"Zivilisiert streiten"

Ursprünglich in der praktischen Philosophie beheimatet sind Theorien der Gesellschaft heute weitgehend von der Soziologie aufgegriffen worden.
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iselilja
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Sa 16. Dez 2017, 10:24

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 16. Dez 2017, 09:37
iselilja hat geschrieben :
Fr 15. Dez 2017, 23:51
Einflussnahme auf spätere Generationen ist in beiden Fällen gegeben
Ja sicher. Aber es geht nicht um Einflussnahme überhaupt, sondern darum, dass man Entscheidungen trifft, die den demokratischen Prozess unterminieren, in dem sie zukünftige Generationen aus dem Demos ausschließen.
Ja das ist mir soweit ja auch klar. Nur ändert es ja nichts daran, dass die Überlegung einseitig ist. Denn jede Entscheidung, die auf Langlebigkeit oder gar Ewigkeit angelegt ist, fragt Nachfolgegenerationen nicht, was sie davon halten könnten.

Mal folgendes Szenario: Fricke wäre keine Vertreterin unserer Generation (unserer Zeit), sondern hätte sich vor 400 Jahren am englischen Königshof mit der Sinnhaftigkeit der Monarchie auseinandergesetzt. Sie käme dann zu dem Schluß, dass die Monarchie selbst unter der Annahme, dass der König edel handelt, nicht abgeschafft werden darf, weil er nicht die Zustimmung zukünftiger Thronfolger einholen kann. :-)

ps: ..oder wie Du es formulierst, zukünftige ThronfolgerInnen aus der Erblinie ausschließt.
Zuletzt geändert von iselilja am Sa 16. Dez 2017, 10:47, insgesamt 2-mal geändert.




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iselilja
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Sa 16. Dez 2017, 10:42

Unsere Vorgängergenerationen haben doch auch nicht überlegt, was wir als zukünftige Generation von ihren politischen Entscheidungen halten. Und wie man sieht, wir entscheiden anders, aber nicht deshalb, weil in der Vergangenheit der Grundstein dafür zu unseren Gunsten gelegt wurde, sondern weil jede Zeit ihre eigenen Probleme mit sich bringt, die auch immer nur die aktuelle Generation lösen kann.




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Jörn Budesheim
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Sa 16. Dez 2017, 10:44

iselilja hat geschrieben :
Sa 16. Dez 2017, 10:24
Denn jede Entscheidung, die auf Langlebigkeit oder gar Ewigkeit angelegt ist, fragt Nachfolgegenerationen nicht, was sie davon halten könnten.
Außer der Entscheidung, dass das Prozedere der Entscheidungsfindung so angelegt sein muss, dass es danach fragt was Nachfolgegenerationen von einzelnen Entscheidungen halten könnten. Man muss unterscheiden zwischen konkreten Entscheidungen und der Form/Institution, wie man gemeinsam zu Entscheidungen kommt.




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iselilja
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Sa 16. Dez 2017, 10:56

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 16. Dez 2017, 10:44
iselilja hat geschrieben :
Sa 16. Dez 2017, 10:24
Denn jede Entscheidung, die auf Langlebigkeit oder gar Ewigkeit angelegt ist, fragt Nachfolgegenerationen nicht, was sie davon halten könnten.
Außer der Entscheidung, dass das Prozedere der Entscheidungsfindung so angelegt sein muss, dass es danach fragt was Nachfolgegenerationen von einzelnen Entscheidungen halten könnten. Man muss unterscheiden zwischen konkreten Entscheidungen und der Form/Institution, wie man gemeinsam zu Entscheidungen kommt.
Das mag schon sein, dass man sich dabei fragt oder doch fragen sollte, was unsere Kinder von unserer Hinterlassenschaft halten werden. Soweit sehe ich das auch ein. Das wäre nur allzu natürlich. Und dennoch ist aber unsere Antwort auf derartige Fragestellungen immer nur eine Projektion unserer eigenen zeitgemäßen Vorstellungen (konkret: WIR leben gerade in der Demokratie und sind zufrieden damit, ergo werden auch kommende Generationen zufrieden damit sein - eine recht unphilosophische Meinung). Woher sollte man auch wissen, wie spätere Generationen darüber denken werden, vor allem wir wissen doch auch garnicht, wie sich die politische Zukunft entwickelt. Könnte man das vorher wissen, sähe sie Welt völlig anders aus.

Also ich finde Frickes Begründung jedenfalls deshalb absurd, weil sie es einseitig nur auf die Demokratie bezieht. Das ergibt keinen wirklichen Sinn.




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Jörn Budesheim
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Sa 16. Dez 2017, 11:17

iselilja hat geschrieben :
Sa 16. Dez 2017, 10:56
Woher sollte man auch wissen, wie spätere Generationen darüber denken werden, vor allem wir wissen doch auch garnicht, wie sich die politische Zukunft entwickelt.
Genau. Und das versucht Frick zu berücksichtigen, in dem sie für eine Option votiert, die dem Umstand Rechnung trägt, dass wir das nicht wissen.




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iselilja
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Sa 16. Dez 2017, 11:45

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 16. Dez 2017, 11:17
iselilja hat geschrieben :
Sa 16. Dez 2017, 10:56
Woher sollte man auch wissen, wie spätere Generationen darüber denken werden, vor allem wir wissen doch auch garnicht, wie sich die politische Zukunft entwickelt.
Genau. Und das versucht Frick zu berücksichtigen, in dem sie für eine Option votiert, die dem Umstand Rechnung trägt, dass wir das nicht wissen.
Gut. Aber warum sollte das nun ausgerechnet nur auf die Demokratie zutreffen. Führt sie denn noch eine andere Begründung an, die das irgendwie rechtfertigt? Wie oben bereits erläutert, ließe sich das auf jede Gesellschaftsform anwenden und auch auf jede politische Entscheidung. Wo ist der Bezugspunkt zur Demokratie? Den erkenne ich immer noch nicht.

Oder anders formuliert: Kannst Du mir irgendwie plausibel machen, warum sich Frickes Argument nicht auch auf die Monarchie oder gar die Diktatur anwenden ließe?




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