Re: Was ist/sind eure philosophischen Grundfrage(n) und gibt es etwas "davor" außerhalb der Philosophie?
Verfasst: So 17. Apr 2022, 10:57
OK, du machst es also an der Sprachfähigkeit fest.
Das ist natürlich gefährlich, denn dabei kann "Sprache" leicht mystifiziert werden und am Ende kümmert man sich nicht darum, was "vor" der Sprache vorhanden sein muss, damit "Ich bin ein Eichhörnchen" formuliert werden kann.
Könnte es nicht so sein, dass das Verständnis für die Grundlagen von Lebewesen (insbesondere in Verbindung mit dem Nervensystem) zu einer anderen Achtsamkeit führt, mit der man bei den Videos erkennt "das Eichhörnchen drückt ganz deutlich aus, dass es sich für ein Eichhörnchen hält"?
Um dieses "ein bisschen planen" bei den Eichhörnchen musst du dich aber schon im Detail kümmern, um den Umfang einschätzen zu können.
Bewegungsplanung ist letztlich die Grundlage für Bewusstsein.
Das ist sozusagen die Antwort auf die Frage "warum ist es in der Evolution zu Bewusstsein gekommen?"
Die Bewegungsplanung der Eichhörnchen ist gigantisch.
Da ist alles mit drin, Gedächtnis, "Schliessen auf das 'Dahinter'", Vorstellung, Objekt-/Handlungsverständnis, usw. usf. und nicht vergessen: die "Ich-Perspektive".
Versuch mal ein Konzept der Realisierung aufzustellen.
Was benötigt ein "wahrnehmender Akteur", der nur sich selbst und den Kontakt zur Umwelt zur Verfügung hat, um sich so zu verhalten, wie diese Eichhörnchen?
Schau dir die Videos nochmal an, die Eichhörnchen führen Ganzkörperbewegungen durch, auf die wir nicht kommen würden (das ist der Witz bei dem Kleinkrieg "Eichhörnchen gegen Physiker").
Eine Bewegungsplanung, bei der man sich als Gesamtheit entlang einer Situationsentwicklung einschätzt, ist "Selbsterkenntnis".
hier ein Wiki-Auszug:
In den Videos bringen die Eichhörnchen einen Werkzeugkasten aus Selbsteinschätzungen mit und entwickeln daraus Versuche, ein Problem zu lösen.Link
Selbsterkenntnis (selten auch Autognosie von griechisch αὐτός autos, deutsch ‚selbst‘, und γνῶσις gnosis, deutsch ‚Erkenntnis‘) ist die Erkenntnis einer Person über das eigene Selbst. Selbsterkenntnis ist eng verwandt mit Selbstreflexion, dem Nachdenken über sich selbst (Selbstbeobachtung), und der Selbstkritik, dem kritischen Hinterfragen und Beurteilen des eigenen Denkens, der eigenen Standpunkte und Handlungen.[1] Die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis setzt die Existenz von Selbstbewusstsein voraus, welches man als „reflexives, besonnenes Bewusstsein des eigenen Ich“ definieren kann. Selbsterkenntnis setzt damit eine gewisse Objektivität der Selbstbeobachtung und des Selbstbildes voraus, das heißt die „richtige Beurteilung der Eigenschaften, Dispositionen, Kräfte, Werte des Selbst, geschöpft aus der Vergleichung der Betätigungen und Reaktionen des Ich im Leben, in der sozialen Gemeinschaft.“
Alles was nicht funktioniert, bauen sie unmittelbar in die Selbsteinschätzung ein und suchen nach einem anderen Vorgehen.
Sie überwinden dabei Objekte und Materialien, denen sie noch nie begegnet sind.
Da sind wir wieder bei der Mystifizierung von Sprache.
Denkst du wirklich, dass das Zusammenstellen von Wörtern, die eigentliche Funktion ist, so dass du einen "unendlich grossen Unterschied zwischen Mensch und Tier" vertreten kannst?
Schau dir mal so einen Satz genauer an. Ist das mehr als Bewegungsplanung?
Was würde sich verändern, wenn das Eichhörnchen sagen würde "ich versuche es nun seitlich, weil ich dort diese und jene Günstigkeit erkannt habe", bevor es aktiv wird?
=> gar nichts, ganz egal ob dieser Satz laut gesprochen oder nur in der Vorstellung formuliert werden würde.
Du kannst dich von dieser Mystifizierung auch dadurch lösen, dass du dir "Umfänge" klar machst.
Sagen wir, der menschliche Wortschatz umfasst 1 Mio Wörter (das ist bestimmt viel zu viel - aber egal).
Das Gehirn eines Eichhörnchens enthält ca. eine halbe Milliarde Neuronen.
Du hängst damit die Möglichkeiten aus "zigtausend Wörter" höher, als die Möglichkeiten aus "einer halben Milliarde Neuronen" - das klingt nicht gut.