :mrgreen: Und nun? Nun treiben wir die Maskerade, und da die Maske mein Lieblingsthema ist: Ich sah mich heute in einem Schaufenster von der Seite an und fand, daß mir der Nasen-Mund-Schutz "steht". Ich würde ihn missen.




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NaWennDuMeinst
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So 30. Aug 2020, 11:10

Es sind auch vor Corona jedes Jahr viele Menschen an irgendwelchen ansteckenden Krankheiten gestorben. Es gab also auch vor Corona schon genug Gründe Masken zu tragen. "Schütze Deinen Mitmenschen" hat da aber auch die wenigsten interessiert. Das wurde als ganz normales Lebensrisiko betrachtet, auch von denen, die sich jetzt besonders eifrig für eine Maskenpflicht inkls. Bußgelder aussprechen. Insofern finde ich das Ganze ein bißchen geheuchelt.
Es gibt aber noch einen zweiten Grund der ein wenig in den Hintergrund getreten ist, für mich aber immer noch der wichtigste Grund ist die Masken zu tragen, nämlich die Entlastung des Gesundheitssystems. Es gilt immer noch zu verhindern, dass zu viele Menschen gleichzeitig erkranken. Die Todesrate haben wir nur dann halbwegs im Griff, wenn das Gesundheitssystem handlungsfähig bleibt.
Das ist das, was die demonstrierenden Maskengegner nicht sehen, nämlich dass der relativ milde Verlauf der Pandemie hier in Deutschland eine Folge unserer Maßnahmen ist. Tatsächlich glauben diese Menschen aber, der Verlauf wäre auch ohne Maßnahmen nicht der Rede wert. Dass das ein Irrtum ist kann man sich ganz leicht klar machen wenn man an den Beginn der Pandemie zurückschaut. Zum Beispiel nach Italien.

Trotzdem: Neben den Menschen die das Ganze herunterspielen wollen, gibt es auch jene, die in wilde Panik verfallen, Klopapier horten und den Weltuntergang herbeireden.
Dieses Virus ist für die meisten Menschen (für die überwiegende Mehrheit) harmlos. Es gibt keinen Grund zur Panik.
Diese übertriebenen Verhaltensweisen auf beiden Seiten sind mir suspekt.



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Friederike
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So 30. Aug 2020, 12:59

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 30. Aug 2020, 11:10
[...]Das ist das, was die demonstrierenden Maskengegner nicht sehen, nämlich dass der relativ milde Verlauf der Pandemie hier in Deutschland eine Folge unserer Maßnahmen ist. Tatsächlich glauben diese Menschen aber, der Verlauf wäre auch ohne Maßnahmen nicht der Rede wert. Dass das ein Irrtum ist kann man sich ganz leicht klar machen wenn man an den Beginn der Pandemie zurückschaut. Zum Beispiel nach Italien.
@NWDM, was in Italien in der Region um Bergamo geschehen ist, das ist mir immer noch ein Rätsel (ich weiß nicht, ob es inzwischen dazu Analysen und Erklärungen gibt). Ich erinnere es nämlich so, daß hier in D einige Wochen lang (ab Mitte Februar ungefähr) von Maßnahmen der italienischen Regierung berichtet wurde, die in den Nachrichten immer unter "drastisch" firmierten. Maßnahmen, die dann Mitte März auch in D beschlossen worden sind. Es stimmt also meiner Meinung nach nicht, daß die hohen Infektionszahlen und vor allen Dingen die vielen gestorbenen Menschen auf die Luschigkeit im Umgang mit dem Virus zurückzuführen sind. Ausgangssperren, das Schließen von Geschäften, Restaurants, Friseuren ... all das, was als "lock-down" bezeichnet wird, das ist in Italien Realität gewesen, als die Ausbreitung sich dort langsam ankündigte, ebenso wie es dann mit etwas Verzögerung in D geschah. Warum haben in der Lombardei die Maßnahmen nicht gegriffen??? Obwohl sie meiner Erinnerung nach rechtzeitig eingeführt wurden.




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NaWennDuMeinst
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So 30. Aug 2020, 14:07

Friederike hat geschrieben :
So 30. Aug 2020, 12:59
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 30. Aug 2020, 11:10
[...]Das ist das, was die demonstrierenden Maskengegner nicht sehen, nämlich dass der relativ milde Verlauf der Pandemie hier in Deutschland eine Folge unserer Maßnahmen ist. Tatsächlich glauben diese Menschen aber, der Verlauf wäre auch ohne Maßnahmen nicht der Rede wert. Dass das ein Irrtum ist kann man sich ganz leicht klar machen wenn man an den Beginn der Pandemie zurückschaut. Zum Beispiel nach Italien.
@NWDM, was in Italien in der Region um Bergamo geschehen ist, das ist mir immer noch ein Rätsel (ich weiß nicht, ob es inzwischen dazu Analysen und Erklärungen gibt). Ich erinnere es nämlich so, daß hier in D einige Wochen lang (ab Mitte Februar ungefähr) von Maßnahmen der italienischen Regierung berichtet wurde, die in den Nachrichten immer unter "drastisch" firmierten. Maßnahmen, die dann Mitte März auch in D beschlossen worden sind. Es stimmt also meiner Meinung nach nicht, daß die hohen Infektionszahlen und vor allen Dingen die vielen gestorbenen Menschen auf die Luschigkeit im Umgang mit dem Virus zurückzuführen sind. Ausgangssperren, das Schließen von Geschäften, Restaurants, Friseuren ... all das, was als "lock-down" bezeichnet wird, das ist in Italien Realität gewesen, als die Ausbreitung sich dort langsam ankündigte, ebenso wie es dann mit etwas Verzögerung in D geschah. Warum haben in der Lombardei die Maßnahmen nicht gegriffen??? Obwohl sie meiner Erinnerung nach rechtzeitig eingeführt wurden.
Das kann ich dir nicht sagen. Ich erinnere den Verlauf auch anders als Du. Maßnahmen wurden in Italien erst eingeführt, als das Virus schon stark verbreitet war. Ich habe irgendwo gelesen, dass das Virus wahrscheinlich schon im September 2019 angekommen ist, also lange bevor wir hier überhaupt wussten, dass es existiert. Aufgefallen ist dieses Virus ja erst, als es zu unerklärlichen Todesfällen kam. Da das Virus nun aber nur einen sehr kleinen Teil seiner Wirte tötet, hat man es am Anfang einfach nicht bemerkt, zumal die Symptome ja denen einer Grippe oder Erkältung ähnlich sind. Hinzu kommt, dass die Infektion bei vielen Menschen mit nur sehr milden oder auch gar keinen Symptomen verläuft. Es gab also einen gewissen unbemerkten Vorlauf. Erst als man aufmerksam wurde fing man an flächendeckend zu testen wodurch dann die bekannten Infektionen sprunghaft angestiegen sind. Das bedeutet aber nicht, dass zu diesem Zeitpunkt erst massenhafte Infektionen auftraten. Das Virus hat sich sehr wahrscheinlich schon Wochen oder gar Monate vorher unbemerkt ausgebreitet.

Was jetzt speziell Bergamo angeht: Entweder war das Virus schon vor der Maßnahmenergreifung in der Bevölkerung verbreitet, oder in dieser Stadt hat man die nationalen Empfehlungen nicht ganz so ernst genommen. Das war ja auch nicht in allen Regionen gleich, so wie auch bei uns in Deutschland zu Beginn die verschiedenen Bundesländer andere Maßnahmen umsetzten.



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Stefanie
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Mo 31. Aug 2020, 19:48

In Italien kam so einiges zusammen, besonders in der Region Bergamo, Patient null zu spät erkannt, viel wirtschaftlicher Austausch zwischen Menschen, ein Champions League Spiel als Verstärker, und politisches Versagen.
Die Lombardei wird von einem Politiker der rechten Partei Lega Nord regiert. Die nachbarregion, in der Venedig liegt, auch. In Venedig lief es weit weniger schlimm ab, als in der Lombardei. In Venetien reagierte der lega Nord Politiker völlig anders, als der in der Lombardei. Das Ergebnis ist bekannt.
https://www.n-tv.de/politik/Italiens-Co ... 99009.html



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Stefanie
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Mo 31. Aug 2020, 20:08

Anderes Beispiel. Peru. 30 Mio. Einwohner, offiziell gemeldete Infektionen über 600.000. In Peru hat die Regierung eigentlich alles richtig gemacht. Die Massnahmen orientierten sich an denen, wie bei uns. Nur Peru hat nicht das soziale System wie bei uns. Etwa die Hälfte der Bevölkerung hat keinen Kühlschrank. Diese mussten also trotz lockdown jeden Tag Lebensmittel auf engen Märkten besorgen, um das bezahlen tun können, mussten die Menschen arbeiten, und diese Arbeit besteht aus extrem prekären Tätigkeiten. Kein Gesundheitssystem, keine soziale Absicherung. Trotz der Massnahmen eine corona Katastrophe.

Uruguay. Das Land in Süd und Mittelamerika, das bislang am besten mit corona zu recht kommt. Es stimmt zum einem das Klischee, mehr Rinder als Menschen. Also viele Gegenden mit dünner Besiedlung. Aber auch wesentlich weniger unterbezahlte Jobs, höhere Lebensstandard, offensichtlich ein stabiles politisches System, ein soziales System angelehnt an Deutschland, vernünftiges Gesundheitssystem. Hinweis: viele Deutsche sind nach Uruguay ausgewandert.

Fazit: es braucht wohl Regierungen, die konsequent frühzeitig handeln, sich beraten lassen und ein funktionierendes soziales und Gesundheitssystem, sonst wird das nichts.
Deutschland hat, wenn ich mich nicht irre, das ältestes soziales Absicherungssytem, es gibt das Kurzarbeitergeld, und eine hohen wirtschaftlichen Standard, und Politiker, egal was man sonst von ihnen hält, die ihr Machtstreben runtergefahren haben. Übrigens ein Instrument wie das Infektionsschutzgesetz, welches jahrzehntelang schon existierte, mit föderalen Elementen, hat kein anderes Land der Welt. Und eine Bevölkerung, die mehrheitlich mitgemacht hat.
Ich finde es immer noch zum wundern, wie gut wir da stehen.



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Stefanie
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Mi 2. Sep 2020, 21:33

Philosophie und Corona...
Markus Gabriel ist ein Philosoph, der sich zu corona sehr häufig äußert. Ein mangelndes Selbstbewusstsein hat er definitiv nicht.

Einige Auszüge...

1.
https://www.ndr.de/kultur/Philosoph-Gab ... el104.html

Homeschooling und Homeoffice haben in Zeiten von Corona an Bedeutung gewonnen. Viele sehen darin etwas Positives und hoffen, dass diese Entwicklung die Bedingungen für das Lernen und Arbeiten zu Hause verbessert. Sie sind durchaus digitalisierungskritisch und stehen dem weniger positiv gegenüber - kann man das so sagen?

Gabriel: Das kann man tatsächlich so sagen. In Anlehnung an einen Gedanken von Jürgen Habermas, der in einem Klassiker von der "Kolonisierung der Lebenswelt" gesprochen hat, spreche ich in meinem Buch von einer "Coronialisierung der Lebenswelt". Durch die Digitalisierung wird die Privatsphäre schrittweise zugunsten einer dauernden Arbeitstätigkeit ersetzt. Dazu gehört das Eindringen des Smartphones, die dauernde Erreichbarkeit, die Unmöglichkeit, Urlaub zu machen und die Zerstörung unseres Privathaushaltes durch das Eindringen von Unternehmen. Das ist ein sehr verdächtiger Vorgang, der nicht zufällig mit der schrittweisen Unterminierung der liberalen Demokratie durch soziale Netzwerke zusammenhängt - insbesondere US-amerikanischen, neuerdings aber auch chinesischen und russischen Ursprungs, ohne die wir vermutlich nicht diese verschwörungstheoretischen Versammlungen in der Corona-Pandemie erlebt
Das größte Problem ist, dass wir zu Hause im Homeoffice und Homeschooling im Wesentlichen Daten für US-amerikanische Unternehmen produzieren und vollständig überwachbar sind. Das ist auch ein Sicherheitsproblem. Alles, was wir für "Zoom", "Teams" und so weiter in den letzten Monaten zu Hause hergestellt haben, ist überwachbar und führt zur Mehrwertproduktion auf US-amerikanischen Konten. Ich verstehe nicht, warum wir Europäer so gerne für amerikanische Unternehmen arbeiten, ohne dafür auch nur den Mindestlohn zu erhalten. Das ist doch selbstverschuldetes digitales Proletariat. Das ist nicht allgemein digitalisierungskritisch, sondern ein Aufruf zu Formaten einer wünschenswerten Digitalisierung.

2.
https://www.ndr.de/kultur/After-Corona- ... el922.html

Über Nacht hat sich unser Menschenbild gewandelt: "Ich beobachte im Moment ein Syndrom, das ich als Hygienismus bezeichne, das muss man so hören wie Rassismus. Wir klassifizieren uns selbst und andere bewusst und unbewusst nur noch als Virenträger. Das Robert Koch-Institut ist die fundamentale Selbstbeobachtungsinstanz der Gesellschaft geworden. Und dies ist eine neue, gefährliche Form der Entfremdung." Gleichzeitig merken wir Gabriel zufolge, wie verwundbar wir sind und dass wir mit dem Unsichtbaren nicht gut leben können.

3.
https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/m ... 39536.html
Corona-Krise: „Wir haben unsere Gesellschaft US-amerikanischen Unternehmen ausgeliefert“

Sind die Philosophen diejenigen, die der Staat heute als Ratgeber heranziehen sollte?

Natürlich! Wen denn sonst? Wir hätten keine Gewaltenteilung, wir hätten keinen demokratischen Rechtsstaat, wir hätten gar keine Politik, gäbe es keine Philosophie! Die vielfältigen globalen Krisenphänomene unserer Tage rühren ja genau daher, dass wir die allgemeinste, strengste und wichtigste Wissenschaft, die der Philosophie, nicht an die Stelle setzen, an die sie seit 2500 Jahren gehört. Wir brauchen eine neue Aufklärung und neue Formen transdisziplinärer Kooperation. Das geht nicht ohne Philosophie, aber natürlich auch nicht ohne die anderen Wissenschaften.

Neben den schwierigen gesundheitspolitischen Aspekten der „neuen Normalität“ müssen wir uns klar machen, dass die Sprache, in der wir die Lage wochenlang beschrieben haben, ein vulgäres Englisch ist: Shutdown, Lockdown, Social Distancing. Und warum wohl? Weil die Spielregeln unseres Handelns im Homeoffice (noch so ein Wort) wochenlang von amerikanischen Tech-Monopolisten strukturiert wurden: Zoom, Skype, Facebook, Twitter. Wir haben als Reaktion auf die virale Pandemie unsere Gesellschaft US-amerikanischen Unternehmen ausgeliefert, die wir vorher zu Recht dauernd kritisiert haben. Das ist eine Art der Kolonisierung, ich nenne das mit einem etwas verfremdeten Habermas-Wort die „Coronialisierung der Lebenswelt“: Softwaresysteme, deren Algorithmen außerhalb unseres Zugriffs sind, durchdringen unsere vormalige Privatsphäre und bestimmen mit, wie wir uns verhalten. Das sind tiefe Eingriffe in unsere Gesellschaft und sie sind durchaus fragwürdig, wenn man etwa bedenkt, welche Rolle die sozialen Medien bei der Trump-Wahl gespielt haben, die uns allen zu schaffen macht.

Wie kann man ihn umreißen? Wir sind von Fiktionen umgeben und jagen Zahlen nach, etwa der der Infizierten, von denen wir eigentlich wissen müssen, dass sie wegen der hohen Dunkelziffer allesamt falsch, also fiktiv sind. Dennoch richten wir unser Handeln danach aus. Treten wir gerade in ein Zeitalter der wissenschaftlich fundierten Irrationalität ein?

Das eine Problem unserer Zeit ist, dass Wissenschaft Ideologie geworden ist. Das bedeutet nicht, dass wir kein naturwissenschaftliches Wissen haben. Im Gegenteil: Wir wissen zum Glück schon vieles über das neuartige Virus, zum Beispiel, wie es genetisch sequenziert werden kann, welche Proteine an welchen Rezeptoren andocken, etc.. Das sind alles keine fiktiven Tatsachen. Aber die Ausbreitung des Virus, die sozialen Tatsachen des Virus, sind uns nur fiktional zugänglich, dennoch richten wir danach unser Handeln aus. Deshalb stimmt es nicht, dass die Virologen nur als Wissenschaftler sprechen und der Rest Sache der Politik wäre: Die Virologie ist in soziale Systeme eingebettet, die Entscheidungen treffen, und sie ist mit für diese Entscheidungen verantwortlich. Es ist eine Ausrede, Wissenschaft und Politik in diesem Fall sauber trennen zu wollen, das verfehlt die sozio-ökonomischen Tatsachen.



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Jörn Budesheim
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Kontaktdaten:

Do 3. Sep 2020, 11:27

Ethikrat-Chefin lobt Umgang Deutschlands mit der Coronakrise > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... oronakrise




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