Die schöne Sprache
Reden wir über die Akustik oder über das Wortsystem?
Das Wort "Schmetterling", zum Beispiel, kann man akustisch unterschiedlich ausdrücken, während das Wort an sich in Schrift und Bedeutung das gleiche bleibt.
Wenn sich ein gewisser Angelsachse (siehe Youtube) lustig macht über den angeblich hitler-artigen Klang des Wortes Schmetterling -- SCHMÄTTERRRRR --, dann liegt das meines Erachtens an der akustischen Kreativität des Sprechers und nicht am Wort. Wenn selbiger Sprecher den harrrten, schmetternden deutschen Schmetterling vergleicht mit mit dem englischen Butterfly, den er ganz weich und leise ausspricht, dann kommt dieser Unterschied eben nur durch die theatralische Darbietung des Sprechers zustande. Ich kann das leicht umkehren: BUTTER! Hau rein in den FETTIGEN BUTTERKLOTZ, und lasse dabei aus deinem Loche einen fliegen. BUTTER-FLY. Auch das enthält ein Doppel-TT. Wetter, Schmetter, Butter, bitter, Tattergreis. Butter -- mit hartem B, wo doch der Schme... mit sanftem Sch... beginnt, und weich in das mmm... übergeht -- Schschmmm... oh ist das schön ... und es folgt ein gehauchtes tt... Schschmmmee... thhh... dann das glockenartige Ende mit ...ling -- wie klingeling ... Schschmmether...ling ... oh welch Leichtigkeit -- im Gegensatz zum plump platschenden BUTTERFLAI!
Ja und italienisch enthält natürlich viel mehr Vokale und ist damit singbarer als konsonantenbetonte Sprachen wie das Deutsche oder die slawischen Sprachen. Das Wort Brschnsk ist halt eher etwas für Schlaginstrumente als für Melodieinstrumente.
Das Wort "Schmetterling", zum Beispiel, kann man akustisch unterschiedlich ausdrücken, während das Wort an sich in Schrift und Bedeutung das gleiche bleibt.
Wenn sich ein gewisser Angelsachse (siehe Youtube) lustig macht über den angeblich hitler-artigen Klang des Wortes Schmetterling -- SCHMÄTTERRRRR --, dann liegt das meines Erachtens an der akustischen Kreativität des Sprechers und nicht am Wort. Wenn selbiger Sprecher den harrrten, schmetternden deutschen Schmetterling vergleicht mit mit dem englischen Butterfly, den er ganz weich und leise ausspricht, dann kommt dieser Unterschied eben nur durch die theatralische Darbietung des Sprechers zustande. Ich kann das leicht umkehren: BUTTER! Hau rein in den FETTIGEN BUTTERKLOTZ, und lasse dabei aus deinem Loche einen fliegen. BUTTER-FLY. Auch das enthält ein Doppel-TT. Wetter, Schmetter, Butter, bitter, Tattergreis. Butter -- mit hartem B, wo doch der Schme... mit sanftem Sch... beginnt, und weich in das mmm... übergeht -- Schschmmm... oh ist das schön ... und es folgt ein gehauchtes tt... Schschmmmee... thhh... dann das glockenartige Ende mit ...ling -- wie klingeling ... Schschmmether...ling ... oh welch Leichtigkeit -- im Gegensatz zum plump platschenden BUTTERFLAI!
Ja und italienisch enthält natürlich viel mehr Vokale und ist damit singbarer als konsonantenbetonte Sprachen wie das Deutsche oder die slawischen Sprachen. Das Wort Brschnsk ist halt eher etwas für Schlaginstrumente als für Melodieinstrumente.
- Jörn Budesheim
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Wir reden über alle Aspekte der Sprache, die schön oder hässlich sein können. Wenn Karl der Große mit Gott in einer anderen Sprache spricht als mit seinem Pferd, dann geht es vielleicht eher um den Klang, schätze ich.
Was das deutsche Wortsystem betrifft, unabhängig von dessem Klang, so ist es hinsichtlich seiner Präzision wohl als Schönheit bezeichnbar. Ich vermute, dank dieser Präzision ist der deutsche Wortschatz und dessen Grammatik im Schnitt weniger anfällig für Missverständnisse als beispielsweise das Englische.
"The dog watches the cat. It smiles." -- Wer lächelt? Hund oder Katze? Und wer schaut wen an? Die Katze den Hund oder umgekehrt?
"Den Hund beobachtet die Katze. Er lächelt." -- Das grammatische Geschlecht stellt klar, dass es der Hund ist, der lächelt. Und "den" macht klar, dass der Hund beobachtet wird und nicht umgekehrt.
"This meat is hot." -- Ist es heiß oder ist es scharf?
"I like pepper." -- Pfeffer oder Paprika?
"The dog watches the cat. It smiles." -- Wer lächelt? Hund oder Katze? Und wer schaut wen an? Die Katze den Hund oder umgekehrt?
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"This meat is hot." -- Ist es heiß oder ist es scharf?
"I like pepper." -- Pfeffer oder Paprika?
Im Sinne einer guten Sprachverwendung kann es da keine Missverständnisse geben. Nur ein lausiger Autor würde im zweiten Satz das Subjekt, das sich ein Leser unwillkürlich merkt, plötzlich auflösen und die Katze zum Subjekt des Anschlusssatzes machen. Dass die Katze gemeint sein soll, verliefe quer zu den Erwartungen des Lesers. Die sind auf den Hund gerichtet durch den ersten Satz.Quk hat geschrieben : ↑So 29. Sep 2024, 13:40Was das deutsche Wortsystem betrifft, unabhängig von dessem Klang, so ist es hinsichtlich seiner Präzision wohl als Schönheit bezeichnbar. Ich vermute, dank dieser Präzision ist der deutsche Wortschatz und dessen Grammatik im Schnitt weniger anfällig für Missverständnisse als beispielsweise das Englische.
"The dog watches the cat. It smiles." -- Wer lächelt? Hund oder Katze? Und wer schaut wen an? Die Katze den Hund oder umgekehrt?
"Den Hund beobachtet die Katze. Er lächelt." -- Das grammatische Geschlecht stellt klar, dass es der Hund ist, der lächelt. Und "den" macht klar, dass der Hund beobachtet wird und nicht umgekehrt.
"This meat is hot." -- Ist es heiß oder ist es scharf?
"I like pepper." -- Pfeffer oder Paprika?
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Ich greife hier mal ein Beispiel heraus, an dem sich besonders deutlich zeigt, daß die von Jörn formulierten Regeln nicht zutreffend die Schönheit beschreiben. Das kann man auch an dem Beispiel für eine gute Übersetzung sehen, denn das Ergebnis der "guten" Übersetzung ist nicht ein literarisch hochwertiger, sondern ein alltagskommunikativ wohlformulierter Satz. Daß man das unterscheiden muß, darauf hat Stefanie hingewiesen; denn im Sinne der Alltagskommunikation sind die Jörnschen Regeln durchaus sinnvoll, obwohl selbst da der Aspekt, mit Sprache, durch die Sprache überzeugen zu wollen, also die rhetorische "Kunst" der Verführung, die mit der künstlerischen verwandt ist, fehlt.
Mein Beispiel soll die Effizienzregel sein: so einfach wie möglich, so kompliziert wie notwendig. Ganz sicher kann man im alltagspraktischen Sinn eine Redepassage als unschön ansprechen, wenn Inhalte wiederholt werden, wenn umständliche Satzkonstruktionen benutzt werden, die nicht den Sinn erhöhen, evt sogar verunklaren, Manierismen, über die sich Pragmatix beschwert, usw.
Ebenso sicher ist die Bedeutung der Effizienzregel der Kunst. Nur betrifft die Regel weder die wörtliche Wiederholung noch die Variation, noch die entwickelte Variation. Man kann sogar sagen, Wiederholung ist in der Musik fast alles, es gibt kein Musikstück ohne Wiederholung, ohne wiederholte Melodie, häufig wiederholtes Motiv, abschnittsweise gleichbleibenden Rhythmus.
Ich habe hier vor kurzem schon einmal das ästhetische Prinzip FFF angesprochen. Dabei geht es darum, eine gute/schöne Form zu finden, ohne ornamental zu werden. Auch die am strengsten organisierte neue Musik, die serielle, macht die Elimination alles Überflüssigen zum Prinzip. Es dürfte sich aber um eine Sackgasse handeln, der vollständige Verzicht auf Ornamentales potenziert die Schwierigkeit, Schönheit zu generieren. Aber Ornamental und Wiederholung sind ohnehin nicht dasselbe.
Also: Ohne Redundanz gibt es überhaupt keine Schönheit. Wenn ich die Stromlinienform der redundanzfreien Darstellung eines Gehalts wähle, schließe ich Ästhetik aus. Ich habe schon von den Protokollsätzen gesprochen, sie zeichnen sich durch schnörkellose Eindeutigkeit und Minimalität aus. Wenn ein Text nach diesem Modell gebildet wird in Form der korrekten Aneinanderfügung atomarer Sätze der Form Subjekt-Objekt-Prädikat (englisch s-p-o), kommt es zu einem den Jörnschen Regeln entsprechenden Resultat, das literarisch nichts Schönes vorweist.
Mein Beispiel soll die Effizienzregel sein: so einfach wie möglich, so kompliziert wie notwendig. Ganz sicher kann man im alltagspraktischen Sinn eine Redepassage als unschön ansprechen, wenn Inhalte wiederholt werden, wenn umständliche Satzkonstruktionen benutzt werden, die nicht den Sinn erhöhen, evt sogar verunklaren, Manierismen, über die sich Pragmatix beschwert, usw.
Ebenso sicher ist die Bedeutung der Effizienzregel der Kunst. Nur betrifft die Regel weder die wörtliche Wiederholung noch die Variation, noch die entwickelte Variation. Man kann sogar sagen, Wiederholung ist in der Musik fast alles, es gibt kein Musikstück ohne Wiederholung, ohne wiederholte Melodie, häufig wiederholtes Motiv, abschnittsweise gleichbleibenden Rhythmus.
Ich habe hier vor kurzem schon einmal das ästhetische Prinzip FFF angesprochen. Dabei geht es darum, eine gute/schöne Form zu finden, ohne ornamental zu werden. Auch die am strengsten organisierte neue Musik, die serielle, macht die Elimination alles Überflüssigen zum Prinzip. Es dürfte sich aber um eine Sackgasse handeln, der vollständige Verzicht auf Ornamentales potenziert die Schwierigkeit, Schönheit zu generieren. Aber Ornamental und Wiederholung sind ohnehin nicht dasselbe.
Also: Ohne Redundanz gibt es überhaupt keine Schönheit. Wenn ich die Stromlinienform der redundanzfreien Darstellung eines Gehalts wähle, schließe ich Ästhetik aus. Ich habe schon von den Protokollsätzen gesprochen, sie zeichnen sich durch schnörkellose Eindeutigkeit und Minimalität aus. Wenn ein Text nach diesem Modell gebildet wird in Form der korrekten Aneinanderfügung atomarer Sätze der Form Subjekt-Objekt-Prädikat (englisch s-p-o), kommt es zu einem den Jörnschen Regeln entsprechenden Resultat, das literarisch nichts Schönes vorweist.
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Wofür soll das Beispiel ein Beispiel sein?
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Eine unentwegte Aneinanderreihung kurzer Sätze nennt man in der Rhetorik gelegentlich Asthma-Stil, das wird nicht empfohlen...
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Beispiele für Protokollsätze: "Jetzt ein Roterlebnis“, „Jetzt Eindruck eines hohen Tones." Die Rhetorik-Regeln, die so etwas empfehlen, möchte ich gerne sehen :)
Kennt!Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑So 29. Sep 2024, 17:24Eine unentwegte Aneinanderreihung kurzer Sätze nennt man in der Rhetorik gelegentlich Asthma-Stil, das wird nicht empfohlen...
Jemand!
Noch!
Das!
Alte!
SPD-Urgestein!
Herbert!
Wehner?
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Die Regeln, die ich im Beitrag zwei als Illustration eingeführt habe, sind keine Jörnschen Regeln, sondern ein paar freie formulierte Beispiele für gängige rhetorische Regeln. Eine Regel, die das vorschlägt, was du möglicherweise im Sinn hast, also das was ich zuvor Asthma Stil genannt habe, gibt es darin allerdings gar nicht.Wolfgang Endemann hat geschrieben : ↑So 29. Sep 2024, 16:53Wenn ein Text nach diesem Modell gebildet wird in Form der korrekten Aneinanderfügung atomarer Sätze der Form Subjekt-Objekt-Prädikat (englisch s-p-o), kommt es zu einem den Jörnschen Regeln entsprechenden Resultat, das literarisch nichts Schönes vorweist.
Ich sehe den Widerspruch nicht zwischen „alltagskommunikativ wohl formuliert“ und „literarisch hochwertig“. Das mag mit Blick auf Adorno, der den Alltag in jeder Hinsicht meidet, Sinn machen. Aber zwischen der ersten Version des Übersetzers und der letzten liegen einfach verschiedene Level von Sinn und Verstehen von Sprache und ihren Strukturen und Möglichkeiten. Es gibt Autoren mit Nobelpreis, die nie auch nur einen Satz Alltagssprache in einem Dialog hinbekommen haben. Hermann Hesse wäre eines der besten Beispiele für diese These. Das zu können wäre aber literarisch hochwertig gewesen.Wolfgang Endemann hat geschrieben : ↑So 29. Sep 2024, 16:53Ich greife hier mal ein Beispiel heraus, an dem sich besonders deutlich zeigt, daß die von Jörn formulierten Regeln nicht zutreffend die Schönheit beschreiben. Das kann man auch an dem Beispiel für eine gute Übersetzung sehen, denn das Ergebnis der "guten" Übersetzung ist nicht ein literarisch hochwertiger, sondern ein alltagskommunikativ wohlformulierter Satz.
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Die Ergänzung in meiner "Übersetzung", welche die Journalistin und Schriftstellerin geliefert hat, ist meines Erachtens erstklassig in jeder Hinsicht. Außerdem hatte ich mir gewünscht, dass der Satz bildhaft und einfach bleibt, und genau das ist ihr sehr gut gelungen. Mich hat es jedenfalls beeindruckt. Jede, die schon mal selbst Kunst gemacht hat, sollte wissen, wie schwer gerade das ist, was einfach scheint.
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Und: wie weit muss sie, um den Charakter und die Schönheit des Textes beizubehalten.Pragmatix Judith Macheiner in „Übersetzen“ zitierend hat geschrieben : ↑So 29. Sep 2024, 11:57Wie weit darf sich eine Übersetzung formal vom Original entfernen?
Die Doppelseite aus dem Buch ist ein sehr schönes Beispiel, was auch zeigt, wie schwierig gerade solche "einfachen" Text sind. Noch schwieriger sind wohl Gedichte. Ich denke da vor allem an die kongenialen Übersetzungen der Gedichte William Carlos Williams in Deutsche von Hans Magnus Enzensberger.
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Noch mal zurück zu meinem karikierendem Übersetzungsbeispiel. Wie würde es im Asthma-Stil lauten? Erst der Text zur Erinnerung: "Die Durchführung der Begehung der städtischen, öffentlichen Grünanlagen erfolgte bei jahreszeitlich bedingten, durchaus angenehmen Herbsttemperaturen gegen 17 Uhr in Begleitung meiner angetrauten Ehegattin Lilith." Und nun im Asthma-Stil: "Wir waren zu zweit. Wir waren im Park. Lilith und ich. Es war Herbst. Die Sonne schien. Die Temperaturen waren gut. Das Laub raschelte. Die Kastanien fielen. Es war ruhig." Für ein oder zwei Zeilen, mag das funktionieren, ein ganz Absatz in einem solchen Stil dürfte in der Regel ziemlich enervierend sein, auch wenn Ausnahmen natürlich denkbar sind. Das Beispiel widerspricht den meisten Daumen-Regeln aus Beitrag 2.
- Denke an den Leser: Schreibe, um verstanden zu werden.
- Kurze Sätze: Nutze eine gute Mischung aus kurzen und wenigen längeren Sätzen.
- Konkret geht vor abstrakt: Beispiele und Bilder machen den Text schön und verständlich.
- Überarbeite den Text: Ein guter Text ist viel Arbeit für den, der schreibt, und wenig für den, der liest.
Die Zunft streitet von jeher. Nabokov war ein entschiedener Gegner der „Übersetzerdichter“, für die Hans Schiebelhuth mit seiner expressionistischen Übersetzung von Wolfes „Look Backward, Angel“ ein Beispiel wäre. In einer Prüfungsarbeit für den staatlich geprüften Übersetzer würden die beiden letzten Varianten aus Macheiners Buch als Fehler gewertet.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 30. Sep 2024, 08:39Und: wie weit muss sie, um den Charakter und die Schönheit des Textes beizubehalten.Pragmatix Judith Macheiner in „Übersetzen“ zitierend hat geschrieben : ↑So 29. Sep 2024, 11:57Wie weit darf sich eine Übersetzung formal vom Original entfernen?
Die Doppelseite aus dem Buch ist ein sehr schönes Beispiel, was auch zeigt, wie schwierig gerade solche "einfachen" Text sind. Noch schwieriger sind wohl Gedichte. Ich denke da vor allem an die kongenialen Übersetzungen der Gedichte William Carlos Williams in Deutsche von Hans Magnus Enzensberger.
In der Poesie sind die Übergänge von Nachdichtung und Übersetzung immer schon weniger stark bewacht gewesen.
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Mein Einwand galt nicht (zumindest: weniger) den Regeln als regulativen Maßstäben für den guten Gebrauch der Sprache, die würde ich ja anerkennen, mit Ausnahme des Gebots 4, denn das bedeutet ein sich auf die Seite der Macher schlagen, des Gebots 5, denn das hebt den Vorzug der deutschen Sprache, die keine besonders schöne Sprache ist,* auf, auf eine Metaebene gehen zu können, indem Worte substantialisiert/nominalisiert werden, des Gebots 9, denn man muß immer mit der richtigen Brennweite das Thema in den Blick nehmen, ob etwas eine Abschweifung ist oder ein sinnvolles Erfassen eines größeren Kontextes, muß themenbezogen entschieden werden. Mein allererster Einwand betraf die Regel 3, die ich durch die Effizienzregel ersetzt und ausführlich diskutiert habe. Alle Regeln, in denen eingeschränkt wird auf das nicht "unnötige"**, sind gemäß der Effizienzregel ästhetisch wie pragmatisch legitimiert.
Kritisiert habe ich die Aufstellung der Regeln als Maßstab des "Schönen", denn Schönheit ist keine bürokratische Qualität, Schönheit folgt nicht allgemeinen, formalen Regeln, sondern definiert und befolgt ihre eigenen Regeln. Sehr merkwürdig, daß man das zu unterlaufen versucht.
Selbst die Asthma-Regel kann ästhetisch legitimiert werden, selbstverständlich nicht, wenn man sie totalisiert. Genau dieser Einwand gilt ästhetisch für fast alle Regeln. Ein monostrukturaler Text darf nicht eine bestimmte Länge überschreiten, sonst wird es zur Marotte.
* diesen den Fluß des Textes störenden Einschub mache ich, um nicht mißverstanden zu werden, ohne diese Bedenken hätte ich ihn mir selbstverständlich gespart
** hier hätte ich "nötige" schreiben können, die doppelte Verneinung stellt den Bezug zum Zitierten her
Kritisiert habe ich die Aufstellung der Regeln als Maßstab des "Schönen", denn Schönheit ist keine bürokratische Qualität, Schönheit folgt nicht allgemeinen, formalen Regeln, sondern definiert und befolgt ihre eigenen Regeln. Sehr merkwürdig, daß man das zu unterlaufen versucht.
Selbst die Asthma-Regel kann ästhetisch legitimiert werden, selbstverständlich nicht, wenn man sie totalisiert. Genau dieser Einwand gilt ästhetisch für fast alle Regeln. Ein monostrukturaler Text darf nicht eine bestimmte Länge überschreiten, sonst wird es zur Marotte.
* diesen den Fluß des Textes störenden Einschub mache ich, um nicht mißverstanden zu werden, ohne diese Bedenken hätte ich ihn mir selbstverständlich gespart
** hier hätte ich "nötige" schreiben können, die doppelte Verneinung stellt den Bezug zum Zitierten her
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@ Pragmatix
Manche Dichter, zB Beckett, haben ihre Werke in zwei Sprachen verfaßt, der Hauptgrund dürfte darin liegen, daß es keine bijektive Abbildung von zwei Sprachen aufeinander gibt. Es ist immer eine modifizierende Übertragung, steht ein bestimmter Sinn im Vordergrund, tut sich insbesondere bei Lyrik ein großer Graben auf zwischen "sinngemäß korrekt" und "die ästhetischen Möglichkeiten der Sprache ausschöpfen". Die deutsche Übersetzung des "Pierrot lunaire" gilt als das Original ästhetisch übertreffend.
Manche Dichter, zB Beckett, haben ihre Werke in zwei Sprachen verfaßt, der Hauptgrund dürfte darin liegen, daß es keine bijektive Abbildung von zwei Sprachen aufeinander gibt. Es ist immer eine modifizierende Übertragung, steht ein bestimmter Sinn im Vordergrund, tut sich insbesondere bei Lyrik ein großer Graben auf zwischen "sinngemäß korrekt" und "die ästhetischen Möglichkeiten der Sprache ausschöpfen". Die deutsche Übersetzung des "Pierrot lunaire" gilt als das Original ästhetisch übertreffend.
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Wolfgang Endemann hat geschrieben : ↑Mo 30. Sep 2024, 10:27Kritisiert habe ich die Aufstellung der Regeln als Maßstab des "Schönen", denn Schönheit ist keine bürokratische Qualität, Schönheit folgt nicht allgemeinen, formalen Regeln, sondern definiert und befolgt ihre eigenen Regeln. Sehr merkwürdig, daß man das zu unterlaufen versucht.
Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Sa 28. Sep 2024, 12:17Schneider weist, soweit ich mich erinnere, immer darauf hin, dass es natürlich auch zu diesen Faustregeln Ausnahmen gibt: Ausnahmekönner können zum Beispiel auch schöne Texte mit langen Sätzen schreiben – aber wer ist schon ein Ausnahmekönner? Vor kurzem habe ich einen sehr schönen Text gelesen, in dem wohldosiert immer mal wieder alte deutsche Wörter auftauchten, die nahezu vergessen sind. Das fand ich sehr gelungen und attraktiv.
In der Kunst geht es oft um das Können des Nichtkönnens (Nietzsche), also um Formen der Schönheit, die nicht ohne Weiteres mit solchen Regeln festgehalten werden können. Diese Formen des sogenannten Nichtkönnens in der Kunst setzen allerdings in aller Regel ein vertieftes Verständnis des Könnens voraus, wie es z.B. in solchen Stilkundebüchern vermittelt wird. Das Nichtkönnen in diesem Sinne ist keine Schwundstufe des Könnens, sondern ein Surplus.
Für alle anderen sind diese Regeln eine gute Hilfe, und die zehn, die ich oben ausgewählt habe, sind ja nur ein Ausschnitt.