"Die Begehung des Parks und
Lilith schlenderte durch den Park ..."
Die Begehung des Parks ist etwas anderes als das Gehen oder Schlendern durch den Park. Man könnte die Begehung natürlich auch verbalisieren, das würde aber den Gesamtvorgang nicht so gut wiedergeben. Weil in Liliths Perspektive das Wegerlebnis (der Weg ist das Ziel) im Vordergrund steht, ist selbstverständlich das Schlendern passender. Aber das kann man nicht verallgemeinern.
Wo ist hier der Einwand?
Genau in diesem Punkt: in den meisten Regeln eine Perspektive strikt vorzuziehen. Man kann das Abschweifen, das eine große Kunst sein, aber auch nerven kann, kritisieren, aber genau so kann man den Tunnelblick kritisieren. der in einer klaustrophobischen Erzählung zu fesseln weiß.
Ein entsubjektivierter Konkretismus war übrigens im roman nouveau (Robbe-Grillet) ein dominantes Stilprinzip, es hat die Regel 7 auf den Kopf gestellt.
Mit der Umschreibung #83897 bin ich einverstanden, sehe nur nicht, wo sie kürzer und verständlicher geworden ist.
Die schöne Sprache
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@ Quk
""Nicht gelten" und "weniger gelten" -- das kann auf "weniger gelten" gekürzt werden."
Ich meinte aber genau den Unterschied. In Kunst gelten die Regeln nicht, in einer lebenspraktischen Kommunikation gelten sie nicht strikt.
"Regeln, Regulative, Maßstäbe -- das ist eine Dreier-Tautologie."
Auch hier ist ein Regulativ schwächer als eine Regel, Maßstäbe sind noch subjektiver.
"Einige jener Regeln für guten Sprachgebrauch erkenne ich an. Ablehnen möchte ich ..."
Ich erkenne die Regeln nicht als Regeln künstlerischer Schönheit, aber durchaus als Regeln mit unterschiedlich eingeschränktem Geltungsbereich an.
""Nicht gelten" und "weniger gelten" -- das kann auf "weniger gelten" gekürzt werden."
Ich meinte aber genau den Unterschied. In Kunst gelten die Regeln nicht, in einer lebenspraktischen Kommunikation gelten sie nicht strikt.
"Regeln, Regulative, Maßstäbe -- das ist eine Dreier-Tautologie."
Auch hier ist ein Regulativ schwächer als eine Regel, Maßstäbe sind noch subjektiver.
"Einige jener Regeln für guten Sprachgebrauch erkenne ich an. Ablehnen möchte ich ..."
Ich erkenne die Regeln nicht als Regeln künstlerischer Schönheit, aber durchaus als Regeln mit unterschiedlich eingeschränktem Geltungsbereich an.
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"Auf diese Weise kommt man zu "regulativen Maßstäben"" (Jörn)
Du darfst gerne von "empfohlenen Maßstäben" reden, aber Du solltest sie nicht mit strikten Maßstäben verwechseln.
Du darfst gerne von "empfohlenen Maßstäben" reden, aber Du solltest sie nicht mit strikten Maßstäben verwechseln.
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"Schön ist auch mein Steuerbescheid. Diesmal muß ich nicht nachzahlen, sondern bekomme zurück."
Was ich nicht verstehe, ist der Wunsch, den Begriff "schön" auf das Praktische auszudehnen. Was bringt das außer, daß man nicht mehr versteht, warum avancierte Kunst Kunst ist, denn in der Regel ist sie nicht voraussetzungslos zu verstehen. Was ist das für ein Schönheitsbegriff, der nicht auf das, was sich explizit dem Schönen widmet, beziehbar ist?
Im Kommentar #83903 sehe ich eine leichte Zurücknahme der steilen Thesen. Richtig?
Was ich nicht verstehe, ist der Wunsch, den Begriff "schön" auf das Praktische auszudehnen. Was bringt das außer, daß man nicht mehr versteht, warum avancierte Kunst Kunst ist, denn in der Regel ist sie nicht voraussetzungslos zu verstehen. Was ist das für ein Schönheitsbegriff, der nicht auf das, was sich explizit dem Schönen widmet, beziehbar ist?
Im Kommentar #83903 sehe ich eine leichte Zurücknahme der steilen Thesen. Richtig?
- Jörn Budesheim
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Ich habe bisher überhaupt keine Thesen aufgestellt, sondern überwiegend Fragen gestellt:
Warum auch immer es in der Sprache geht, Schönheit spielt dabei eine bedeutende Rolle, denke ich. Was macht Sprache schön, was macht sie hässlich? [...] Warum überhaupt [ist] Sprache schön oder hässlich [...]? Könnte man nicht stattdessen annehmen, dass es ausreicht, wenn Sprache lediglich informativ ist? In der Philosophie wird Sprache oft analysiert, wobei der poetische Aspekt nicht unbedingt im Vordergrund steht. [...]
Das Schöne an der Sprache umfasst Aspekte, die auf den ersten Blick sehr unterschiedlich erscheinen. Ein Satz kann schlicht und elegant formuliert sein, was etwas anderes ist als seine Materialität, die für Reim und Rhythmus genutzt werden kann.
„Poesie ist ein ständiges Zögern zwischen Klang und Sinn“ (Paul Valéry).
Wie tief dringt der Klang in den Sinn ein – und umgekehrt?
Man könnte auch darüber diskutieren, welche unterschiedlichen Schönheitskonzepte in verschiedenen literarischen Gattungen an sich gelten.
Das ist ungefähr die Bandbreite an möglichen Themen, sicherlich gibt es noch mehr, eine These habe ich bisher nicht aufgestellt. Allerdings gehe ich davon aus, dass es quasi der Startpunkt, das Sprache schön oder hässlich sein kann.
- Jörn Budesheim
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Könnte man evolutionär spekulieren und sagen, dass die Schönheit der Sprache zuerst kam und der Sinn folgte? Schließlich "streben" fast alle Lebewesen in irgendeiner Form nach Schönheit.
Damit will ich nicht ausschließen, dass man Schönheit vielleicht auch als eine Art Sinn verstehen kann – wenn auch nicht in einer rein präpositionalen Form. Schwer zu sagen ... Schönheit könnte sogar der Ursprung von Sinn sein ...
Damit will ich nicht ausschließen, dass man Schönheit vielleicht auch als eine Art Sinn verstehen kann – wenn auch nicht in einer rein präpositionalen Form. Schwer zu sagen ... Schönheit könnte sogar der Ursprung von Sinn sein ...
- Jörn Budesheim
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Kennt ihr Peter Bieris Roman "Nachtzug nach Lissabon", den er unter dem Pseudonym Pascal Mercier veröffentlicht hat? Ich kenne das Buch nicht, aber ich habe gehört, dass es zentral um die Schönheit der Sprache geht. Der Protagonist, Raimund Gregorius, verliebt sich in die portugiesische Sprache und die Texte des Schriftstellers Amadeu de Prado. Gemäß Rilkes berühmtem Zeile "Du musst dein Leben ändern", beschließt er, sein Leben zu verändern und fährt vermutlich im Nachtzug nach Lissabon...
Archaïscher Torso Apollos
Wir kannten nicht sein unerhörtes Haupt,
darin die Augenäpfel reiften. Aber
sein Torso glüht noch wie ein Kandelaber,
in dem sein Schauen, nur zurückgeschraubt,
sich hält und glänzt. Sonst könnte nicht der Bug
der Brust dich blenden, und im leisen Drehen
der Lenden könnte nicht ein Lächeln gehen
zu jener Mitte, die die Zeugung trug.
Sonst stünde dieser Stein entstellt und kurz
unter der Schultern durchsichtigem Sturz
und flimmerte nicht so wie Raubtierfelle;
und bräche nicht aus allen seinen Rändern
aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle,
die dich nicht sieht. Du mußt dein Leben ändern.
Archaïscher Torso Apollos
Wir kannten nicht sein unerhörtes Haupt,
darin die Augenäpfel reiften. Aber
sein Torso glüht noch wie ein Kandelaber,
in dem sein Schauen, nur zurückgeschraubt,
sich hält und glänzt. Sonst könnte nicht der Bug
der Brust dich blenden, und im leisen Drehen
der Lenden könnte nicht ein Lächeln gehen
zu jener Mitte, die die Zeugung trug.
Sonst stünde dieser Stein entstellt und kurz
unter der Schultern durchsichtigem Sturz
und flimmerte nicht so wie Raubtierfelle;
und bräche nicht aus allen seinen Rändern
aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle,
die dich nicht sieht. Du mußt dein Leben ändern.