Philosophen unterscheiden zwischen akzidenziellen (unwesentlichen) und essenziellen (wesentlichen) Eigenschaften.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Do 1. Mai 2025, 20:32Das Nichtwesentliche finde ich einen interessanten Aspekt – darüber haben wir hier noch überhaupt nicht gesprochen. Das fehlte bisher komplett.
Die Magie des Zufalls
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding
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Genau, das ist damit gemeint.
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Kontingenz zeigt sich in vielen Spielarten. Zwei Beispiele:
Unser ganzes Leben ist kontingent – nichts daran war notwendig, alles hätte auch anders verlaufen können. Ist das beunruhigend? Bedeutet es, dass unser Leben vom Zufall bestimmt ist?
Kontingenz betrifft, so meinen manche Denker, nicht nur das individuelle Dasein, sondern das gesamte Universum. Alles könnte auch anders sein: die Naturgesetze, ja sogar die Gesetze der Logik und Mathematik. Nichts ist notwendig so, wie es ist.
Die Vorstellung, dass selbst die Naturgesetze variabel sind – etwa im Rahmen von Multiversen oder unendlich vielen parallelen Welten – wird meines Wissens auch in den Naturwissenschaften diskutiert. Ich erinnere mich an ein Video von Harald Lesch, in dem es um unterschiedliche Anfangsbedingungen ging: Je nach physikalischen Konstanten entstehen Universen, die stabil sind und sich entwickeln können – eventuell sogar mit Leben –, oder solche, die sofort wieder kollabieren.
Unser ganzes Leben ist kontingent – nichts daran war notwendig, alles hätte auch anders verlaufen können. Ist das beunruhigend? Bedeutet es, dass unser Leben vom Zufall bestimmt ist?
Kontingenz betrifft, so meinen manche Denker, nicht nur das individuelle Dasein, sondern das gesamte Universum. Alles könnte auch anders sein: die Naturgesetze, ja sogar die Gesetze der Logik und Mathematik. Nichts ist notwendig so, wie es ist.
Die Vorstellung, dass selbst die Naturgesetze variabel sind – etwa im Rahmen von Multiversen oder unendlich vielen parallelen Welten – wird meines Wissens auch in den Naturwissenschaften diskutiert. Ich erinnere mich an ein Video von Harald Lesch, in dem es um unterschiedliche Anfangsbedingungen ging: Je nach physikalischen Konstanten entstehen Universen, die stabil sind und sich entwickeln können – eventuell sogar mit Leben –, oder solche, die sofort wieder kollabieren.
Was mich am meisten erstaunt jenseits aller Beliebigkeit (einschließlich der Naturgesetzveränderlichkeit) sind die Stellungen der Logik und der Mathematik.
Ich vermute, dass Logik und Mathematik unveränderliche Verfassungen sind, selbst in Universen, in denen völlig andere Naturgesetze verabschiedet wurden.
Sogar die Religionen und ihre Götter sind der höheren Instanz der Logik und Mathematik unterlegen -- mit Ausnahme des Buddhismus vielleicht, aber was taugt ein buddhistischer "Koan" wirklich?
Vielleicht irre ich mich. Möglicherweise ist Logik nur wieder so eine menschliche "Denk-Kategorie", ähnlich wie die Kategorie "Kausalität". Wer bin ich, dass ich die Grenze meines Vorstellungsvermögens auch all diesem Weitergehenden unterstelle?
Ich vermute, dass Logik und Mathematik unveränderliche Verfassungen sind, selbst in Universen, in denen völlig andere Naturgesetze verabschiedet wurden.
Sogar die Religionen und ihre Götter sind der höheren Instanz der Logik und Mathematik unterlegen -- mit Ausnahme des Buddhismus vielleicht, aber was taugt ein buddhistischer "Koan" wirklich?
Vielleicht irre ich mich. Möglicherweise ist Logik nur wieder so eine menschliche "Denk-Kategorie", ähnlich wie die Kategorie "Kausalität". Wer bin ich, dass ich die Grenze meines Vorstellungsvermögens auch all diesem Weitergehenden unterstelle?
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Ich für meinen Teil glaube nicht, dass der Ausdruck „kontingent“ synonym mit „beliebig“ ist. Zwar ist alles, was beliebig ist, auch kontingent – aber nicht alles, was kontingent ist, ist deshalb auch beliebig. Kontingenz verweist auf reale Alternativen, auf Möglichkeitsräume. Sie bedeutet, dass etwas nicht notwendig so ist, wie es ist – es könnte auch anders sein. Das heißt jedoch nicht, dass es beliebig anders sein könnte.
Dass die Naturgesetze anders sein könnten, heißt nicht, dass sie beliebig sind. Es könnte durchaus sein, dass ihre möglichen Variationen nur innerhalb eines bestimmten Rahmens liegen.
Dass die Naturgesetze anders sein könnten, heißt nicht, dass sie beliebig sind. Es könnte durchaus sein, dass ihre möglichen Variationen nur innerhalb eines bestimmten Rahmens liegen.
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Das ist mir gestern Abend schon durch den Kopf gegangen: die unwesentlichen Eigenschaften könnte ich doch genauso gut die kontingenten Eigenschaften nennen, oder? Etwas, was unter x fällt, muss notwendig die Eigenschaften a, b, c haben, alle anderen Eigenschaften sind kontingent?!
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Ich habe den Ausdruck zum ersten Mal bei Luhmann gelesen – das ist ein paar Jahrzehnte her. Wenn mich nicht alles täuscht, war „weder unmöglich noch notwendig“ exakt seine Definition von Kontingenz.
Später begegnete mir der Begriff bei Richard Rorty, in seinem Klassiker „Kontingenz, Ironie und Solidarität“. Dort, so meine Erinnerung, gewinnt Kontingenz auch eine politische Dimension: Die Verhältnisse sind so, wie sie sind – aber nicht notwendig. Wir können sie verändern. Den Sinn dafür nennt Rorty, wenn ich mich nicht täusche, Ironie. (Ich kann mich irren, es ist ewig her, dass ich das gelesen habe.)
Zum Beispiel innerhalb des Rahmens der Logik und Mathematik.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Fr 2. Mai 2025, 08:40Dass die Naturgesetze anders sein könnten, heißt nicht, dass sie beliebig sind. Es könnte durchaus sein, dass ihre möglichen Variationen nur innerhalb eines bestimmten Rahmens liegen.
Wenn es abgesehen dieser beiden einen weiteren, anderen, festen naturgesetzlichen Äußerst-Rahmen für Naturgesetze gibt, läuft dies nicht wieder auf die selbe These hinaus, dass es ein höchstinstanzliches Naturgesetz gibt, das unveränderlich ist?
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Aber Logik und Mathematik sind keine Naturgesetze.
Warum "aber"?
Wenn es abgesehen dieser beiden einen weiteren, anderen, festen naturgesetzlichen Äußerst-Rahmen für Naturgesetze gibt, läuft dies nicht wieder auf die selbe These hinaus, dass es ein höchstinstanzliches Naturgesetz gibt, das unveränderlich ist?
Wenn es abgesehen dieser beiden einen weiteren, anderen, festen naturgesetzlichen Äußerst-Rahmen für Naturgesetze gibt, läuft dies nicht wieder auf die selbe These hinaus, dass es ein höchstinstanzliches Naturgesetz gibt, das unveränderlich ist?
Diese Definition geht ursprünglich auf eine aristotelische Definition von "Möglichkeit" zurück, wobei der entsprechende griechische Begriff mit "contingentia" ins Lateinische übersetzt wurde. Es ergeben sich dann zwei unterschiedliche Möglichkeitsbegriffe:Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Fr 2. Mai 2025, 08:59Ich habe den Ausdruck zum ersten Mal bei Luhmann gelesen – das ist ein paar Jahrzehnte her. Wenn mich nicht alles täuscht, war „weder unmöglich noch notwendig“ exakt seine Definition von Kontingenz.
1. Möglich ist, was weder unmöglich noch notwendig ist. (Hier wird das Notwendige vom Möglichen ausgeschlossen.)
2. Möglich ist, was nicht unmöglich ist. (Hier wird das Notwendige ins Mögliche eingeschlossen.)
Formal ausgedrückt:
1. "p ist kontingent" =def ~~<>p & ~[]p ("Es ist nicht unmöglich, dass p, und es ist nicht notwendig, dass p") bzw. (äquivalent dazu) <>p & <>~p ("Es ist möglich, dass p, und es ist möglich, dass nicht-p")
"Ich meine dabei mit Möglichsein und Möglichem das, was nicht notwendig ist und wodurch, wenn es als eintretend gesetzt wird, sich nichts Unmögliches ergibt. Vom Notwendigen sagen wir nämlich (nur) aufgrund einer Äquivokation, daß es möglich sei."
(Aristoteles. Analytica Priora, Buch I. Übers. v. Theodor Ebert & Ulrich Nortmann. Berlin: Akademie Verlag, 2007. S. 36 [13:32a])
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Ich wollte damit nicht behaupten, dass Luhmann diese Definition erfunden hat.
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Dazu nur mal zum Vergleich ..Consul hat geschrieben : ↑Fr 2. Mai 2025, 18:00Diese Definition geht ursprünglich auf eine aristotelische Definition von "Möglichkeit" zurück, wobei der entsprechende griechische Begriff mit "contingentia" ins Lateinische übersetzt wurde. Es ergeben sich dann zwei unterschiedliche Möglichkeitsbegriffe:Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Fr 2. Mai 2025, 08:59Ich habe den Ausdruck zum ersten Mal bei Luhmann gelesen – das ist ein paar Jahrzehnte her. Wenn mich nicht alles täuscht, war „weder unmöglich noch notwendig“ exakt seine Definition von Kontingenz.
1. Möglich ist, was weder unmöglich noch notwendig ist. (Hier wird das Notwendige vom Möglichen ausgeschlossen.)
2. Möglich ist, was nicht unmöglich ist. (Hier wird das Notwendige ins Mögliche eingeschlossen.)
Zufall wäre demnach mögliches. So war es weder unmöglich noch notwendig bzw. nicht unmöglich, das Ernst J zufälig an der Tür des Geburtshauses der Mutter klopfte. Ein Zufall , den Ernst J dem Umstand verdankt, dass dieses Haus noch stand. Das war für diesen Zufall notwendig! Zufall wäre also demnach mögliches, was durch notwendiges bedingt wird.Ernst J. hat geschrieben : ↑Di 29. Apr 2025, 07:19
Dann gibt es noch die Erlebnisse des Alltags, bei denen wir uns fragen, was Zufall ist.
Nach dem Tod meines Vaters hielt ich am Geburtsort seiner Mutter an und versuchte herauszufinden, ob iht Geburtshaus noch existiere, also das meiner Oma. Ich klopfte zufällig an einer Tür, um zu fragen und es stellte sich heraus, dass dies genau das Haus war, das ich suchte, in einer Gemeinde vom 5.000 Einwohnern. Ich wusste vorher nicht, in welchem Haus sie aufgewachsen war.
Was ist Zufall?
Zuletzt geändert von Timberlake am Fr 2. Mai 2025, 19:06, insgesamt 5-mal geändert.
Aus der obigen Definition folgt nicht, dass die Kontingenz eines Sachverhaltes dessen Wirklichkeit (Tatsächlichkeit) einschließt, denn aus <>p & <>~p folgt nicht p. Nach meinem Verständnis bezieht sich der Kontingenzbegriff aber im engeren Sinn auf eine Art wirklicher Sachverhalte, und nicht auf bloß/rein mögliche Sachverhalte, die unwirklich sind:"Kontingenz (Contigenz): Gegensatz zur Seins-Notwendigkeit, Möglichkeit, Zufälligkeit, Anders-sein-können.…"
Eislers Wörterbuch der philosophischen Begriff: https://www.textlog.de/3827.html
1*. "p ist kontingent" =def p & ~[]p bzw. (äquivalent dazu) p & <>~p ("Es ist der Fall, dass p; aber es ist nicht notwendig, dass p / es ist möglich, dass nicht p")
Gemäß dieser Definition ist ein Sachverhalt genau dann kontingent, wenn er sowohl wirklich als auch unnotwendig ist / weder unwirklich noch notwendig ist.
(Das Wirkliche ist möglich, aber nicht bloß/rein möglich. Es besteht also ein Unterschied zwischen dem Verwirklicht-Möglichen und dem Unverwirklicht-Möglichen.)
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Im Oxford English Dictionary ist "non-essential" eine der Bedeutungen von "contingent". Es findet sich darin auch ein Zitat, worin von "contingent or unessential attributes" die Rede ist. Man kann akzidenzielle Eigenschaften also auch als kontingente Eigenschaften bezeichnen, wobei dann allerdings die Gefahr eines Missverständnisses besteht—zumindest im Englischen. Denn eine andere Bedeutung von "contingent" ist "that does not exist of itself, but in dependence on something else". In diesem Sinn sind kontingente Eigenschaften dependente (abhängige) Eigenschaften; und sowohl akzidenzielle als auch essenzielle Eigenschaften können dependente Eigenschaften sein, d.i. Eigenschaften, deren Sein und Gehabtwerden von etwas anderem abhängt.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Fr 2. Mai 2025, 08:53Das ist mir gestern Abend schon durch den Kopf gegangen: die unwesentlichen Eigenschaften könnte ich doch genauso gut die kontingenten Eigenschaften nennen, oder? Etwas, was unter x fällt, muss notwendig die Eigenschaften a, b, c haben, alle anderen Eigenschaften sind kontingent?!
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@Consul
Wie wäre es denn, wenn du das einmal an Hand von Beispielen erläuterst!
Stichwort
Sprache in der Wissenschaft:Viele Worte, nichts dahinter
"Wer's nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er's klar sagen kann." Das hat der Philosoph Karl Popper als Leitsatz für die Wissenschaft ausgegeben. Und warum hört sich dann in der Uni manches so furchtbar kompliziert an? Nicht selten darum: Weil es besser klingt und mehr Eindruck macht.
Wie wäre es denn, wenn du das einmal an Hand von Beispielen erläuterst!
Schon allein um den Verdacht auszuräumen, dass du überhaupt verstehst, von dem du uns hier kund tust. Dazu nur mal zum Vergleich …Beitrag 90547 , Beitrag 90583, Eine Umformulierung in eine einfache Sprache würde es allerdings auch tun ..Consul hat geschrieben : ↑Fr 2. Mai 2025, 19:06Im Oxford English Dictionary ist "non-essential" eine der Bedeutungen von "contingent". Es findet sich darin auch ein Zitat, worin von "contingent or unessential attributes" die Rede ist. Man kann akzidenzielle Eigenschaften also auch als kontingente Eigenschaften bezeichnen, wobei dann allerdings die Gefahr eines Missverständnisses besteht—zumindest im Englischen. Denn eine andere Bedeutung von "contingent" ist "that does not exist of itself, but in dependence on something else". In diesem Sinn sind kontingente Eigenschaften dependente (abhängige) Eigenschaften; und sowohl akzidenzielle als auch essenzielle Eigenschaften können dependente Eigenschaften sein, d.i. Eigenschaften, deren Sein und Gehabtwerden von etwas anderem abhängt.
Stichwort
Sprache in der Wissenschaft:Viele Worte, nichts dahinter
"Wer's nicht einfach und klar sagen kann, der soll schweigen und weiterarbeiten, bis er's klar sagen kann." Das hat der Philosoph Karl Popper als Leitsatz für die Wissenschaft ausgegeben. Und warum hört sich dann in der Uni manches so furchtbar kompliziert an? Nicht selten darum: Weil es besser klingt und mehr Eindruck macht.
Ich denke, ich drücke mich oben einfach genug und klar genug aus; und die Verwendung von Fachbegriffen ist in der Philosophie (wie in den Wissenschaften) normal und legitim.Timberlake hat geschrieben : ↑Fr 2. Mai 2025, 19:18@Consul
Wie wäre es denn, wenn du das einmal an Hand von Beispielen erläuterst!
Schon allein um den Verdacht auszuräumen, dass du überhaupt verstehst, von dem du uns hier kund tust. Dazu nur mal zum Vergleich …Beitrag 90547 , Beitrag 90583, Eine Umformulierung in eine einfache Sprache würde es allerdings auch tun ..Consul hat geschrieben : ↑Fr 2. Mai 2025, 19:06Im Oxford English Dictionary ist "non-essential" eine der Bedeutungen von "contingent". Es findet sich darin auch ein Zitat, worin von "contingent or unessential attributes" die Rede ist. Man kann akzidenzielle Eigenschaften also auch als kontingente Eigenschaften bezeichnen, wobei dann allerdings die Gefahr eines Missverständnisses besteht—zumindest im Englischen. Denn eine andere Bedeutung von "contingent" ist "that does not exist of itself, but in dependence on something else". In diesem Sinn sind kontingente Eigenschaften dependente (abhängige) Eigenschaften; und sowohl akzidenzielle als auch essenzielle Eigenschaften können dependente Eigenschaften sein, d.i. Eigenschaften, deren Sein und Gehabtwerden von etwas anderem abhängt.
– Eine akzidenzielle Eigenschaft (Akzidenz) ist eine, die ihre jeweiligen Besitzer nicht während der gesamten Dauer ihres Daseins haben müssen, sodass der Verlust einer solchen Eigenschaft nicht notwendigerweise das Ende ihres Daseins bedeutet.
– Eine essenzielle Eigenschaft (* ist eine, die ihre jeweiligen Besitzer während der gesamten Dauer ihres Daseins haben müssen, sodass der Verlust einer solchen Eigenschaft notwendigerweise das Ende ihres Daseins bedeutet.
(* Man könnte eine einzelne essenzielle Eigenschaft als eine Essenz bezeichnen; aber üblicherweise wird unter einer Essenz die Gesamtheit der essenziellen Eigenschaften eines Wesens verstanden.)
Beispiel: Mein Menschsein (im biologischen Sinn) ist eine meiner essenziellen ("unzufälligen", wesentlichen) Eigenschaften, und mein derzeitiges Körpergewicht ist eine meiner akzidenziellen ("zufälligen", unwesentlichen) Eigenschaften. Ich kann abnehmen und als Mensch weiterleben; aber ich kann nicht aufhören, Mensch zu sein, und als Nichtmensch weiterleben.
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Consul hat geschrieben : ↑Fr 2. Mai 2025, 18:48Aus der obigen Definition folgt nicht, dass die Kontingenz eines Sachverhaltes dessen Wirklichkeit (Tatsächlichkeit) einschließt, denn aus <>p & <>~p folgt nicht p. Nach meinem Verständnis bezieht sich der Kontingenzbegriff aber im engeren Sinn auf eine Art wirklicher Sachverhalte, und nicht auf bloß/rein mögliche Sachverhalte, die unwirklich sind:
1*. "p ist kontingent" =def p & ~[]p bzw. (äquivalent dazu) p & <>~p ("Es ist der Fall, dass p; aber es ist nicht notwendig, dass p / es ist möglich, dass nicht p")
Gemäß dieser Definition ist ein Sachverhalt genau dann kontingent, wenn er sowohl wirklich als auch unnotwendig ist / weder unwirklich noch notwendig ist.
(Das Wirkliche ist möglich, aber nicht bloß/rein möglich. Es besteht also ein Unterschied zwischen dem Verwirklicht-Möglichen und dem Unverwirklicht-Möglichen.)
"Mit der Theologie des Duns Scotus sei, so schreibt Pannenberg in dem bereits weiter oben zitierten Aufsatz,
—
„der Begriff der Kontingenz nun klar vom Möglichkeitsbegriff unterschieden […] Darum heißt es bei Duns Scotus, nicht alles, was nicht notwendig und ewig ist, nenne er kontingent, sondern nur dasjenige, das ist, obwohl dessen Gegenteil der Fall sein könnte.“
—
Pannenberg kommentiert die damit vollzogene, endgültige Emanzipation des Kontingenzbegriffs aus seiner möglichkeitstheoretischen Einbettung mit folgenden Worten:
—
„Das Kontingente unterscheidet sich also vom bloß Möglichen durch seine Faktizität. Kontingent ist, was faktisch ist, obwohl es auch anders oder nicht sein könnte.….“
[Wolfhart Pannenberg, „Die Kontingenz der geschöpflichen Wirklichkeit“, in: Günter Eifler, Manfred Moser und Andreas Thimm (Hg.), Zufall. Mainzer Universitätsgespräche, Sommersemester 1994 und Wintersemester 1994/95, a.a.O., S. 166.]"
(Vogt, Peter. Kontingenz und Zufall: Eine Ideen- und Begriffsgeschichte. Berlin: Akademie Verlag, 2011. S. 56)
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