Wachsende AfD kann die Demokratie abschaffen

Dieser Teil des Forums befaßt sich mit politischen, sozialen und historischen Aspekten der aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten.
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Stefanie
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Mo 5. Mai 2025, 22:00

Was ich machen würde?
Der AfD mindestens den Geldhahn zudrehen, am besten verbieten. Bis dahin verstärkt auf deren Tonfall und geäußerten Inhalte achten, und strafrechtliche Ermittlungen gegen den oder die Sprecherin einleiten. Die Finanzberichte detailliert überprüfen, vor allem die Spenden. Es gab diesbezüglich schon etliche Unstimmigkeiten.



Der, die, das.
Wer, wie, was?
Wieso, weshalb, warum?
Wer nicht fragt bleibt dumm!
(Sesamstraße)

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Consul
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Mo 5. Mai 2025, 23:13

Ein Kommentar:
"Die AfD ist deutschlandweit vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft worden, was die Fraktionsvorsitzende der AfD Alice Weidel als "schweren Schlag für die bundesdeutsche Demokratie" interpretiert. Auf dieser Basis können nun unterschiedliche Konsequenzen gezogen werden.…"

Quelle: https://hpd.de/artikel/alternative-fuer ... isch-23060



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Timberlake
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Di 6. Mai 2025, 00:12

Thomas hat geschrieben :
So 4. Mai 2025, 17:25
@Quk: "Hömma, Freund. Ich bin ja für Späße zu haben. Aber Deine Hüh-und-Hott-Spielchen werden mir jetzt zu albern. Für mich ist der Dialog hier beendet".

Hä ???

Ich nutze anlässlich von Quks letztem Post die Gelegenheit, um aus dieser Diskussion über die AfD auszusteigen.
Um doch gleich was?
Timberlake hat geschrieben :
So 4. Mai 2025, 05:09

Thomas hat geschrieben :
Sa 3. Mai 2025, 11:22

(Hegel hat das in seiner Dialektik der Standpunkte ja sehr klar beschrieben; in Bezug auf das Verständnis aktueller Konflikt-Strukturen kann man durchaus mal wieder an diese Position erinnern.)
Wo du hier schon mal Hegel erwähnt hast, dazu nur mal, unter Bezugnahme auf ihn, eine Frage …

  • "Die ist also selbst zu fragen: Was ist das Diese? Nehmen wir es in der gedoppelten Gestalt seines Seins, als das Jetzt und als das Hier, so wird die Dialektik, die es an ihm hat, eine so verständliche Form erhalten, als es selbst ist. Auf die Frage: was ist das Jetzt antworten wir also zum Beispiel: das Jetzt ist die Nacht. Um die Wahrheit dieser sinnlichen Gewißheit zu prüfen, ist ein einfacher Versuch hinreichend. Wir schreiben diese Wahrheit auf; eine Wahrheit kann durch Aufschreiben nicht verlieren; ebensowenig dadurch, daß wir sie aufbewahren. Sehen wir jetzt, diesen Mittag, die aufgeschriebene Wahrheit wieder an, so werden wir sagen müssen, daß sie schal geworden ist.
    Hegel .. Phänomenologie des Geistes
tagesschau.de hat diese Wahrheit über die AfD aufgeschrieben wurde, würdest du denn sagen, dass diese Wahrheit über Zeit nun mehr ebenfalls schal geworden ist?

  • "Das Jetzt, welches Nacht ist, wird aufbewahrt, d.h. es wird behandelt als das, für was es ausgegeben wird, als ein Seiendes ....Als ein Allgemeines sprechen wir auch das Sinnliche aus, was wir sagen, ist: Dieses, d.h. das allgemeine Diese, oder: es ist; d.h. das Sein überhaupt."
    Hegel .. Phänomenologie des Geistes
Oder sollte man dieses Wahre nicht als das behandeln, für was es ausgegeben wird, als ein Seiendes und als solches wie die Nacht als ein Allgemeines, d.h. das allgemeine Diese der AfD. d.h. das Sein dieser Partei überhaupt.
.,. sich vor diesen Fragen zu drücken! Um bei dieser "Gelegenheit" zugleich darauf aufmerksam zu machen, das eine Diskussion zwischen Thomas und mir erst gar zustande gekommen ist. Wurde doch von Thomas auf nicht einen einzigen Beitrag von mir reagiert - was mir natürlich gar nicht gefällt.
Thomas hat geschrieben :
So 4. Mai 2025, 17:25
Ich habe versucht, meinen Standpunkt zu erläutern, merke aber, dass ich dabei Missverständnisse provoziert habe - was mir natürlich gar nicht gefällt. Ich lasse das Gesagte jetzt einfach so stehen, betone aber noch mal, dass ich meine Sicht auf das Thema (AfD, Demokratiegefährdung) absolut nicht als repräsentativ betrachte.
… und das, obgleich ich mich darin mit einem Zitat aus seinen Beiträgen auf das von ihm gesagte und infolgedessen auf seinen Standpunkt wie auch auf seine Sichtweisen bezogen habe. Wie dem auch sei, was Hegel betrifft, so kam von ihm im Vergleich zu mir nur heiße Luft. Wie sich ein jeder im o.g. Zitat selbst überzeugen kann . Möglicherweise ist er ja auch deswegen ausgestiegen, weil er zu nichts anderem fähig ist. Nun ja, zumindest was Hegel betrifft, wir werden es wohl nie erfahren.




Timberlake
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Di 6. Mai 2025, 01:58

Ein Kommentar zum Kommentar ...
"Zynisch formuliert ist die AfD mittlerweile zu einer Partei der "Mitte" geworden, nicht etwa im politischen Sinne, sondern im Sinne der gesellschaftlichen Normalisierung von reaktionären Positionen. Wie es soweit kommen konnte, ist Gegenstand zahlreicher Diskussionen und gesellschaftspolitischer Debatten, die an dieser Stelle nicht geführt werden sollen."


Quelle: https://hpd.de/artikel/alternative-fuer ... isch-23060
Um an dieser Stelle jene Debatte darüber zu führen, wie es soweit kommen konnte, dass die AfD "zynisch formuliert" mittlerweile zu einer Partei der "Mitte" geworden ist ...
Thomas hat geschrieben :
Sa 3. Mai 2025, 15:02

Eine politische Agenda habe ich nicht. .. Ich leiste mir den Luxus, Beobachter zu sein ..




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Consul
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Di 6. Mai 2025, 04:05

Thomas hat geschrieben :
Fr 2. Mai 2025, 17:42
Nun, ich denke ganz einfach, dass die AfD gar nicht die 'Demokratie abschaffen' will. Deswegen bin ich ja diesbezüglich auch relativ entspannt oder gelassen, wie Friederike schreibt.
Aber natürlich kann man das auch anders sehen; und ich kann auch verstehen, wenn ihr das anders seht.
Was genau ist denn die Demokratie, die man abschaffen oder bewahren kann? Tatsächlich gibt es unterschiedliche Interpretationen des Demokratiebegriffs und folglich unterschiedliche Formen von Demokratie, sodass es so etwas wie die Demokratie eigentlich nicht gibt.
"Populismus…kann häufig als demokratisch, gar radikaldemokratisch erscheinen. Er kann bisweilen auch positive Effekte für die Demokratie zeitigen. Entscheidend ist jedoch, dass Populismus an sich nicht demokratisch, ja der Tendenz nach zweifelsohne antidemokratisch ist."

(Müller, Jan-Werner. Was ist Populismus? Berlin: Suhrkamp, 2016. S. 14)
Genauer gesagt, insbesondere der Nationalpopulismus ist insofern antidemokratisch, als er sich gegen die Prinzipien und Institutionen der liberalen (konstitutionellen) Demokratie richtet. Es ist diese Form der Demokratie, die durch die AfD (und ähnliche Parteien im Ausland) bedroht ist.

Viktor Orban ist stolz darauf, Ungarn in eine "illiberale Demokratie" verwandelt zu haben. Unabhängige Beobachter (z.B. das V-Dem-Institut in Schweden mit seinem jährlichen Demokratiebericht) bezeichnen sein Regime dagegen als elektorale Autokratie. Es finden in Ungarn zwar noch (unfaire) Wahlen statt, aber aus liberaldemokratischer Sicht ist eine elektorale Autokratie bloß eine Pseudodemokratie; denn darin gilt (laut V-Dem): "Es gibt Mehrparteienwahlen für die Exekutive; die Grundvoraussetzungen wie Meinungs- und Vereinigungsfreiheit sowie freie und faire Wahlen sind nicht ausreichend gewährleistet." (Übersetzt von DeepL)
"Der Populismus ist ein besonderer Extremismus, insofern er sich nicht frontal gegen die Demokratie als Idee wendet."

(von Beyme, Klaus. Rechtspopulismus: Ein Element der Neodemokratie? Wiesbaden: Springer VS, 2018. S. 99)
"Populistische Autoritäre schwächen Institutionen eher, als dass sie sie zerstören." [Google Translate]

(Sadurski, Wojciech. A Pandemic of Populists. Cambridge: Cambridge University Press, 2022. p. 54)
"Populismus und (liberale) Demokratie
Genau wie Populismus ist Demokratie ein in Wissenschaft und Öffentlichkeit stark umstrittenes Konzept. Die Debatten drehen sich nicht nur um die korrekte Definition von Demokratie, sondern auch um die verschiedenen Demokratieformen. Obwohl hier nicht der Ort ist, diese Debatte zu vertiefen, müssen wir unser eigenes Verständnis von Demokratie klären, bevor wir ihre komplexe Beziehung zum Populismus diskutieren können.

Demokratie (ohne Adjektive) lässt sich am besten als die Kombination von Volkssouveränität und Mehrheitsherrschaft definieren – nicht mehr und nicht weniger. Demokratie kann daher direkt oder indirekt, liberal oder illiberal sein. Tatsächlich spielt die Etymologie des Begriffs Demokratie auf die Idee der Selbstregierung des Volkes an, d. h. auf ein politisches System, in dem das Volk regiert. Nicht zufällig betrachten die meisten „minimalen“ Definitionen Demokratie in erster Linie als Methode, mit der Herrscher in kompetitiven Wahlen gewählt werden. Freie und faire Wahlen entsprechen somit dem definierenden Merkmal der Demokratie. Anstatt Herrscher durch gewaltsame Konflikte zu wechseln, stimmt das Volk darin überein, dass diejenigen, die sie regieren, durch Mehrheitswahl gewählt werden sollten.

Im alltäglichen Sprachgebrauch bezieht sich der Begriff Demokratie jedoch meist eher auf die liberale Demokratie als auf Demokratie an sich. Der Hauptunterschied zwischen Demokratie (ohne Adjektive) und liberaler Demokratie besteht darin, dass sich letztere auf ein politisches Regime bezieht, das nicht nur Volkssouveränität und Mehrheitsherrschaft respektiert, sondern auch unabhängige Institutionen etabliert, die auf den Schutz von Grundrechten wie Meinungsfreiheit und Minderheitenschutz spezialisiert sind. Beim Schutz von Grundrechten gibt es keinen allgemeingültigen Ansatz, und daher haben liberale demokratische Regime sehr unterschiedliche institutionelle Strukturen. So verfügen einige von ihnen über eine starke geschriebene Verfassung und einen Obersten Gerichtshof (z. B. die Vereinigten Staaten), während andere weder das eine noch das andere haben (z. B. das Vereinigte Königreich). Trotz dieser Unterschiede zeichnen sich alle liberalen Demokratien durch Institutionen aus, die den Schutz der Grundrechte anstreben, um die Entstehung einer „Tyrannei der Mehrheit“ zu verhindern.

Diese Interpretation steht der des verstorbenen US-Politikwissenschaftlers Robert Dahl sehr nahe. Dahl argumentierte, liberaldemokratische Regime seien um zwei getrennte und unabhängige Dimensionen herum strukturiert: öffentliche Auseinandersetzung und politische Partizipation. Während sich Erstere auf die Möglichkeit bezieht, frei Präferenzen zu formulieren und sich der Regierung zu widersetzen, bezieht sich Letztere auf das Recht, am politischen System teilzunehmen. Um die Optimierung beider Dimensionen zu gewährleisten, seien seiner Ansicht nach zudem anspruchsvolle institutionelle Garantien erforderlich, darunter Meinungsfreiheit, Wahlrecht, Wählbarkeit für öffentliche Ämter und alternative Informationsquellen.

Nachdem wir nun klare Definitionen von Demokratie und liberaler Demokratie haben, ist es an der Zeit, darüber nachzudenken, wie diese vom Populismus beeinflusst werden. Kurz gesagt: Populismus ist im Kern demokratisch, steht aber im Widerspruch zur liberalen Demokratie, dem vorherrschenden Modell der heutigen Welt. Der Populismus vertritt die Ansicht, dass nichts den „Willen des (reinen) Volkes“ einschränken sollte, und lehnt Pluralismus und damit Minderheitenrechte sowie die institutionellen Garantien, die diese schützen sollten, grundsätzlich ab.

In der Praxis berufen sich Populisten häufig auf das Prinzip der Volkssouveränität, um jene unabhängigen Institutionen zu kritisieren, die sich für den Schutz der dem liberalen Demokratiemodell innewohnenden Grundrechte einsetzen. Zu den am stärksten betroffenen Institutionen zählen die Justiz und die Medien." [Google Translate]

(Mudde, Cas, & Cristobal Rovira Kaltwasser. Populism: A Very Short Introduction. Oxford: Oxford University Press, 2017.pp. 80-1)
"Liberale Demokratie, eine Form der Demokratie, in der die Macht der Regierung begrenzt ist und die Freiheit und Rechte des Einzelnen durch verfassungsmäßig festgelegte Normen und Institutionen geschützt werden .

Wie der umfassendere Begriff der Demokratie ist auch die liberale Demokratie, wie der schottische Philosoph und Politikwissenschaftler WB Gallie (1912–1998) es nannte, ein im Kern umstrittenes Konzept, über das kein endgültiger Konsens bestehen kann. Dennoch werden die folgenden Prinzipien allgemein als grundlegend für die liberale Demokratie anerkannt: Pluralismus und Toleranz (d. h. die Verteilung der politischen Macht auf eine Vielzahl von Interessengruppen und die Akzeptanz widersprüchlicher politischer Standpunkte oder Prioritäten zwischen den Gruppen); die Beilegung politischer Meinungsverschiedenheiten, wenn möglich, innerhalb eines verfassungsmäßigen Rahmens und durch die Rechtsstaatlichkeit ; die Gewaltenteilung (einschließlich der Tätigkeit einer unabhängigen Justiz ); und der Schutz der individuellen Bürgerrechte.

Die Ursprünge der liberalen Demokratie lassen sich teilweise auf eine Reihe historischer Ereignisse und Theorien zurückführen, die die Rolle des Staates eingrenzten und seine Macht beschränkten, parallel zur Entwicklung der Idee individueller Rechte. Im Westen wird allgemein angenommen, dass die liberale Demokratie ihren Ursprung in der europäischen Aufklärung sowie den amerikanischen und französischen Revolutionen des späten 18. Jahrhunderts hat – obwohl einige ihrer Grundprinzipien, wie die begrenzte Staatsgewalt, auf frühere Ereignisse wie die Unterzeichnung der Magna Charta im Jahr 1215 zurückgehen.

Nach dem Ende des Kalten Krieges im späten 20. Jahrhundert zeigten sich viele politische Beobachter sehr optimistisch, was die Aussichten der liberalen Demokratie betraf. Der amerikanische Politiktheoretiker Francis Fukuyama beispielsweise verkündete in seiner berühmten Rede das „Ende der Geschichte“ – das heißt, den Sieg der liberalen Demokratie als letzte menschliche Regierungsform und „die völlige Erschöpfung tragfähiger systematischer Alternativen zum westlichen Liberalismus“. In den folgenden Jahrzehnten wurde die liberale Demokratie jedoch weiterhin in Frage gestellt. Autokratische Führer – insbesondere Xi Jinping aus China und Wladimir Putin aus Russland – regierten weiterhin in mächtigen Ländern und präsentierten so ein alternatives Regierungsmodell. Die liberale Demokratie wurde in den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts auch in mehreren Ländern durch das Aufkommen (überwiegend rechtsgerichteter) populistischer Führer – darunter Ministerpräsident Viktor Orbán aus Ungarn und Präsident Donald Trump aus den USA – in Frage gestellt, die dazu neigten, zentrale liberal-demokratische Ideale wie Pluralismus , Rechtsstaatlichkeit und die Notwendigkeit institutioneller Kontrolle der Regierungsmacht abzulehnen." [Google Translate]

(Encyclopaedia Britannica: Liberal Democracy)



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Di 6. Mai 2025, 04:46

Timberlake hat geschrieben :
Fr 2. Mai 2025, 18:28
Wohlgemerkt eine Gesamtpartei, die vom Verfassungsschutz nun als "erwiesen rechtsextremistische Bestrebung" bewertet wird. Ich meine, wie konsequent ist denn das, wenn man dieser Gesamtpartei im Bundestag noch ein Forum, für diese rechtsextremistischen Bestrebungen gibt?
Die Frage bleibt, wie weit diese Bestrebungen aufseiten der AfD gehen. Welchen Grad an Entliberalisierung bzw. Entdemokratisierung/Autokratisierung strebt diese Partei wirklich an? Ist ihr Ziel das Extrem einer totalitären Diktatur im Sinne von Mussolinis Faschismus oder Hitlers Nationalsozialismus (d.i. eine auf unbeschränkte Vollmachten gegründete, willkürliche Gewaltherrschaft, die keinerlei zivilgesellschaftlichen Freiraum zulässt)?
Schauen wir uns beispielsweise den Demokratieindex der Zeitschrift The Economist an!
Wohin soll die Reise laut AfD gehen? Müssen wir befürchten, dass Deutschland unter Weidel ebenso tyrannisch regiert werden würde wie derzeit Russland, Iran, Nordkorea und Afghanistan?



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Di 6. Mai 2025, 04:56

Thomas hat geschrieben :
Fr 2. Mai 2025, 22:09
"Unsere Demokratie ist in Gefahr" - ich kann dieses Gerede echt nicht mehr hören.
Unsere liberale konstitutionelle Demokratie ist tatsächlich in Gefahr! Sie wird von Rechtsextremisten, Linksextremisten und Islamisten bedroht.



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Di 6. Mai 2025, 05:10

Thomas hat geschrieben :
Fr 2. Mai 2025, 23:32
Nüchtern betrachtet ergibt sich für mich der Erfolg der AfD bei uns sowie von Trump in Amerika daraus, dass die Gegenseite es mit ihren Ideen und Programmen einfach übertrieben hat. Sie hätte mit Themen wie Klimaschutz, feministischer Außenpolitik, Wokeness, offene Grenzen usw. einfach diplomatischer und kompromissbereiter vorgehen sollen. Sie hat zu viel Druck gemacht, hat zu viel zu schnell gewollt - und ist, anstatt mit Pragmatismus und Außenmaß, mit viel zu viel Ideologie und Moralismus unterwegs gewesen. Und jetzt schlägt das Pendel halt zurück.
Der "Exzessivismus" der Wachen Linken hat in der Tat zu einem "Reaktionismus" aufseiten der Rechten geführt.



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Di 6. Mai 2025, 05:27

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 4. Mai 2025, 06:52
So sehr man es sich auch wünscht, die Woken sind nicht schuld; außerdem ist es reichlich absurd zu behaupten, wir hätten es beim Klimaschutz übertrieben.
Ich gebe dir bezüglich des Klimaschutzes recht; aber der Aufstieg der Neuen Rechten hat schon etwas mit der Wachen Linken zu tun.



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Jörn Budesheim
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Di 6. Mai 2025, 08:41

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 4. Mai 2025, 06:52
Thomas hat geschrieben :
Fr 2. Mai 2025, 23:32
Nüchtern betrachtet ergibt sich für mich der Erfolg der AfD bei uns sowie von Trump in Amerika daraus, dass die Gegenseite es mit ihren Ideen und Programmen einfach übertrieben hat. Sie hätte mit Themen wie Klimaschutz, feministischer Außenpolitik, Wokeness, offene Grenzen usw. einfach diplomatischer und kompromissbereiter vorgehen sollen. Sie hat zu viel Druck gemacht, hat zu viel zu schnell gewollt – und ist, anstatt mit Pragmatismus und Augenmaß, mit viel zu viel Ideologie und Moralismus unterwegs gewesen. Und jetzt schlägt das Pendel halt zurück.
This is not America*

Diese sogenannte Backlash-Theorie beschreibt – gemäß dem, was man in den Quellen finden kann – für die USA einen wichtigen Mechanismus politischer Gegenreaktionen. Dort provozieren progressive Reformen regelmäßig starke Gegenmobilisierungen, begünstigt durch das amerikanische Zweiparteiensystem.

Für Deutschland greift diese Theorie jedoch deutlich zu kurz: Hier spielen neben einzelnen progressiven Projekten auch langwährende gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Faktoren eine Rolle beim "Aufstieg" der AfD. Die Vorstellung, der Erfolg der AfD sei vor allem eine Überreaktion auf „zu viel“ Klimaschutz, Feminismus oder Migration, wird der Komplexität der deutschen Verhältnisse nicht gerecht. Außerdem gibt es für die Art und Weise, wie in den Vereinigten Staaten Identitätspolitik betrieben wird bzw. wurde, in Deutschland keine Parallelen.

So sehr man es sich auch wünscht: Die Woken sind nicht schuld. Und es ist reichlich absurd zu behaupten, wir hätten es beim Klimaschutz übertrieben.

* Diese Überschrift habe ich mir aus dem Buch „Triggerpunkte“ ausgeliehen. Es bietet eine differenzierte Analyse gesellschaftlicher Konflikte in Deutschland und widerlegt meines Erachtens überzeugend, dass die Backlash-Theorie aus den USA direkt auf die Bundesrepublik übertragbar ist. Die deutsche Gesellschaft ist weniger gespalten, als oft behauptet, und die Dynamik rechter Bewegungen folgt eigenen Mustern.
Consul hat geschrieben :
Di 6. Mai 2025, 05:27
... der Aufstieg der Neuen Rechten hat schon etwas mit der woken Linken zu tun.
Ich habe meinen Beitrag erneut zitiert, damit der Zusammenhang klar wird. Ich habe geschrieben, dass die Backlash-Theorie zu kurz greift. Dass Reaktanz und Veränderungserschöpfung (ein Begriff aus dem Buch "Triggerpunkte") und damit eine Art Backlash "irgendeine" Rolle spielen, habe ich nicht in Abrede gestellt. Nur welche?

In "Triggerpunkte" findet sich dazu dieses treffende Zitat: "Protagonistinnen und Protagonisten des Rechtspopulismus [...] erzeugen Stimmungen, führen vagabundierende Unzufriedenheiten zusammen und verwandeln Erregungszustände in politische Schwungmasse. Im Stil politischer Wegelagerer warten sie darauf, Ressentiment und Unzufriedenheit aufgreifen zu können, unbeheimatete Wähler einzusammeln und emotional aufgeladene Themen in das eigene Portfolio zu integrieren." [Meine Hervorhebung]

Die Autoren nennen Akteure wie die AfD Polarisierungsunternehmer. Es geht darum, gezielt Konflikte zu schüren, indem ständig Reizthemen gesetzt werden. Probleme werden vereinfacht, sodass sich klare Fronten bilden: ein "Wir" gegen "Die". Diese Polarisierungsunternehmer versuchen, die "Veränderungserschöpfung" mancher (und nicht etwa aller oder breiter Gruppen) in politisches Kapital zu verwandeln. Ein zentrales Spielfeld ist dabei (auch) das Internet, das von Rechten intensiv genutzt wird. Die Vorstellung, das Pendel schlage einfach zurück – als wäre es ein Naturgesetz –, blendet aus, wer hier handelt. Meines Erachtens wurde diese "Bewegung" maßgeblich von der AfD angestoßen und wird fortlaufend befeuert.

Im Zitat von Thomas tritt nur ein Akteur auf: die "Gegenseite". "Nüchtern betrachtet ergibt sich für mich der Erfolg der AfD bei uns sowie von Trump in Amerika daraus, dass die Gegenseite es mit ihren Ideen und Programmen einfach übertrieben hat." Die Polarisierungsstrategien der Rechten bleiben in dieser Analyse unerwähnt. Das trifft weder auf die USA noch auf Deutschland zu. Wir haben es mit gezielten Kampagnen zu tun – nicht mit einem Pendel, das unvermeidlich wie ein Naturgesetz ausschlägt.

Das einseitige Bild des Pendels, das viele andere Aspekte ausblendet, unterstellt einen simplen kausalen Nexus – verkürzt: Weil die Woken übertrieben haben, folgte zwangsläufig die Gegenreaktion. Das halte ich für unplausibel. Ich denke vielmehr, dass viele der heute lautstark vertretenen Haltungen schon lange (vielleicht unartikuliert, vage, diffus oder unbewusst) existierten und nicht erst durch woken Positionen "ausgelöst" oder "angestoßen" wurden – um im Bild des Pendels zu bleiben, sondern überwiegend von den Polarisierungsunternehmern der AfD bewusst befeuert wurden.

Kurz: Die Schuld bei den Woken zu suchen ist vorsichtig formuliert "unterkomplex" und blendet die aktive Rolle der Brandstifter in der AfD aus.




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Thomas
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Di 6. Mai 2025, 08:59

Zur AfD habe ich (wie gesagt) nichts mehr zu sagen - dazu habe ich ja alles, was ich insgesamt denke, schon geschrieben. (Man kann das aktuell auch nicht rational diskutieren, da ist m.E. zu viel Erregung mit verbunden.)

Aber zum Thema Erregung selbst: Wie versteht Ihr eigentlich Greta Thunbergs seinerzeit medial viralisierten Satz "Ich want to make you panic"?

(Greta Thunberg war ja, wie Ihr Euch vielleicht noch erinnert, das freundliche Gesicht des Klimaaktivismus, die als Wegelagerin an der Straßenecke Ihre Karriere als Panik- und Erregungsaktivistin begann. Das ist jetzt schon etwas her - ja bei dem heutigen medialen Erregungstempo fast schon historisch lange her.)

Das gehört nicht direkt in diesen Thread, aber es würde mich bei der Frage nach dem Thema soziale Erregung interessieren: Wie versteht Ihr Thunbergs Motto?




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Jörn Budesheim
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Di 6. Mai 2025, 09:04

Es gibt vermutlich noch weitere Akteure, die man nicht unerwähnt lassen sollte: Es gibt Hinweise auf eine gezielte Unterstützung der AfD durch russische Akteure, u. a. durch russische Trollarmeen und Bot-Netzwerke, die gezielt Inhalte der AfD verstärken – insbesondere im Umfeld von Wahlen.




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Quk
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Di 6. Mai 2025, 09:17

Thomas hat geschrieben :
Di 6. Mai 2025, 08:59
Aber zum Thema Erregung selbst: Wie versteht Ihr eigentlich Greta Thunbergs seinerzeit medial viralisierten Satz "Ich want to make you panic"?
"Panik" ist hier eine Metapher für "kriegt endlich euren Arsch hoch, ihr Nichtstuer!"

Thomas, da trittst Du wieder mal ins nächste Pauschalismus-Näpfchen. Jeder Alarm gilt für Dich ja grundsätzlich als unbegründet. Ganz pauschal. Ich stelle mir gerade eine Karikatur vor: Die Titanic ist am Untergehen, nur ihr Heck ist noch über Wasser, und dort drauf sitzen Du und Dieter Nuhr, zusammen Sekt trinkend, und grinsend über den "grundlosen Alarmismus".




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Jörn Budesheim
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Di 6. Mai 2025, 09:17

AfD-Kandidat Jörg Prophet über den 8. Mai:

"Dem Sozialisten ist es der Tag der Befreiung, dem Staatsbürger ist es zunächst der Tag der bedingungslosen Kapitulation."

(Quellen)




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Jörn Budesheim
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Di 6. Mai 2025, 09:22

Thomas hat geschrieben :
Di 6. Mai 2025, 08:59
(Man kann das aktuell auch nicht rational diskutieren, da ist m.E. zu viel Erregung mit verbunden.)
Ich finde es nicht angemessen, dass du meinen (und anderen) Beiträgen einfach absprichst, rational zu sein.




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