Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
1. Dir ist das alles scheißegal.
oder
2. Du begrüßt diese Entwicklung sogar.
Weder muss einem alles egall sein, noch muss man die Entwicklung begrüßen, wenn man dafür plädiert sich die Fähigkeit zur Ambivalenz nicht zerstören zu lassen. Das wäre dann 3. und die Position, die ich begründet vertrete.
Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
Was hat das mit einer Diskussion zu tun, wenn das Ergebnis (für Dich) vorher schon feststeht?
Das habe ich mit keiner Silbe gesagt, es wäre eher ein Thema, was mir inhaltlich vorschwebt, das Ergebnis wäre offen.
Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
Da ist es wohl ehrlicher so wie ich zu sagen, es müsse klare Ansagen darüber geben, was in unserer Gesellschaft geht und was nicht.
Hier kann es nicht darum gehen einen Kompromiss zu finden. Wie sollte der aussehen?
Ein bißchen Rassismus kann ja nicht schaden?
Klare Ansagen sind eben keine Diskussion. Wer soll denn, auf welcher Basis klar ansagen? Wenn Du das GG als Basis im Auge hast, nun, das gilt ja bereits.
Was mir vorschwebt, wäre eine gemeinsam zu entwickelnde moralische Position, diesseits und jenseits des Rechts.
Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
Ach? Und deshalb meinst Du nun, dass nur die Rechten sich zu ihren "Werten" bekennen dürfen, oder was willst Du damit sagen?
Nichts anderes, als ich schon sagte: Wenn man sich auf einem konstant hohen Erregungslevel in Streits hereinziehen lässt, betreibt man das Geschäft derer, denen es um Spaltung durch das Anheizung von Emotionen geht. Dass es die gibt und Spaltung, Zuspitzung, Grenzen verschieben usw. deren Sache ist, hattest Du ja selbst festgestellt, hier sind wir einer Meinung. Dass Dein Ansatz gescheitert ist, hast Du ja selbtkritisch erwähnt.
Die Strategie zu ändern wäre doch nicht dumm, sondern eher folgerichtig.
Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
Nein, das ist nicht fragwürdig, zumindest nicht dann, wenn man davon ausgeht, das der Erfolg der Rechten auch damit zu tun hat, dass sich ihre Gegner zu sehr zurückhalten.
Stimmt, wenn man davon ausgeht. Es ist sicher ein Teil des Problems, Kaninchen vor der Schlange zu sein und nur zu verstummen. Der andere Teil ist eine reine Haltung der Gegenprovokation und -gewalt. Wenn ich z.B. in den nahen Osten blicke, wo die Strategie seit Jahrzehnten gefahren wird, kann ich zwingend sehen, dass sie sonderlichen Erfolg hat.
Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
Joachim hat es richtig formuliert: Die Demokratie und humanistische Werte, die erhalten sich nicht einfach von selbst.
Sie sind darauf angewiesen, dass Menschen sich für sie einsetzten und sie gegen Angriffe verteidigen.
Sonst ist es damit nämlich schneller vorbei als Du "piep" sagen kannst.
Der Psychoanalytiker Micha Hilgers sagte in einem Iinterview: „Ambivalenz ist das Tor zur Humanität und Menschlichkeit.“
Finde ich sehr richtig und darum plädiere ich genau dafür. Mit Ambivalenz ist hier gemeint, sich die Fähigkeit zu erhalten, auf Eindeutigkeit prinzipieller Art verzichten zu können. In dem konstanten Verlangen sich eindeutig zu bekennen wird diese Ambivalenzfähigkeit sabotiert. Darum erweist die Abteilung "klare Kante" dem was sie schützen vorgibt, einen Bärendienst.
Das heißt nun nicht, dass man stets lauwarm abwägt und taktiert und nun nie wieder klar Stellung beziehen dürfte, nur sollte man sich stets bewusst sein, dass man den höheren Gang auch wieder rausnehmen kann. Das muss nicht unbedingt auf der Basis der tit for tat Strategiespiele passieren, aber selbst die sind besser, als notorisch heiß zu laufen, finden ich zumindest.
Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
Das wäre dann ein guter Rat wenn Schweigen nicht als Zustimmung gewertet würde, was aber der Fall ist.
Dann hast Du die neurechte Propaganda von der schweigenden Mehrheit ja bereits gefressen. Punkt für die Rechten, würde ich sagen, wenn man sich als einer von weit über 80% die eplizit nicht rechts wählen schon in der Minderheit fühlt.
Ich würde eher sagen, die Mehrheit hält sich aus dem Getöse raus, weil ihnen das Gekreische einfach auf den Sack geht.
Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
Es geht den Rechten nämlich vor allem darum ihre Gegner zum Schweigen zu bringen.
Ging es ihnen nicht eben noch um Spaltung? Was denn nun?
Meine Meinung ist, dass Extremiste und Terroristen wissen, dass sie in der Minderheit sind und daher die Strategie der Spaltung, Verunsicherung und der feinen Nadelstiche anwenden. Dazu kommt sicher ein Propagandaapparat der bei den Rechten gar nicht schlecht ist, im Sinne der Professionalität.
Deshalb hatte ich u.a. auf das schöne Buch von Schlecky Silberstein "Das Internet muss weg" hingewiesen, dass das Arsenal dieser Abteilung schön aufdröselt.
Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
In einer solchen Situation zum beharrlichen Schweigen aufzufordern ist dummes Zeug und man muss sich da fragen wem eine solche Strategie wohl eher nützt. Weshalb ich mich auch frage wen Du mit solchen Ratschlägen eigentlich unterstützen willst.
Na, in dem Moment, wo das an Dich addressiert ist, Dich.
Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
Och ja, Du kannst einem richtig leid tun.
Überall Leute die Dir ins Ohr schreien und dir dein Mittagsschläfchen versauen. Mir kommen gleich die Tränen.
Was meinst Du denn wie die Menschen sich fühlen, die im Mittelmeer ersaufen, oder jene die hier (in ihrem Geburtsland) mit rassistischen Anfeindungen und Ausgrenzungen leben müssen? Und alles worum Du Dich scherst ist Deine Ruhe.
Wenn jemand über Kopfschmerzen klagt, ist es kein gutes Argument, ihm zu sagen andere hätten Krebs. Du musst schon klarer sagen, was Du meinst.
Wenn Du meinst wir hätten die verdammte Pflicht alles nur Mögliche zu tun um ... ja was genau? Das musst Du mit sagen.
Wenn Du meinst, es sei die heiligste Pflicht Flüchtlinge vor dem ertrinken zu retten, dann gibt es ja ebenfalls mehrere Wege. Z.B. buchstäblich direkt helfen, oder das Geschäft der Schlepper eindämmen oder auf diesem oder jenem Wege die sog. Fluchtursachen bekämpfen.
Im Internet Rechte anzubellen hilft m.E. bei allen drei genannten Punkten so viel, wie öfter mal das Rad zu benutzen gegen den Klimawandel. Nett, als Symbol sicher okay, in der Wirkung in jeder Hinsicht überschaubar.
Das soll kein Freibrief dafür sein nichts zu tun, sondern im Gegenteil, ich denke das Thema Migration und Demographie wird ein Großthema bleiben, gerade auch ethisch, beim Klima könnte das auch der Fall sein, Umweltschutz und Co. ist es in jedem Fall, insofern finde ich in diesem Punkt Symbole wichtig, aber letztlich zu wenig. Das Rad was da zu bewegen ist, muss größer sein.
Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
Das ist mir völlig klar, dass Jemand der sich vor allem nur um sich selbst schert, und dem nichts über seine Ruhe geht, es als "Krawall" empfinden muss, wenn andere Menschen lautstark auf ein Problem hinweisen wollen.
Weisste was? Leg' Dich einfach wieder schlafen. Solange nicht Du selbst im Mittelmeer ersäufst oder ausgegrenzt wirst kann Dir das ja alles egal sein.
Ich habe eigentlich nie gesagt, dass mir alles egal ist, ich finde nur, dass sich die Politik aus einer Vielzahl von Gründen eher disqualifiziert als qualifiziert hat, um die Probleme zu lösen.
Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
Wie kommst Du denn darauf, dass ich die Menschenrechte als "Vorschriften" begreife?
Mir muss niemand sagen, dass diese "Regeln" richtig und einzuhalten sind. Das weiß ich von ganz alleine, und ich würde sie auch einhalten, wenn es sie in unserer Verfassung gar nicht gäbe.
Okay.
Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
Und, nein, ich glaube, wenn Du den Weg von der Palme runter findest, wird unser Land nicht 7 Minuten später zu einer faschistischen Diktatur werden.
Das haben sie 1933 auch gesagt.
Aber es muss gar nicht zu einer Neuauflage des dritten Reichs kommen. Ich finde das was momentan abläuft reicht schon.
Du scheinst aber offenbar zu meinen das sei alles noch im Rahmen des Akzeptablen.
Da ich ja konkrete Vorschläge zu einer anderen Strategie mache, schließt sich diese Vermutung doch im Grunde von selbst aus, oder?
Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
Leider hast Du den zweiten Teil meiner Antwort komplett ausgeblendet: „Wenn Deine Antwort sowas, wie Zwietracht säen, aufhetzen, polarisieren, Grenzen verschieben usw. ist, überleg' Dir mal, ob meine Einstellung ungerührt weiter zu machen, wirklich so schlecht ist.“ Wenn Du Dein lautstarkes Dagegenhalten aber selbst als gescheitert ansiehst, warum ist ein stilleres Weitermachen dann für Dich nicht einmal einer Beachtung wert?
Weil dieser Kampf Öffentlichkeit braucht, verstehst Du das nicht?
Man kann sich ja auch in einem öffentlichen Statement nicht provozieren lassen. Das worüber wir hier reden, findet ja alles in irgendeiner Form von Öffentlichkeit statt.
Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
Was nützt es denn, wenn Du im stillen Kämmerlein oder nur in deinem Kopf von einer friedlichen Welt träumst, sie aber gleichzeitig um Dich rum zerfällt?
Man ernsthafte Antwort wäre tatsächlich, dass das viel nützt, würde aber hier zu weit weg führen und Dich ganz gewaltig nerven, weil es eine psychologische Antwort wäre.
Wie beim vielfach geschmähten Neoliberalismus wäre meine Frage auch hier: Wenn das alle so scheiße finden, wieso machen sie dann eigentlich mit? Da muss ja vorher irgendwas schief gelaufen sein, damit ein gerüttelt Maß an Menschen so frustriert sind, dass sie sich entscheiden dem Staat im dem sie leben innerlich zu kündigen.
Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
Du kannst natürlich immer weiter warten, aber irgendwann kommt der "Krieg" dann auch zu Dir und spätestens dann wirst Du Farbe bekennen müssen oder als Mittäter gelten. So einfach ist das.
Ja, sei schwarz oder weiß Endzeitstimmung und bald ist die Entscheidungsschlacht. So geht das Gerede aller Extremisten … lies mal nach.
Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
Gerade Du als psychologisch und soziologisch Interessierter müsstest eigentlich wissen wie der Mensch gestrickt ist. Aussenseiter sein will keiner.
Ja, deshalb Rollenangebote.
Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
Das wussten auch die Nazis damals, weshalb sie ihre "Aufmärsche" gekonnt in Szene gesetzt haben, damit es für den Unbeteiligten so aussieht als seien sie die Mehrheit und Andersmeinende in der Minderheit.
Na guck. Ich glaube die Wahrheit ist da etwas komplexer, aber sicher waren die Nazis von 33 in der Lage durch kraftvolle Veranstaltungen die Massen zu begeistern. Auch das muss man näher beleuchten, kann man aber.
Dass wir uns gegenwärtig in einer Regression befinden ist ja auch mein Befund, mich interessiert, wie man da raus kommt.
Und haben sich die Schlägertrupps damals nicht kräftig gegenseitig die Fresse poliert? Hat auch nichts geholfen.
Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
Und das hat deshalb funktioniert, weil es zu wenige Menschen gab die eine lautstarke Gegenbewegung bildeten, die den Menschen zeigten: Ihr seid nicht in der Minderheit. Wir sind viele und die sind wenige.
Das ist mit ein Grund warum ich glaube, dass es eine großangelegte, öffentliche Gegenbewegung geben muss, damit die Verhältnisse klar sind und klar bleiben.
Kann ich als einen Teil des Ganzen respektieren. Aber die Zahl der Extremisten wächst aktuell weiter, wenn dies auf allen drei potentiell gefährlichen Richtungen so weiter geht, macht das einen Staat auch nicht gerade stabiler und sicherer.
Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
Man sagt die neuen Rechten sind eine lautstarke Minderheit. Aber das ist eben genau der Trick: Die anderen überschreien und es so aussehen lassen als sei man in der Mehrheit. Denn viele Menschen denken genau so: Wenn das so viele sind, dann bin vielleicht ich derjenige der irrt.
Aber Du und ich denken doch anders und sind auf den Trick nicht reingefallen. Wer Wahlergebnisse und Umfragen lesen und deuten kann, kann sich ja ebenfalls ein Bild machen. AfD 15%, von denen die Wählen. Da extreme Lager eher motiviert sind zur Wahl zu gehen, aber auch bei Umfragen nicht zu sagen, wen sie wählen, könnte das ein realistischer Wert sein. Die Idee, dass jeder der nicht wählt, automatisch extrem wählen würde, ist falsch. Um das zu verstehen, braucht man nicht promoviert zu haben, denke ich.
Tommy hat geschrieben : ↑ Mi 25. Jul 2018, 17:22
Und genau das dürfen wir aber nicht zulassen. Wir dürfen nicht zulassen dass genau dieser Eindruck bei den Menschen entsteht.
Und vor allem dürfen wir auch nicht zulassen, dass die Opfer dieser Anfeindungen sich alleine und im Stich gelassen fühlen. Denn das genau wäre Mittäterschaft auch wenn es "nur" passive Mittäterschaft wäre.
Ich denke, dass ist ein zentraler Unterschied zwischen uns. Du hältst Deine Mitmenschen glaube ich eher für dumm und/oder verführt, ich glaube, dass das in der Mehrzahl nicht der Fall ist.
Ich glaube, man muss sich auch mit denen auseinandersetzen, die aus welchen Gründe auch immer, ziemlich frustriert sind und ihnen nicht noch sagen, dass ihre Probleme keine sind, da sie ja aktuell nicht ersaufen. Das erscheint mir zu hartherzig und abfällig. Einen Sinn für echte Humanität zu haben erfordert reife und komplexe Charaktere, nicht nur Opportunisten die mitsingen, bis der Wind sich dreht. Da geht es eben nicht immer um alles, sondern da ist Jammern auf hohem Niveau und das Einklagen hoher Standards ebenfalls eine Bürgerpflicht.
Es gibt sicher Punkte an denen auch handfeste Entscheidungen nötig sind, aber nach diesem Punkt sollte man nicht lechzen, sondern ihn maximal herauszögern.