Friedensnobelpreis

Ethische Fragen und ihre rationale Begründbarkeit bewegen das philosophische Denken in einer Zeit, in der die Politik wieder über "Werte" debattiert und vertraute Grundlagen des politischen Handelns zur Disposition stehen.
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Timberlake
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Fr 10. Okt 2025, 15:18

Weil derzeit zur Debatte stehend möchte ich einmal, unter Bezugnahme auf die nun folgenden Zitate, den Friedensnobelpreis hier zu Diskussion stellen.
... .t-online.de ... hat geschrieben :
Friedensnobelpreis geht nicht an Trump

Ein Preis für Demokraten, nicht für Demagogen


Der Friedensnobelpreis geht an María Corina Machado. Das ist eine gute Wahl. Auch, weil dies ein klares Signal an Donald Trump sendet.

Die Entscheidung des norwegischen Nobelkomitees, die venezolanische Oppositionsführerin María Corina Machado für ihren gewaltlosen Kampf gegen das autoritäre Maduro-Regime zu ehren, ist eine bewusste Rückkehr zu den Grundlagen des Preises. Und das ist gut so. Denn es ist gerade in diesen Zeiten ein wichtiges Signal an die Welt und an Donald Trump.

Alfred Nobel sprach in seinem Testament von der "Verbrüderung der Nationen" und von der "Förderung des Friedensgedankens". Frieden, so das Komitee nun erneut, ist mehr als das Schweigen der Waffen, es ist mehr als die Abwesenheit von Krieg. Er lebt von Institutionen, Rechtsstaatlichkeit – und von Demokratie.
... morgenpost.de ... hat geschrieben :
Barack Obama: Wofür er den Nobelpreis erhalten hat

Ende 2009, also nach noch nicht einmal einem Jahr als US-Präsident, verlieh ihm das Komitee in Oslo den Friedensnobelpreis. In der Begründung heißt es, Obama werde "für seine außergewöhnliche Bemühungen, die internationale Diplomatie und die Zusammenarbeit zwischen den Völkern zu stärken" ausgezeichnet.

Zu Beginn muss Obama die schlimmsten Folgen der Weltwirtschaftskrise eindämmen. Mit einem gewaltigen Konjunkturpaket, Notkrediten und Reformen soll die US-Wirtschaft wieder angekurbelt werden. Obamas zweite Amtszeit ist vom Kampf gegen den IS geprägt. Er schickt Truppen nach Syrien und den Irak – und führt einen Drohnenkrieg gegen Al Kaida. Als der syrische Diktator Assad Giftgas gegen die eigene Bevölkerung einsetzt, reagieren die USA nicht. Ein Jahr später annektiert Russland die Krim. Die Spannungen zwischen den USA und Russland nehmen wieder zu.

Auch innenpolitisch gibt es Probleme: Am Ende seiner zweiten Amtszeit ist das gesellschaftliche Klima in den USA vergiftet. Auch der US-Kongress ist beinahe handlungsunfähig und Kooperation zwischen Republikanern und Demokraten findet kaum noch statt. Bei der darauffolgenden Wahl setzt sich der zunächst noch belächelte TV-Star Donald Trump durch und führt das Land an den Rand eines Umsturzes.




Timberlake
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Fr 10. Okt 2025, 15:31

..philomag.de/lexikon/ethik ... hat geschrieben :
Ethik

Vom griechischen ethikos („was die Sitten betrifft“), das seinerseits abgeleitet ist von ethos (sowohl „Gewohnheit“ als auch „Charakter“). Ein Teilgebiet der Philosophie, das sich mit den grundlegenden Fragen der Moral befasst. Ursprünglich hatten Ethik und Moral dieselbe Bedeutung („Moral“ kommt vom lateinischen moralis: „auf die Sitten bezogen“, und ist eine wortgetreue Übersetzung des griechischen „Ethik“ von Cicero). Beide Begriffe bezogen sich so auf die praktische Disziplin, die aussagt, was gut und was schlecht an einem menschlichen Verhalten ist. Oft mit einem (übertriebenen) Moralismus verwechselt, wurde die Moral allerdings zunehmend abgewertet, während das Ansehen der Ethik hinzugewann, die als eine durch die Vernunft konstruierte Wissenschaft darstellt wurde.
Vor dem Hintergrund wovon Ethik abgeleitet wird, und zwar von ethos (sowohl „Gewohnheit“ als auch „Charakter“) dürfte meiner die Entscheidung des Nobelpreiskomitees für Obama und gegen Trump , meiner Meinung nach, allerdings außer Frage stehen.

.. zeit.de... hat geschrieben :
Nobel geht die Welt zugrunde
An dieser Stelle lohnt ein Blick auf die Intention des Preisstifters. Alfred Nobel wollte, dass der Friedensnobelpreis an denjenigen geht, der im vergangenen Jahr "die beste oder meiste Arbeit" für Völkerverständigung, Abrüstung oder Friedenskongresse geleistet hat. Sagen wir so: Als Sieger für die "meiste Arbeit" könnte Trump glatt durchgehen, wenn auch Rhetorik dazugehört. Niemand hat häufiger darüber gesprochen, dass er diesen Preis verdiene.


Was ist auch von jemanden als „Charakter“ zu halten, der es sich zur „Gewohnheit“ gemacht hat, darüber zu spreche, dass er diesen Preis verdiene. Wo hätte es unter den Preisträgern des Friedensnobelpreises so etwas jemals in vergleichbarer Weise gegeben? Um an dieser Stelle die Ablehnung Trumps für den Friedensnobelpreis auch von daher zu rechtfertigen.

Gleichwohl ein mieser Charakter, wenn sich man denn diesen als solches zu bedienen weiß, zweifelsohne durchaus hilfreich, bei der Erlangung eines Friedens sein kann. Siehe Einigung zur Beendigung des Gaza-Konflikts.
.. zeit.de... hat geschrieben :
Nobel geht die Welt zugrunde

Da stellt sich natürlich die Frage: Warum schweigt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in dieser Sache? Trumps Unterstützung sollte ihm das doch wert sein. Und hat der US-Präsident nicht immer wieder darauf gedrängt, dass die Ukraine und Russland auf einen Friedensvertrag hinarbeiten sollen?


Das gilt übrigens sowohl für denjenigen, der damit "begnadet" ist, als auch für denjenigen, unter dessen Händen man den Begnadeten, aufgehängt an mehr oder weniger unsichtbaren Fäden, gleichsam eines Marionettenspielers zappeln lässt. Somit sich meiner Meinung nach tatsächlich die Frage stellt : Warum schweigt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj aber auch Putin in dieser Sache?




Timberlake
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Fr 10. Okt 2025, 18:27

Burkart hat geschrieben :
Fr 10. Okt 2025, 18:12
Jörn P Budesheim hat geschrieben :
Fr 10. Okt 2025, 11:32
Ich weiß nicht, ob diese Entscheidung als Antwort auf Trump gemeint ist ...
Trump hatte eigentich gar keine Chance, u.a. weil die 338 Vorschläge zum Friedensnobelpreis bis Ende Januar eingegangen sein mussten, soweit ich gehört habe. Insofern hat Trump bestenfalls (ab) nächstes Jahr eine Chance.
Wo wir schon mal dabei sind , den Vorschlägen ...
.. zeit.de... hat geschrieben :

Nobel geht die Welt zugrunde

Da stellt sich natürlich die Frage: Warum schweigt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in dieser Sache? Trumps Unterstützung sollte ihm das doch wert sein. Und hat der US-Präsident nicht immer wieder darauf gedrängt, dass die Ukraine und Russland auf einen Friedensvertrag hinarbeiten sollen?

Vielleicht hat sich Selenskyj aber auch die Liste der Nominierten genauer angeschaut. Von Josef Stalin über Benito Mussolini bis hin zu Fidel Castro und Wladimir Putin standen da schon viele auf dieser Liste, bei denen man eher weniger an Friedenstauben denkt. Sogar Adolf Hitler wurde mal vorgeschlagen, wenn auch nur aus Protest.

Und selbst bei Trumps Vorvorgänger Obama hat sich gezeigt: Eine Nominierung bringt noch keinen Frieden. Mit dem Seelenfrieden des US-Präsidenten könnte es indes endgültig vorbei sein, wenn die Norweger einem Vorschlag folgen, der gerade in den sozialen Netzwerken zirkuliert: Um Trump so richtig zu ärgern, könnten sie doch einfach Obama noch einmal nominieren. Nur: Was das für den Weltfrieden bedeuten würde, ist offen.




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