Gerade habe ich in dem Buch "Was würden Tiere sagen, würden wir die richtigen Fragen stellen?" von Vinciane Despret folgende Passage über eine Forscherin (Barbara Smuts) gelesen, die ich "lustig" fand. Ich habe die Stelle zusammengefasst:
Als Barbara Smuts ihre Feldforschung im Gombe-Stream-Nationalpark in Tansania begann, wurde ihr erklärt, wie sie vorgehen solle: Um die Tiere nicht zu beeinflussen, müsse man sich so verhalten, als sei man unsichtbar. Es geht darum, wie ein Stein zu sein, so dass die Paviane am Ende ihrer Beschäftigung nachgehen, als wäre der Mensch, der neben ihnen seine Fakten sammelt, gar nicht da.
Ein guter Forscher ist also jemand, der die Natur aus nächster Nähe beobachten kann, wie durch ein Loch in der Wand, weil er lernt, unsichtbar zu sein.
Das Ganze ist seltsam, und oft scheitert diese Methode auch. Denn sie beruht auf der Annahme, dass Pavianen diese "Gleichgültigkeit" gleichgültig ist. Smuts war natürlich nicht entgangen, dass die Paviane sie oft ansahen, und je öfter sie ihren Blick nicht erwiderte, desto weniger schienen sie zufrieden damit zu sein, wie dieses Wesen sich verhielt.
Soziale Interaktion zu ignorieren ist schließlich alles andere als neutral. Die Paviane müssen jemanden wahrgenommen haben, den sie nicht einordnen konnten, jemanden, der so tat, als ob er nicht da wäre, und sie müssen sich gefragt haben, ob sie ihm beibringen könnten, wie man sich als höflicher Gast bei den Pavianen verhält.
Die Forscher gehen bestimmten Fragen nach und sind oft weit davon entfernt, sich vorstellen zu können, dass sich die Tiere ebenso viele und manchmal sogar dieselben Fragen stellen! Man fragt sich, ob Paviane soziale Wesen sind oder nicht, ohne auf die Idee zu kommen, dass sich die Paviane genau dieselbe Frage über diese seltsamen Kreaturen stellen, die sich so seltsam verhalten: "Sind Menschen soziale Wesen? Offensichtlich nicht".
Barbara Smuts hat daraus jedoch ihre Konsequenzen gezogen und statt den Stein zu mimen, hat sie versucht, sich dem Verhalten der anderen Tiere anzupassen.