Wasser?

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Consul
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Do 10. Okt 2024, 03:46

RoloTomasi hat geschrieben :
Mi 9. Okt 2024, 16:47
@Jörn: "Consul und ich vertreten Ansichten, die einander ausschließen. Höchstens einer oder gar keiner von uns kann es richtig oder ungefähr richtig sehen, aber nicht wir beide. Wenn einer von uns beiden richtig liegt, liegt der andere falsch."

'Wasser' ist chemisch gesehen H2O und lebensweltlich gesehen z.B. Lebensmittel. Ich verstehe gar nicht, wieso es dabei um richtig oder falsch geht, oder überhaupt darum, dass nur einer richtig liegen oder Recht haben kann. Das Wort 'Wasser' hat einfach mehrere Bedeutungen, je nach Kontext.
Ja, gewiss, z.B. in "Kölnisch Wasser" bedeutet "Wasser" nicht H2O; und wenn jemand Probleme mit dem Wasserlassen hat, dann ist mit "Wasser" Harn gemeint. Wenn damit jedoch der reine chemische Stoff gemeint ist (und keine wässrige Lösung, die zusätzliche Stoffe enthält), dann ist (leichtes) Wasser nichts anderes als H2O.

Zu den Bedeutungen von "Wasser", siehe: https://www.dwds.de/wb/dwb/wasser#GW08077



"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding

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Jörn Budesheim
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Do 10. Okt 2024, 08:28

Consul hat geschrieben :
Do 10. Okt 2024, 02:27
Das ist falsch!
Ich denke, es ist richtig, zumindest hat das meine eigene kleine Recherche ergeben. Wasser enthält gelöste Mineralien, Gase oder organische Stoffe. Destilliertes Wasser, das in Laboren oder industriellen Prozessen verwendet wird, ist ein seltenes Beispiel für nahezu reines H₂O. In der Natur findet man Wasser, das relativ nah an H₂O ist, nur in Form von Regenwasser oder Schmelzwasser aus Gletschern, bevor es mit anderen Substanzen in Kontakt kommt und dann als Wasser fungiert. Die grundlegenden Bedingungen allen Lebens auf diesem Planeten – sei es der menschliche Stoffwechsel, die Photosynthese der Pflanzen, Wetter oder Klima – beruhen und werden beeinflusst von solchem lebensspendendem Wasser.

Während H₂O in der Natur also praktisch nicht vorkommt, sondern die absolut seltene Ausnahme darstellt, wenn es überhaupt irgendwo vorkommt, ist die Erdoberfläche zu circa 72 Prozent von Wasser bedeckt, wovon 97 Prozent Meereswasser ist. Unser Körper besteht in jungen Jahren zu zwei Dritteln aus Wasser, später immerhin noch zur Hälfte. Auch Tiere und Pflanzen bestehen zu einem Großteil aus Wasser, und Wasser ist der Hauptbestandteil vieler unserer Lebensmittel. Es ist dieses Wasser mit seinen gelösten Mineralien, Gasen, organischen Stoffen und vielen anderen Bestandteilen, das unser Ökosystem und unser Leben aufrechterhält – und nicht etwa reines H₂O. H₂O ist zwar (auf diesem Planeten) ein notwendiger Bestandteil von Wasser, aber eben kein hinreichender.

Warum also sollte die absolute Ausnahme H₂O, die praktisch nirgends vorkommt, die Regel bestimmen, wie wir den Begriff „Wasser“ verwenden? Das sehe ich nicht ein.




Wolfgang Endemann
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Do 10. Okt 2024, 10:41

Leute, was für ein sinnloser Streit. Unsere natürliche Sprache besteht vor allem aus Alltagsbegriffen, die man manchmal genauer als Alltagsworte bezeichnen sollte, zB den Himmel über uns, womit tatsächlich meistens das Weltall um uns gemeint ist, nur Religiöse denken da an eine absolute Macht über uns. Das Gute der Alltagssprache ist, saß sie allen zur Verfügung steht und dadurch alle in die Kommunikation einbezieht, der Mangel ist, daß sie viele Unklarheiten enthält, viel Unwissen und Irrtümer, falsche Vorstellungen. Damit sind nicht die individuellen Vorstellungen gemeint, sie haben ihre Berechtigung, denn Sprache ist auch ganz wesentlich Expression von Individuellem. Aber Sprache ist eine Form der Objektivation, das Individuelle wird allgemein zugänglich, und das Allgemeine wird zu einer geteilten Perspektive. Man kann nicht den Anspruch aufgeben, das Objektive objektiv auszusprechen. Aussagen über die Objektwelt sollen wahr sein.

Wissenschaft analysiert die Welt des Objektiven (Naturwissenschaft) und des Subjektiven (Geisteswissenschaft), so trägt sie zur Verbesserung der Sprache bei, sie objektiviert das Sprechen.

Heute verstehen wir nicht mehr, was man sich unter den vier Elementen einmal vorgestellt hat. Das wissenschaftliche Denken hat unsere Vorstellungen im Sinne von analytischer Erkenntnis verändert. Das "Wasser" der vier Elemente existiert nicht mehr. Der "Äther" existiert nicht mehr. Unsere Alltagsvorstellung von Wasser ist längst eine Kombination von Alltags- und analytischem Fachbegriff. "Elektrizität" ist ein Alltagsbegriff geworden, der bei den Mitgliedern der Sprachgemeinschaft einen sehr unterschiedlichen Umfang an analytischer Einsicht enthält.

Die Verwissenschaftlichung der Sprache zu kritisieren ist so unsinnig, wie zu glauben, Wissenschaft könne das Alltagsverständnis als individuelles und als kollektive Sprachnorm ersetzen.

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Jörn Budesheim
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Do 10. Okt 2024, 16:42

Pressemeldung

Physiker am MIT entwickeln neue Kategorisierung von Ausatemluft

Ein Forschungsteam am Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat eine neue Kategorisierung der Zusammensetzung von Ausatemluft vorgestellt. Bisherige Messungen der Luft, die Menschen ausatmen, wiesen einen Sauerstoffanteil von 17% und einen Kohlendioxidgehalt von 4% auf, verglichen mit der Einatemluft, die 21% Sauerstoff und 0,03% Kohlendioxid enthält.

Die neuen Standards des MIT setzen den Sauerstoffgehalt der Ausatemluft auf 10% und den Kohlendioxidgehalt auf 3% fest. Diese Werte treten jedoch nur äußerst selten auf und konnten bisher nur unter speziellen Laborbedingungen gemessen werden. Andere bisher verwendete Werte werden nicht länger anerkannt und unter neuen Bezeichnungen wie Ausatemluft_01 und Ausatemluft_02 geführt.

Zusätzlich wird der Gebrauch von Begriffen wie „Hauch“, „Atemzug“ und „Lufthauch“ künftig nur dann gestattet, wenn die exakten Werte der neuen Klassifikation eingehalten werden.

Um dies in der Praxis umzusetzen, bietet das MIT spezielle Schulungen an, die darin bestehen, das Atmen so zu trainieren, dass es den wissenschaftlichen Standards entspricht.

Ein Sprecher des MIT wies darauf hin, dass weitere Anpassungen geplant sind. Beispielsweise sollen auch der Feuchtigkeitsgehalt und die Temperatur der Atemluft strengeren Vorgaben unterliegen. Begriffe wie „Warmer Atem“ oder „Frischer Atem“ dürfen dann nur noch verwendet werden, wenn die entsprechenden physikalischen Parameter genau erfüllt sind.




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Consul
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Do 10. Okt 2024, 17:12

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 10. Okt 2024, 08:28
Während H₂O in der Natur also praktisch nicht vorkommt, sondern die absolut seltene Ausnahme darstellt, wenn es überhaupt irgendwo vorkommt, ist die Erdoberfläche zu circa 72 Prozent von Wasser bedeckt, wovon 97 Prozent Meereswasser ist. …
Warum also sollte die absolute Ausnahme H₂O, die praktisch nirgends vorkommt, die Regel bestimmen, wie wir den Begriff „Wasser“ verwenden? Das sehe ich nicht ein.
Um dein Beispiel mit dem Meerwasser aufzugreifen: Es besteht zu über 90% aus H2O!
Es ist also völlig falsch, dass "H₂O in der Natur also praktisch nicht vorkommt, sondern die absolut seltene Ausnahme darstellt."
"Meerwasser, umfaßt rund 97% aller Wasservorräte unseres Planeten. Da Meerwasser zum überwiegenden Teil (96,5%) aus reinem Wasser besteht, sind seine physikalischen Eigenschaften vor allem von denen des reinen Wassers bestimmt."

Quelle: https://www.spektrum.de/lexikon/geowiss ... sser/10141



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Jörn Budesheim
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Do 10. Okt 2024, 17:45

In jedem Wasser ist auch H₂O, das habe ich weiter oben ja schon erläutert. Aber MeeresWasser besteht nicht aus H₂O sondern aus dem, was ich Wasser nenne, also H₂O plus Zusatzstoffe. H₂O ohne Zusatzstoffe kommt praktisch in der Natur nicht vor und ist auch kein Wasser. Bestünde das Meer nicht aus Wasser sondern aus H₂O, gäbe es dort kein Leben.




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Jörn Budesheim
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Do 10. Okt 2024, 17:51

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 9. Okt 2024, 15:08
[...] das Narrativ, dass man „im Wesentlichen“ sein Gehirn sei, ist vermutlich äußerst einflussreich. Es wird weit verbreitet, schätze ich – in populärwissenschaftlichen Büchern, von denen es, wenn ich durch Amazon scrolle, gefühlt hunderte gibt. Aber auch in Fernsehsendungen, YouTube-Videos, Podcasts und vermutlich sogar in Lehrplänen. Doch das ist nicht alles. Der Einfluss dieses Narrativs resultiert auch daraus, dass es oft nicht kritisch hinterfragt wird. Viele glauben, es beruhe auf klaren wissenschaftlichen Ergebnissen. [...]
Thomas Fuchs hat geschrieben : [...] Das neurobiologisch geprägte Menschenbild breitet sich aber auch in der Lebenswelt aus und verändert unser alltägliches Selbstverständnis. In einer schleichenden Selbstverdinglichung betrachten wir uns immer weniger als Personen, die Gründe oder Motive haben und Entscheidungen treffen, sondern als Agenten unserer Gene, Hormone und Neuronen. Auch unsere Erfahrung, selbst Urheber von Handlungen zu sein und damit unser Leben bestimmen zu können, wird von Neurowissenschaftlern in Frage gestellt. Der Wille scheint immer zu spät zu kommen, nämlich wenn die neuronalen Prozesse, welche Entscheidungen zugrunde liegen, bereits abgelaufen sind. Die Erfahrung der Freiheit wäre dann nur eine biologisch sinnvolle Selbsttäuschung des Gehirns, die uns das Gefühl von Selbstmächtigkeit und Kontrolle vermittelt, wo in Wahrheit die Neuronen längst für uns entschieden haben. [...]




Wolfgang Endemann
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Do 10. Okt 2024, 18:18

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 10. Okt 2024, 16:42
Pressemeldung

Physiker am MIT entwickeln neue Kategorisierung von Ausatemluft
Ich vermisse den Abzug des Wasserdampfs, denn neben den Gasen, die ich ausatme, speie ich auch Flüssigteilchen aus (besonders beim Husten und Brüllen), ausatmen ist etwas anderes als Flüssig- oder Feststoffe ausspeien, diese gebundenen Gasmengen darf man nicht unterschlagen. Außerdem fehlt ein Bußgeldkatalog, welche Strafe fällig wird, wenn man die Abgasnormen in der Atemluft nicht einhält.

Du scherzt, wobei Dir der Ernst der Lage nicht bewußt zu sein scheint. Denn die Erforschung der Ausatemluft ist tatsächlich fast so relevant wie die Erforschung der Autoabgase. Wenn man schon die Nutztierhaltung als ökologisch unkorrekt geißelt und Bestandsobergrenzen fordert, sollte man die Menschen nicht vergessen, die sind zwar harmloser, aber in der Masse noch toxischere Rindviecher.




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Jörn Budesheim
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Fr 11. Okt 2024, 08:04

Der Faden zum Thema "Wissenschaft" befindet sich jetzt hier: https://www.dialogos-philosophie.de/vie ... =18&t=1598

Einige Beiträge hab ich verschoben, andere dupliziert.




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Fr 11. Okt 2024, 20:05

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 10. Okt 2024, 17:45
In jedem Wasser ist auch H₂O, das habe ich weiter oben ja schon erläutert. Aber MeeresWasser besteht nicht aus H₂O sondern aus dem, was ich Wasser nenne, also H₂O plus Zusatzstoffe. H₂O ohne Zusatzstoffe kommt praktisch in der Natur nicht vor und ist auch kein Wasser. Bestünde das Meer nicht aus Wasser sondern aus H₂O, gäbe es dort kein Leben.
Meerwasser besteht nicht nur aus H2O, sondern aus H2O + X, wobei der H2O-Anteil 96,5% Prozent beträgt.

Du hast geschrieben: "Mal ganz deutlich: H₂O kommt in der Natur nicht vor."
Das ist schlicht falsch; denn dass in der Natur kein reines H2O vorkommt, bedeutet keineswegs, dass darin kein H2O vorkommt.



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Jörn Budesheim
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Fr 11. Okt 2024, 20:39

Ich habe ja mehrfach darauf hingewiesen, wie ich die Begriffe nutze: H₂O ist H₂O. Und H₂O plus ist Wasser. Dieses Plus ist eine notwendige Eigenschaft von Wasser, fehlt es, liegt kein Wasser vor sondern H₂O.

H₂O kommt praktisch nicht vor, weil nahezu immer nur Wasser vorkommt.




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