Ok, also ohne Gaia. Wobei die Idee dazu nicht heißt, dass einfach alles (auch tote Materie) eine Seele hat, sondern dass man die Erde insgesamt als einen Super-Organimus auffasst, dessen Teile sehr unterschiedlich beseelt sind, z.B. der Mensch gerne als am meisten. (Das habe ich übrigens schön in dem Gaia-Asimov-SF-Roman lesen können.)
Da bin ich agnostisch. Ich sehe eher, dass wir dem Universum in seiner Ganzheit eingewoben sind, also unsere Erkenntnisse in einer Vielzahl von Phänomenen zerlaufen, welche sich nicht mehr zu einem einheitlichen System fassen lassen, welches als Organismus zu deuten wäre. Das Universum ist. Es ist was es ist, aber was es genau ist...Prozesse, die wir erkennen können.
Ah ok, für dich ist das (Erlangen des) Bewusstsein(s) also eine wichtige Frage. Meinst du, dass nur der Mensch Bewusstsein hat, (andere) Tiere nicht? Also dass es keine Unterschiede von Bewusstsein je nach "Höhe" der Lebensform gibt?
Hier zeigt sich ja das explizit Menschliche. Der Mensch oder auch der geistbegabte Außerirdische, haben hier eine Gemeinsamkeit, die beide über das Tier, die Pflanze oder den Pilz und das Bakterium hinaushebt und von diesen unterscheidet.
Andere Tiere haben kein reflexives Bewusstsein, keine Idee von Propositionalität. Keine Fähigkeit, sich bewusst selbst zu addressieren. Aber Tiere haben natürlich Instinkte, ein vegetatives Nervensystem und können vielleicht auch Zuneigung und Abneigung ausdrücken...aber das geht nicht in Richtung von menschlichem Bewusstsein und dessen Kognition und Intentionalität.
Doch, nur ist das menschliche Bewusstsein unendlich weit weg vom Tierischen. Eher mit (potentiellen) extraterrestrischen Gattungen vergleichbar, als mit Tieren.
Hm, sind die das aus deiner Sicht hinreichend oder sind wir kein Tier mehr?
biologisch sind wir Tiere. Aber wir sind keine Tiere. Die Antrhopologie setzt eine Grenze, aber auch darin erkennt sich nicht das menschliche Wesen, sondern nur die Evolution und der Sprung von Tier zum Mensch.
Inwiefern passen die beiden Fragen für dich nicht zusammen? Haben nicht beide (zusammen!?) Relevanz? (Also der sich entwickelnde Mensch als Individuum in einer sich ebenfalls entwickelnden Gesellschaft/Zivilisation.)
Insofern, dass die eine Richtung bei Geist und Materie stehen bleibt und die andere die Zivilisation und Kultur als ontologisch relevante Größe mit einbezieht.
Der Mensch als Individuum ist m.e. nicht ontologisch relevant...denn er erkennt sich ja durch und durch und durch in Zivilisation und beeinflusst durch deren Einflüße. Das Individuum löst sich quasi ontologisch auf, sobald die Zivilisation als Einflußfaktor erkannt wird...oder es wird theologisch bzw. unmenschlich und so, dass der Mensch sich selbst zersetzt, um seinen Menschenkern in der Naturwissenschaft zu verstehen. (Und dann besteht noch die Gefahr, dass sich das ausgeprägt Individuelle als künstliche Intelligenz verkennt)
Kann es sein, dass du "nur" mehr die Entwicklung der Zvilisation in das Zentrum des Interesses (z.B. der Wissenschaft) sehen möchtest? Ist nicht letztlich beides wichtig?
Sicher ist beides wichtig, aber die Zivilisation und Gesellschaft ist, was relevanter ist. Denn dort ist der Mensch in seiner Eingebettetheit in die Natur sichtbar. Der Einzelmensch selbst ist ja entweder aktiv Handelnder oder eingebunden in kulturelle und zivilisatorische Prozesse und Strukturen.
Worin besteht das für die Paradoxe, wenn man beim Schauen auf die Zivilisation auch auf die einzelnen Menschen (Geist) schaut?
Meine größte Frage ist, wie eine Zivilisation "das ist, was in Natur gestellt ist", also wo sie herkommen soll, wenn nicht vom Menschen bzw. seiner Gesellschaft selbst (Gott hatten wir ja ausgeschlossen).
Die Frage ist m.e. eher, wie der Mensch aus einer autokatalytisch entstandenen Gesellschaft, sich daraus als Einzelwesen (miss)verstehen gelernt hat. Eine Erklärung für den Sprung zur Zivilisation gibt bspw. der "symbolische Interaktionismus", ein weiteres Teilstück bringt Durkheim mit seiner Analyse der Totemreligionen.
Sie entspringt natürlich aus der Biologie. Ist dann aber sui generis zu verstehen, hat also eine eigene Realität, die auf den Einzelmenschen m.e. deutlich stärker einwirkt als die Biologie.