Jein, ich denke ein Teil ist auch schon in uns angelegt. Von Geburt an. Also nicht die sprachlichen Bezeichnungen (die lernen wir ja erst wenn wir sprechen können), aber bestimmte Gesten interpretieren wir von Geburt an auf eine bestimmte Weise. Also auf einer instinktiven Ebene. Tiere, die ja gar keine Sprache kennen (also jedenfalls keine die nötig wäre um sowas zu vermitteln), machen das auch, nur anders. Ein Kind weiß ziemlich früh, was von einem Lächeln der Eltern zu halten ist. Tiere wissen das auch, nur bedeutet das Zähnezeigen bei ihnen nicht Wohlgesonnenheit und Freude sondern Aggression. Da hat halt jede Art ihre eigenen instinktiven Verhaltensweisen.Friederike hat geschrieben : ↑Mo 9. Aug 2021, 17:52NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑Mo 9. Aug 2021, 17:38[...] Aber im strengen Sinne WISSEN was in einem Anderen vorgeht (wie sich für ihn die Gefühle die wir kennen anfühlen) kann ich nicht.Das ist, wie ich finde, ein Phänomen (=erstaunlich). Wie lernen wir Gefühle? Das geht nur über "Verhalten" und "Sprechen"NWDM hat geschrieben : Irren (oder im Unklaren sein) können wir uns über unsere Gefühle nur in sofern, als das wir nicht genau wissen welches Gefühl da gerade in uns vorhanden ist: "Ich dachte das war Wut, aber eigentlich war es Neid". Dann hat aber nicht das Gefühl gewechselt und es gab auch kein "falsches Gefühl".
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Ich würde sagen das ist ein lebenslanger Prozess bei dem im besten Fall die Interpretationsleistung immer besser wird.So und so sieht ein Mensch aus, wenn er erbost ist (die Eltern); Gestik, Mimik, Ton und dazu gibt es die entsprechenden Erklärungen ("weil du x oder y getan hast, deswegen ist deine Mutter verärgert"). In der Art etwa. Wie identifiziert man jetzt dieses Gefühl für sich, wenn man es hat? Wie geht der Sprung vom Verhalten und Wissen zum "feeling"? Oder auch umgekehrt?
Wir beobachten und vergleichen. Dafür ist soziale Interaktion nötig. Deshalb soll man Kinder mit ihren Gefühlen auch nicht alleine lassen. Auch wenn sie gerade einen Wutausbruch durchmachen. Besser ist es bei dem Kind zu sein und ihm zu erklären was es gerade durchmacht und was der Auslöser dafür war ("Du bist gerade wütend, weil du die Schokolade nicht bekommen hast"). Später sehen wir dann auch wie Menschen in bestimmten Situation reagieren. Im realen Leben, aber auch in Filmen usw. Auf die Weise ordnen wir dann unsere inneren Gefühle dem gesellschaftlichen Verständnis davon welches welches Gefühl ist zu.
Und dann spielt auch die Selbstbeobachtung eine Rolle. Wie sehe ich denn aus wenn ich sehr traurig bin?
"Im Spiegel schaut mich ein verheultes Gesicht an. Das kenn ich von anderen Menschen. Sie sagen das ist Traurigkeit." Kein schönes Gefühl.
Oder auch: "Ella sagst dass sie sich wunderbar fühlt wenn sie beschenkt wird. Sie hat sich gefreut. Heute wurde ich beschenkt. Ich hatte ein tolles Gefühl dabei. Das muss wohl das Gefühl der Freude sein, das Ella meinte".
Natürlich sprechen wir innerlich nicht so zu uns. Diese Verknüpfung machen wir wohl automatisch und teilweise unbewusst.
Nein. Es könnte aber sein, dass mit der Traurigkeit auch eine Wut einhergeht.Bei dem zweiten Zitat weiß ich nicht genau, ob Du nur mißverständlich formulierst oder ob Du meinst, man könne das Gefühl traurig sein verwechseln mit zornig sein?
Wenn Dein bester Freund sich umgebracht hat bist Du traurig. Gleichzeitig aber vielleicht auch wütend darüber, dass er sich "aus dem Staub gemacht" und dich im Stich gelassen hat. Manchmal treten einfach viele Gefühle gleichzeitig auf. Dann ist es mitunter schwer zu sagen, was gerade im Inneren genau los ist.
Das ist wie eine große Halle in der alle gleichzeitig durcheinander schreien. Man versteht nichts.