Groot hat geschrieben : Aber naja, das mit dem Spiel und dem Kunstwerk war ein ziemlicher schnellschuss
den Vergleich finde ich eigentlich gut gewählt und herausfordernd.
Würde gerne was zur Differenz Spiel und Kunstwerk schreiben, wie ich es verstanden habe und mal sehen, ob ich das jetzt alles so richtig verstanden hab und dazu schieb ich einfach Eure Zitate dazu rein.
Groot hat geschrieben : Ja, man folgt den Regeln des Spieles. Aber wo sind denn dann die Regeln? Diese werden ja durch das Spiel vorgegeben. Anders beim Kunstwerk, worin man ja so gut als alles hineininterpretieren kann, also Regeln selbst setzt.
Auch das Kunstwerk ist Regeln unterworfen, wobei diese eher variabel ausfallen: es kann eine geformte Lehmfigur sein oder ein Bild auf Leinwand oder aus verschiedenen Texturen oder Techniken, aber es wird in einem (auch und vor allem sozialem) Kontext erstellt und ist dann in einem speziell gewählten Fall zum Beispiel an die jeweiligen Materialien gebunden. Der Künstler lebt sich in dem Fall eines Leinwandbildes auf der begrenzten Fläche mit einem Satz an Farben aus. Der Künstler bestimmt vorher die Regeln des Spiels: Materialien, Ort, Technik. Was dabei rauskommt, hängt dann vom Künstler ab. Die zeitliche, soziale und kulturelle Prägung dessen beeinflussen hierbei die selbst-gewählten Regeln in Form von Materialien und Stil.
Groot hat geschrieben : Ich würde meinen, dass der Prozess des Entstehens eines Kunstwerkes davon getragen ist, etwas zu erzeugen, das dem Künstler zunächst inhärent ist. Es verweist auf Ideen, die in seinem Entwicklungsprozess, sei es zufällig, sei es vorher hineingelegt, sich entwickelt haben oder zuvor bereits intendiert waren.
Ja, ich denke auch, dass ein Künstler ganz zu Beginn erstmal eine vage Idee im Kopf hat, was er erzeugen möchte. Während des Schaffen-Prozesses entwickelt sich dann oft auch eine Eigendynamik, welche dazu führt, dass das Kunstwerk sich gar nicht dahin entwickelt, was eigentlich intendiert war und was dann dazu führt, dass es ein Meisterwerk wird.
Auch gibt es die Möglichkeit, dass ein Künstler sich ganz bewusst ohne Idee vor ein leeres Bild setzt und auf eine Inspiration wartet und auch sich vom Moment „führen“ lässt. Er lässt Umgebung auf sich wirken und das, was dann sich „abbilden“ lassen will, das nutzt den Künstler, um zu entstehen. Wenn ich das mal so transzendental ausdrücken darf.
Nun, im Spiel gibt es „äußere“ oder fixe Regeln, auch diese sind einst mal entstanden und resultieren aus einem längeren Prozesse des Anpassens an bestimmte zeitliche Veränderungen (Beispiel wäre im Fußball, dass es keinen Lederball mehr gibt oder die kurzzeitige Einführung und Wiederabschaffung des Golden Goals).
Nur sind hier viel mehr als nur ein Künstler am Werk beteiligt, da viele nach den gleichen Regeln des Spiels spielen.
Groot hat geschrieben : Das Spiel ermöglicht, dass sich das Subjekt einen Freiraum schafft. Hier hat es ähnliche Funktion wie die Kunst. Es schafft Raum gg. die Notwendigkeiten der Sittlichkeit bzw. gg. das Übel und die Ungerechtigkeit der Lebenswelt.
Es zeigt seine Regelhaftigkeit dadurch, dass man beim erneuten Spielen des bestimmten Spieles dieselben Regeln durch das Spiel vorgesetzt bekommt.
Jörn Budesheim hat geschrieben : Auch den Aspekt, dass du beim Spiel den Fokus auf "das Subjekt" legst, unterschreibe ich nicht. Denn gerade beim Spiel geht es schließlich in der Regel um das Zusammenspiel Vieler.
Aber inmitten des Spiels besteht die Individualität darin, dass der einzelne Spieler hier auch eine gewisse künstlerische Freiheit genießt und seine Kreativität auch ausleben möchte. Hier besteht ein Bezug zum Subjekt, der zu einem Gleichgewicht zwischen dem „Subjekt und seiner Unterordnung zu den Spielregeln“ führt. Es ist quasi ein Kompromiss zwischen Freiheit und Regelbewusstsein und in der Kunst wäre es die Schaumkrone auf der Welle, die ich mit einem wilden Kristall-Muster meiner Wahl verzieren kann, wenn ich schon ein Bild eines dieses Motivs malen „muss“.
Wieder im Fußball könnte man sagen, dass Ronaldo sich die Freiheit rausnimmt, vor dem Elfmeterpunkt sein bekanntes Ritual durchzuführen oder dass er gewisse Hakentricks macht und mit dem Ball zaubert. Das steht so nicht in den Regeln und war auch vorher nicht festgelegt.
Aber ich denke nicht, dass das Spiel dies ermöglicht, sondern dass es eine Zwangsläufigkeit ist, die beim Ablauf des Spiels entsteht, und die durch das Individuum genutzt wird.
Groot hat geschrieben : Der Punkt, den ich machen wollte, war aber der, dass das Kunstwerk - anders als das Spiel - aus der idealistischen Warte beeinflußt ist und ein Ereignis des Geistes und der Idee ist. Anders das Spiel, welches, dem Kunstwerk zwar ähnlich ist, aber nicht damit identisch, weil das Spiel eben das reinste Phänomen sozialer Tatbestände ist und nicht auf transzendentes abzielt, wie das Kunstwerk das u.a. tut.
mir würde noch einfallen, dass jedes Spiel auch mal einst eine Idee war.
Groot hat geschrieben :
Naja, es gibt in gewisser Weise schon hier das Schach und dort die Regeln. Denn der Regelbegriff erfasst sowohl technische, spielerische, normative als auch "subjektive" Regeln. Wenn ein Spiel nun Regeln hat, dann sind dies spielerische - und nicht normative oder technische Regeln, die zur Anwendung kommen.
Das versteh ich nicht, kannst du das nochmal näher erklären?
Beim Fussball gibt es bestimmt auch technische Regeln...