Wer, wie, was ist "ich"?
- Friederike
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Ich möchte die Väter und Großväter* (@Alethos und @Jörn) fragen, ob Ihr Euch erinnern könnt, in welchem Alter ungefähr ein Kind "ich" sagt und in welchen Zusammenhängen ein derartiger "ich"-Satz geäußert wird (falls es Sätze sind und nicht nur ein demonstrativer Hinweis).
*Großvater
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- Jörn Budesheim
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Daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Vielleicht ab 2 Jahren oder so.
Ich weiss es leider auch nicht mehr. Das ist ein schleichender Vorgang, wie mir scheint. Das Auftauchen des Ichs ist ein ganz nebensächlicher Vorgang, so gesehen.
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Alle lächeln in derselben Sprache.
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Ist das Ich nicht daran gekoppelt, dass der Mensch sich selbst bewusst ist? Bei Kindern ist das so zwischen dem 16 und 18 Lebensmonat. Als unser jüngste Mitglied unsere Sippschaft soweit war, gab es ein neues Lieblingswort: Nein.
Der, die, das.
Wer, wie, was?
Wieso, weshalb, warum?
Wer nicht fragt bleibt dumm!
(Sesamstraße)
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- Jörn Budesheim
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Ich bin immer einerseits der logische Brennpunkt einer objektiven Auffassung der Welt, und andererseits ein besonderes Wesen in dieser Welt, das in ihr keinerlei Schlüsselstellung innehat.
(Thomas Nagel, Der Blick von Nirgendwo Seite 113)
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- Friederike
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Wie weiß ich, daß ich verliebt bin? Ich kenne das Wort für diesen Zustand, ich kenne Umschreibungen dieses Zustandes. Ich sehe an Anderen, wie sie sich verhalten, wenn sie verliebt sind. Um festzustellen, ob ich verliebt bin, befrage ich nicht Andere, die es mir sagen; ich beobachte mein Verhalten nicht und ziehe Rückschlüsse; ich überlege nicht, ob die Umschreibungen auf mich zutreffen. Ich kenne das Wort, und wenn ich das erste Mal verliebt bin, dann weiß ich dies mit absoluter Gewißheit, obwohl mir niemand gesagt hat, unmöglich, daß jemand es mir hätte sagen können, wie es sich anfühlt.
In den Sätzen steht "ich" stellvertretend für eine x-beliebige Person. Noch eine Funktion des sprachlichen "ich".
In den Sätzen steht "ich" stellvertretend für eine x-beliebige Person. Noch eine Funktion des sprachlichen "ich".
- Friederike
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Ich habe mir überlegt, wie man ein Kind lehrt, was "ich" bedeutet. "Du", man zeigt auf das Kind, bist "ich" etc. mit verschiedenen Personen, die "ich" sind, wo sie doch aus Kindessicht alle "er" oder "sie" sind. Mir kommt es so vor, als müßte die Entdeckung, was "ich" meint, ein Sprung sein (auf der sprachlichen Ebene "ich" und wie Du sagtest @Stefanie, auf der mentalen Ebene der Sprung vom Sichselbstnichtbewußtsein zum Sichselbstbewußtsein). "Schleichend" kann ich mir das überhaupt nicht denken. Interessant finde ich es aber schon, wenn Du "schleichend" schreibst @Alethos. Es scheint also Zwischensprünge oder eine stetige Entwicklung zu geben, die ich mir in der Theorie -ohne Erfahrung, meine ich- nicht denken kann.
Ich weiss noch heute nicht in Gänze, wer ich genau bin. Das ist ein iterativer und so gesehen schleichender Erkundungs- und Selbstfindungsprozess. Es reicht nicht der Blick in den Spiegel und der Verweis drauf, dass ich derjenige mir selbst gegenüber Stehende bin, sondern zum Ichsein gehört doch alles das, was ich über mich in Erfahrung bringen kann.
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Alle lächeln in derselben Sprache.
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- Jörn Budesheim
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- Friederike
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Ja, das freudsche Instanzenmodell hatten wir noch nicht. Das eindeutig groß zu schreibende "Ich" ("Ideal-Ich").
Ich lag etwas mit dem Alter falsch, ab wann Kinder ein ich Bewusstsein haben.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Spiegeltest
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Der, die, das.
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Hmm... Rein formal würde ich "It's not not me" in Erwartung gestellt haben wollen... *g
Ich kann es mir nicht verkneifen
Jacques Derrida: in "Den Tod geben", S. 419 in: "Gewalt und Gerechtigkeit. Derrida-Benjamin". Hrsg. Anselm Haverkamp."Die Frage des Ich: >>Wer bin ich?<< (>>qui suis-je?<<) nicht mehr im Sinne von >>Wer bin ich?<< ,sondern von >>Wer ist >ich<?<<, wer kann >>wer<< sagen?, was ist das >>ich<< und was wird aus der Verantwortung, wenn im geheimen die Identität des >>ich<< erzittert?"
"Under the most diverse conditions and disparate circumstances, we watch the development of the same phenomena - homelessness on an unprecedented scale, rootlessness to an unprecedented depth." Hannah Arendt
- Jörn Budesheim
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Das Ich setzt das Nicht-Ich als beschränkt durch das Ich. (Fichte)