Pragmatix hat geschrieben : ↑Do 15. Mai 2025, 10:20Ob wir Grenzen offen oder hermetisch abgeriegelt (oder etwas dazwischen) haben sollen, kann nicht durch empirische Befunde legitimiert werden. Darüber könnte idealerweise gestritten werden, aber da es am Ergebnis nichts mehr ändert, scheint es müßig zu sein.
Es ist eine politische Frage, die theoretisch jedes Staatsvolk für sich beantworten muss, in dem Rahmen, in dem es die Spielregeln zulassen.
Ein liberaler Staat, für den die Menschenwürde und Menschenrechte normative Verfassungsgrundlagen sind, muss insoweit dem ethischen Kosmopolitismus gemäß handeln, dass ihm das Wohlergehen und Schicksal von Menschen in anderen Ländern nicht gleichgültig sein darf. Er hat eine moralische Verpflichtung zumindest gegenüber Flüchtlingen—d.i. Personen, die genötigt sind, ihr Heimatland zu verlassen, weil sie dort nicht (länger) in menschenwürdigen Verhältnissen leben können / weil sie dort die für ein menschenwürdiges Leben notwendigen Grundbedürfnisse nicht (länger) befriedigen können. Ein allgemeines Einwanderungsverbot ist damit nicht moralisch vereinbar. Andererseits muss die kosmopolitische Pflicht des Staates nicht durch eine bedingungs- und grenzenlose Einreisegenehmigung für alle Einreisewilligen erfüllt werden."Keine Darstellung wissenschaftlicher Fakten über die Welt kann allein bestimmen, was wir tun sollten. …Welche ethischen Grundsätze wir empfehlen, hängt letztlich davon ab, was wir wollen. Wissenschaftliche Fakten allein können uns keine moralischen Richtlinien geben.
Das soll nicht heißen, dass wissenschaftliche Fakten nicht von größter Bedeutung für die Ethik sind. Es ist lediglich so, dass wissenschaftliche Fakten allein kein ethisches System bestimmen. …Die Wissenschaft kann uns vielleicht sagen, welche Mittel zu welchen Zielen führen, aber sie kann uns nicht sagen, welche Ziele wir verfolgen sollen." [Google Translate]
(Smart, J. J. C. Philosophy and Scientific Realism. London: Routledge & Kegan Paul, 1963. pp. 154-5)
Im Gegensatz zu Lea Ypi (siehe unteres Zitat!) bin ich nicht der Meinung, dass die kosmopolitischen Pflichten des Staates grundsätzlich so weit gehen sollen, "die Bevorzugung von Landsleuten abzulehnen." Denn man darf von einem Staat, einer Regierung trotz ihrer humanitären Verantwortung gegenüber Ausländern keinen ethischen Antipatriotismus erwarten, der den Belangen (Interessen) von (außerhalb oder innerhalb des betreffenden Staates lebenden) Ausländern immer das gleiche oder gar ein größeres Gewicht beimisst als denjenigen von Inländern (Staatsangehörigen). Dies würde zu einer nicht wünschenswerten Aufhebung der nationalen Selbstbestimmung führen, und die (deutsche) Regierung hat zumal eine besondere Verantwortung gegenüber dem eigenen Staatsvolk:
Was ist ethischer/moralischer Kosmopolitismus?"Die Eidesformel des deutschen Bundespräsidenten, Bundeskanzlers und der Bundesminister nach Art. 56 (und Art. 64) GG lautet:
„Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. (So wahr mir Gott helfe.)“
Auf die religiöse Beteuerung kann verzichtet werden."
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Eidesformel
"[Der moralische (oder ethische) Kosmopolitismus] befasst sich nicht mit Institutionen selbst, sondern mit der Grundlage, auf der Institutionen, Praktiken oder Handlungsweisen gerechtfertigt oder kritisiert werden sollten. Sein Kern ist die Idee, dass jeder Mensch gleichermaßen Gegenstand moralischer Belange ist oder dass bei der Begründung von Entscheidungen die Perspektiven aller Betroffenen gleichermaßen berücksichtigt werden müssen. Diese Art von Kosmopolitismus ist die natürliche Folge des individualistischen moralischen Egalitarismus, der oft mit der Aufklärung in Verbindung gebracht wird: Er wendet auf die ganze Welt die Maxime an, dass Antworten auf Fragen, was wir tun oder welche Institutionen wir schaffen sollten, auf einer unparteiischen Betrachtung der Ansprüche jedes Einzelnen beruhen sollten, der von unseren Entscheidungen betroffen wäre." [Google Translate]
(Beitz, Charles R. "Cosmopolitan Liberalism and the States System." In Political Restructuring in Europe: Ethical Perspectives, ed. by Chris Brown, 119-132. London: Routledge, 1994. p. 120)
"Der moralischer Kosmopolitismus ist die Ansicht, dass alle Menschen Mitglieder einer einzigen moralischen Gemeinschaft sind und allen anderen Menschen gegenüber moralische Verpflichtungen haben, unabhängig von ihrer Nationalität, Sprache, Religion, ihren Bräuchen usw. Seine Vertreter betrachten alle Menschen als gleichermaßen moralisch würdig und plädieren für Unparteilichkeit und Toleranz. Innerhalb dieser weit gefassten Definition kann moralischer Kosmopolitismus verschiedene Formen annehmen, je nachdem, wie man das Wesen der Moral betrachtet." [Google Translate]
(Kleingeld, Pauline. "Six Varieties of Cosmopolitanism in Late Eighteenth-Century Germany." Journal of the History of Ideas 60/3 (1999): 505–524. p. 507)
"Theoretiker definieren das Kernprinzip des moralischen Kosmopolitismus üblicherweise als die Anerkennung des gleichen moralischen Wertes aller individuellen Menschen." [Google Translate]
(Müller, Barbara Elisabeth. Cosmopolitanism as Nonrelationism: Who is Cosmopolitan Now? Cham: Palgrave Macmillan, 2022. p. 20)
"Die zentrale Idee des moralischen Kosmopolitismus besteht darin, dass jeder Mensch als höchste Einheit moralischer Belange einen globalen Status besitzt. Solche moralischen Belange können auf unzählige Weisen konkretisiert werden. Man kann sich auf subjektive Güter und Übel (menschliches Glück, Wunscherfüllung, Präferenzbefriedigung oder Schmerzvermeidung) oder auf objektivere (wie die Erfüllung menschlicher Bedürfnisse, Fähigkeiten, Möglichkeiten oder Ressourcen) konzentrieren." [Google Translate]
(Pogge, Thomas W. "Cosmopolitanism and Sovereignty." Ethics 103/1 (1992): 48–75. p. 49)
"Kosmopolitismus besagt, dass uns ferne Mitmenschen genauso wichtig sein sollten wie unsere Lieben und Nahestehenden." (Ypi) – Es stellt sich die Frage, ob wir Menschen dazu überhaupt psychisch, emotional imstande sind—insbesondere in Notlagen."Der Kosmopolitismus kann leicht mit dem verwechselt werden (und wurde damit verwechselt), was wir Humanitarismus oder barmherziges Samaritertum nennen könnten. Das barmherzige Samaritertum fordert uns auf, andere als moralisch gleichberechtigt zu behandeln und ihnen so gut wie möglich zu helfen. Doch Kosmopolitismus verlangt nicht nur das. Kosmopolitismus besagt, dass uns ferne Mitmenschen genauso wichtig sein sollten wie unsere Lieben und Nahestehenden. Analysiert man den Begriff im historischen Kontext, erkennt man schnell, dass genau darin die Besonderheit dieser Position liegt.
In gewisser Weise ähnelt der Kosmopolitismus dem barmherzigen Samaritertum. Beide beinhalten eine Art proaktive Haltung gegenüber anderen. Doch es gibt auch wichtige Unterschiede. Der Kosmopolitismus fordert uns auf, die Bevorzugung von Landsleuten abzulehnen, was das barmherzige Samaritertum nicht tut. Die Ablehnung der Bevorzugung von Landsleuten impliziert, dass ich Nichtbürgern genauso viel schulde wie Bürgern. Um ein populäres Beispiel zu nennen: Wenn ich Mitbürgern Verteilungsgleichheit schulde, schulde ich diese auch Nichtbürgern." [Google Translate]
(Ypi, Lea. "Cosmopolitanism Without If and Without But." In Cosmopolitanism Versus Non-Cosmopolitanism: Critiques, Defenses, Reconceptualizations, ed. by Gillian Brock, 75-91. Oxford: Oxford University Press, 2013. pp. 75-6)