Kapitalismus und Wachstumsgrenze – wie stehts mit intellektuellem Wachstum?

Ethische Fragen und ihre rationale Begründbarkeit bewegen das philosophische Denken in einer Zeit, in der die Politik wieder über "Werte" debattiert und vertraute Grundlagen des politischen Handelns zur Disposition stehen.
Burkart
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Di 6. Mai 2025, 22:07

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 6. Mai 2025, 20:35
Stefanie hat geschrieben :
Di 6. Mai 2025, 20:16
Jörn sei mir nicht böse, aber pilgern und wandern gegen die Karibik. Nee.
In einem Kreuzfahrtschiff war ich noch nicht. Aber ich war zweimal in einer riesigen Luxus Fähre in Skandinavien. Mit Casino, unglaublichem Essen, einem Wahnsinns-Orchester und Live-Musik, Sauna, allem drum und dran. George McCrae hat live gesungen! Für ein zwei Tage fand ich das ganz lustig, aber gegen eine schöne Wanderung kann das bei mir nicht anstinken.
Wenn man denn überhaupt wandern kann. In unserer Urlaubsrunde geht es leider nicht mehr bei jedem, sodass Kreuzfahrten die beste Möglichkeit sind, um Urlaub zu machen und ohne Probleme von Ort zu Ort zu kommen. Die, die noch wandern können wie ich, nutzen dann die Tage an Land dafür und nebenbei auch das öftere Umhergehen auf dem Schiff, um je nach Wunsch möglichst viel mitmachen zu können, während andere sich dann eher an wenigen Orten aufhalten und z.B. das Hinausschauen aufs Meer genießen oder zu lesen u.ä. oder natürlich auch Essen und Trinken.

Ja, geistiges Wachstum wollen wir hier im Forum wohl alle, persönlich ist es mir auch wichtiger als viel Materielles, sodass ich nur wenig gegen Euro konsumiere gegenüber vielen anderen Menschen.
Eine Frage ist, wie weit die Gesellschaft immer mehr so etwas auch ansttrebt bzw. toleriert (die Geld-Wirtschaft natürlich wünscht es anders) und man z.B. auch in z.T. kaputten oder auch nur uralter, unmodischer Kleidung rumlaufen darf und nicht z.B. der Mode wegen Neues kaufen soll. Das sollte man z.B. den Kindern in Schulen beibringen und jedes "ich bin besser durch Markenklamotten" (und dann auf Andere herunterschauen, diese niedermachen usw.) bestrafen.



Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

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Stefanie
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Di 6. Mai 2025, 22:13

Jörn, mir ist immer noch nicht völlig klar, was unter intellektuelles Wachstum fallen soll.


...
Wandern...nicht meins. Städte anschauen, ja.



Der, die, das.
Wer, wie, was?
Wieso, weshalb, warum?
Wer nicht fragt bleibt dumm!
(Sesamstraße)

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Quk
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Di 6. Mai 2025, 22:33

Stefanie hat geschrieben :
Di 6. Mai 2025, 22:13
Jörn, mir ist immer noch nicht völlig klar, was unter intellektuelles Wachstum fallen soll.
Den eigenen Intellekt weiterentwickeln, um neue geistige Felder zu entdecken und darin Freude und Zufriedenheit zu finden -- anstatt geistig zu stagnieren und roboterhaft neue Produkte zu kaufen aus dem einzigen Grund, mit der industrie-diktierten Mode gehen zu wollen, um "dazuzugehören" (zuzugehören zu den anderen Kaufrobotern).

Am Strand sich zu sonnen und braun zu werden ist zum Beispiel auch nur ein Status-Symbol, generiert von der Tourismus-Branche nach dem 2. Weltkrieg. Sich zu bräunen ist so krebserregend wie das modische Produkt der Tabak-Industrie. Solches Tun halte ich für intellektuellen Rückschritt. Einheimische in sonnigen Ländern gehen in den Schatten.




Timberlake
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Mi 7. Mai 2025, 00:37

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 6. Mai 2025, 10:56
Timberlake hat geschrieben :
Di 6. Mai 2025, 02:26
Wachstumsgrenzen
Planetarische und geistige Wachstumsgrenzen bringen ganz andere Herausforderungen mit sich. Dass ich nicht singen kann, bringt den Planeten nicht in Gefahr, vermute ich :-)
Da hast du sicherlich recht. Das war eigentlich auch viel mehr als eine Metapher vielleicht nicht für die planetarischen aber ganz sicher für die geistigen Wachstumsgrenzen gedacht. So halte ich es mit dem von Quk angestrebten intellektuellem Wachstum, wohlgemerkt insgesammt für die Menschheit, in etwa so wie mit meinem intellektuellen Wachstum im Gebrauch meiner Gitarre. Will sagen, für beides braucht es meiner Meinung nach Talent. Wenn das fehlt, steht es um beidem schlecht.

Übrigens muss ich mich korrigieren. Wenn es in dem Heft "Gitarre- spielend erlernt" bei "Das Wandern ist des Müllers Lust" auf Seite 29 heißt … ich zitiere … "Von hier bis zum Ende kann später auch wie Schlagmuster 6 geschlagen werden" … dass kann ich in diesen 5 Wochen, seit dem ich damit befasst bin, noch immer nicht. Zumindest nicht in Art, dass ich diesen Übergang stolperfrei hinbekomme.


Quk hat geschrieben :
Di 6. Mai 2025, 22:33
Stefanie hat geschrieben :
Di 6. Mai 2025, 22:13
Jörn, mir ist immer noch nicht völlig klar, was unter intellektuelles Wachstum fallen soll.
Den eigenen Intellekt weiterentwickeln, um neue geistige Felder zu entdecken und darin Freude und Zufriedenheit zu finden -- anstatt geistig zu stagnieren und roboterhaft neue Produkte zu kaufen aus dem einzigen Grund, mit der industrie-diktierten Mode gehen zu wollen, um "dazuzugehören" (zuzugehören zu den anderen Kaufrobotern).

Am Strand sich zu sonnen und braun zu werden ist zum Beispiel auch nur ein Status-Symbol, generiert von der Tourismus-Branche nach dem 2. Weltkrieg. Sich zu bräunen ist so krebserregend wie das modische Produkt der Tabak-Industrie. Solches Tun halte ich für intellektuellen Rückschritt. Einheimische in sonnigen Ländern gehen in den Schatten.
Wohlgemerkt im Gegensatz zum roboterhaften Kaufen neuer Produkte und sich bräunen zu lassen fernab in tropischen Ländern. Das nicht zu tun, das bekomme ich stolperfrei hin. Solches Tun halte ich nicht nur bloß für einen intellektuellen Rückschritt, es widert mich mehr noch geradezu an. So habe ich überhaupt kein Problem damit, mir Jacken, Hosen, Bettwäsche u.s.w. zum eigenen Gebrauch, aus dem Sperrmüll heraus zu fischen, den andere vor ihrem Haus zur Abholung herausgestellt haben. Ganz im Gegenteil! Kleidung so vor der Vernichtung bewahrt zu haben, macht mir in etwa so viel Freude, wie das ihn andere beim Neuerwerb verspüren.




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Jörn Budesheim
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Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 5. Mai 2025, 10:57
Kreuzfahrten sind beliebt, aber extrem umweltschädlich. Kreuzfahrtschiffe verbrauchen so viel Energie wie eine Kleinstadt – sowohl im Hafen als auch auf See. Eine einzige Kreuzfahrt verursacht so viel CO₂ wie fast 84.000 Autos an einem Tag. (Quelle) Viel schöner und nachhaltiger sind oft: Wandern, Pilgern oder Radreisen. Bewegung in der Natur fördert das Wohlbefinden und ermöglicht intensive Erlebnisse.
Stefanie hat geschrieben :
Di 6. Mai 2025, 22:13
Wandern...nicht meins. Städte anschauen, ja.
Wandern, Pilgern oder Radreisen waren einfache Beispiele für Dinge, die sowohl schöner als eine Kreuzfahrt sein können als auch deutlich umweltschonender. "Städte anschauen" hätte ich ebenso in die Liste aufnehmen können. Ich laufe auch sehr gerne durch Städte. Die Beispiele muss jede individuell justieren. Sinn der Beispiele war, zu zeigen, dass es mir gar nicht um Verzicht geht, sondern um Superluxus: Man kann oft (ich vermute fast immer) etwas finden, was sowohl schöner als auch umweltverträglicher ist. Damit hab ich versucht - als kleine Transferleistung - die Beispiele (Beispiele!) von Quk aufzunehmen und durch weitere zu ergänzen: "Ein intellektueller Wachstums-Schritt ist beispielsweise auch das echte Bedürfnis, mehr zu schreiben, mehr zu malen, mehr zuzuhören und so weiter." Von "Superluxus" spreche ich gemäß Quks Beispiel: "Ein intellektueller Wachstums-Schritt hingegen ist beispielsweise die persönliche Entscheidung, dieses Jahr keine Kreuzfahrt zu machen und sich bei dieser Entscheidung wahrlich wohlzufühlen, anstatt das Gefühl zu haben, etwas zu verpassen."




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Jörn Budesheim
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Quk hat geschrieben :
Di 6. Mai 2025, 22:33
Stefanie hat geschrieben :
Di 6. Mai 2025, 22:13
Jörn, mir ist immer noch nicht völlig klar, was unter intellektuelles Wachstum fallen soll.
Den eigenen Intellekt weiterentwickeln, um neue geistige Felder zu entdecken und darin Freude und Zufriedenheit zu finden -- anstatt geistig zu stagnieren und roboterhaft neue Produkte zu kaufen aus dem einzigen Grund, mit der industrie-diktierten Mode gehen zu wollen, um "dazuzugehören" (zuzugehören zu den anderen Kaufrobotern).
Was haltet ihr von diesem simplen (abgedroschenen?) Beispiel für geistiges Wachstum? Es geht um Äpfel. Der Aufwand für das "Design" und die Vermarktung moderner Apfelsorten ist enorm. Ich habe dazu vor langer Zeit einmal einen Filmbeitrag gesehen. Ob die Dinge heute noch genauso drastisch liegen, weiß ich nicht.

Bei sogenannten Clubsorten wie Pink Lady (oder wie auch immer sie heißen) müssen Landwirte eine Lizenz erwerben und sich strengen Vorgaben zu Anbau, Qualität und Vermarktung unterwerfen. Die Entwicklung solcher Sorten dauert oft viele Jahre – Züchtung, Tests und Markteinführung sind ein langwieriger Prozess. Der Verband oder Lizenzinhaber kontrolliert die gesamte Kette – vom Anbau bis zum Verkauf – und stellt umfassende Marketingpakete bereit, um die Äpfel als Premiumprodukt zu positionieren. Die Optik der Äpfel wird gezielt perfektioniert, sodass sie oft wirken, als kämen sie direkt aus einer Bildbearbeitungssoftware. Für die Bauern bleibt meist nur die Rolle eines "ausführenden" Produzenten, während die Vermarktung zentral gesteuert wird.

Demgegenüber stehen alte, nicht in dieser krassen Weise designte Apfelsorten wie die 'Goldparmäne' oder der 'Kaiser Wilhelm' – ich bin mir bei den Namen nicht ganz sicher, ich bin in solchen Dingen kein Experte. Ihre unregelmäßige Form und matte Schale hätten im Supermarkt kaum Chancen, obwohl sie geschmacklich oft komplexer und aromatischer sind als viele der glattpolierten Clubsorten. Mehr noch: In dem Film wurde darauf hingewiesen, dass Apfelallergiker diese alten Sorten oft problemlos essen können – und dass sie ohnehin deutlich gesünder seien.

Die Fähigkeit, solche alten Sorten schön zu finden und die künstlichen hässlich, würde ich bereits unter "geistiges Wachstum" subsumieren. Die Natur ist kein normiertes Hochglanzprodukt. Das mag trivial klingen, ist es aber nicht, finde ich. Es gibt mittlerweile Firmen, die sich auf den Vertrieb solcher krummen Dinger spezialisiert haben.




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Quk
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Mi 7. Mai 2025, 14:27

Das halte ich für ein sehr gutes Beispiel und gar nicht abgedroschen.




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