Superposition – nach meinem Kenntnisstand bedeutet das: Ein Teilchen kann sich gleichzeitig an mehreren verschiedenen Orten aufhalten. Erst wenn es beobachtet wird – das heißt, wenn es mit anderen Teilchen oder mit seiner Umgebung in Wechselwirkung tritt –, legt sich sein Aufenthaltsort fest.
Soweit ich weiß, vertreten einige Logiker daher die Ansicht, dass sich dieser Effekt in einer angepassten oder speziellen Logik niederschlagen müsste, da das Teilchen sowohl hier als auch nicht hier ist, was womöglich der klassischen Logik widerspricht. Dies führte zur Entwicklung der Quantenlogik mit einer alternativen logischen Struktur, die die Besonderheiten der Quantenmechanik berücksichtigt – ich meine, ich habe in meinem Regal sogar ein Buch darüber, ich befürchte aber, dass es irgendwohin quantengetunnelt ist – Ich habe keine Ahnung, was hier der letzte Stand des Wissens ist.
Aber auch hier gilt: Der Gott Logik steht möglicherweise nicht so zweifelsfrei da, wie du denkst.
Zwei Götter über dem christlichen Halbgott
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Quk
Naja, "Alltag" und "klassische Physik" sind ja keine vollständigen Lebensbeschreibungen. Sie vereinfachen die Lebensbeschreibung, aber nicht das Leben an sich. Aber egal ...Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Sa 10. Mai 2025, 20:00Im Alltag dominiert die klassische Physik, weil makroskopische Objekte durch Dekohärenz ihre Quanteneigenschaften verlieren. Echter Quantenzufall bleibt im wesentlichen auf die mikroskopische Welt beschränkt, beeinflusst aber indirekt viele technische Anwendungen und biochemische Prozesse.
Ein Gott mit sehr vielen Einschränkungen.
Eingeschränkt ist sicherlich auch der Gott Zufall, ja. Jedoch hat er die Macht, jene Brutalität des christlichen Halbgotts zu rechtfertigen bei dessen unterlassener Hilfeleistung in Fällen übertriebener Grausamkeit. Da wird der Grad der Grausamkeit vom Zufall bestimmt.
Selbst in einem enorm mächtigen Gott sehe ich eine Freiheitsgrenze: Er hat nicht die Freiheit, zugleich ein Nichtgott sein zu können, denn wenn er sich dazu entschiede, wäre er nicht mehr länger ein Gott mit enormer Macht. Damit komme ich zur Logik:
Wie eingeschränkt ist die Göttin Logik? Ist sie die mächtigste Gottheit? Kann die Logik von einer noch höheren Macht außer Kraft gesetzt werden?
Edit: Ich blicke dabei nicht auf das Fach der "Quantenlogik", welche quantenphysikalische Effekte formalisieren will, sondern auf die -- wie soll ich sagen? -- "klassischen" logischen Axiome.
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Quk
Ausnahmsweise zitiere ich einen Abschnitt aus Wikipedia, der Quellen zusammenfasst, die nur in Papierform zugänglich sind:
https://de.wikipedia.org/wiki/Quantenlo ... _der_Logik
https://de.wikipedia.org/wiki/Quantenlo ... _der_Logik
Da öffnen sich natürlich viele weitere Türen. Insofern finde ich Deinen Einwand durchaus interessant für dieses Thema hier, Jörn.Debatte um die Empirizität der Logik
Die Forschungen zur Quantenlogik brachten Fragen zum Status der Logik überhaupt auf. Ihre Abweichungen von der klassischen Logik stellen infrage, ob diese den physikalischen Zusammenhängen entspricht.[8] Damit ist die Geltung der klassischen Logik infrage gestellt. Es lässt sich sogar bezweifeln, ob überhaupt ein einzelnes logisches System den Anspruch erheben kann, ein korrektes und adäquates Gerüst für eine wahrheitserhaltende Beschreibung naturwissenschaftlicher Prozesse und Zustände zu liefern. Prominent ist das Postulat Hilary Putnams, dass nur eine Quantenlogik korrekt sein kann, deren Gültigkeit sich uns jedoch nicht analytisch erschließt.[9] Damit wird die Frage, welche Logik korrekt ist, letztlich zu einer empirischen Frage. Eine Erwiderung erfolgt vor allem durch Michael Dummett,[10] der das Problem an die moderne Realismusdebatte anschloss. Putnams Forderung nach der Infragestellung der Logik setzt ihm zufolge eine realistische Position voraus, die jedoch ihrerseits sowohl die Distributivität als auch das Bivalenzprinzip der klassischen Logik voraussetzt. Die Frage nach einer Geltung der Logik für die Welt setzt voraus, dass die Aussagen, in der die Welt grundlegend beschrieben werden kann, wahr oder falsch sind.
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Jörn Budesheim
Wenn ich es richtig sehe, war das ursprünglich der Einwand von Timberlake.
Timberlake hat geschrieben : ↑Sa 10. Mai 2025, 03:25Einer Welt, in der Dominosteine gleichzeitig sowohl von links nach rechts als auch von rechts nach links fallen. Logisch scheint mir das nicht zu sein.spektrum.de hat geschrieben : ... In der Quantenwelt gelten andere Regeln. Manchmal lässt sich nicht sagen, ob nun A vor B stattgefunden hat oder ob B vor A kam. Und zwar nicht, weil diese Information aus der Apparatur irgendwie nicht ausgelesen werden könnte oder besonders gut versteckt wäre. Sie existiert einfach nicht. Die Quantenphysik erlaubt die Überlagerung beider Abläufe, eine »Superposition«. Das ist so, als würden die Dominosteine gleichzeitig sowohl von links nach rechts als auch von rechts nach links fallen.