Groot hat geschrieben : ↑ Sa 16. Apr 2022, 13:50
Burkart hat geschrieben : ↑ Sa 16. Apr 2022, 07:43
Ah, die Zivilisation, ok. Oder auch die gesamte Gesellschaft, die Gesamtheit aller Menschen oder sogar die aller Lebewesen bis hin zu Gaia (=Erde als Lebewesen, siehe
Gaia-Hypothese)!? Oder passt dies für dich ggf. nicht auch?
Materie (=kein Mensch) - Geist (ein Mensch) - Zivilisation (alle Menschen) bilden ja ein sinnvolles Tripel.
So kann man sich einerseits fragen, woher der Mensch kommt bzw. wie (sein) Leben überhaupt entstanden ist, also ob durch (Bio-)Chemie und Evolution (wissenschaftlicher Ansatz) oder durch die Erschaffung von Gott (z.B. christlicher Ansatz).
Andererseits scheint sich für dich dann die Frage zu stellen, woher die Zivilisation kommt. Der evolutionäre Ansatz wäre aus meiner Sicht, dass sich der Mensch über viiiiele Jahre immer weiter entwickelt hat und so zivilisatorische Stukturen gebildet hat, ob nun durch implizite Notwendigkeit(en) oder durch explizite Einsicht(en).
Die Frage ist, wie ein gegenteiliger Ansatz genauer aussehen kann, also was das für Symbole sein können, die die Zivilisation formt und woher die kommen, also z.B. von einem Gott o.ä., der uns durch die Symbole formen will.
Meinst du es so ungefähr oder wie sonst?
Nein, Gaia ist nicht passend. Denn Gaia ist im Grunde Animismus...die Natur ist beseelt und alle Naturobjekte hätten Seele.
Ok, also ohne Gaia. Wobei die Idee dazu nicht heißt, dass einfach alles (auch tote Materie) eine Seele hat, sondern dass man die Erde insgesamt als einen Super-Organimus auffasst, dessen Teile sehr unterschiedlich beseelt sind, z.B. der Mensch gerne als am meisten. (Das habe ich übrigens schön in dem
Gaia-Asimov-SF-Roman lesen können.)
Woher der Mensch kommt, wenn er Chemisch und mittels Evolution erklärt wird, trifft m.e. nicht die Frage danach, wie der Mensch Bewusstsein erlangt hat.
Ah ok, für dich ist das (Erlangen des) Bewusstsein(s) also eine wichtige Frage. Meinst du, dass nur der Mensch Bewusstsein hat, (andere) Tiere nicht? Also dass es keine Unterschiede von Bewusstsein je nach "Höhe" der Lebensform gibt?
Denn damit sind wir im Prinzip Biologisch bzw. maximal Anthropologisch, also im Grunde mit dem Tier identisch.
Hm, sind die das aus deiner Sicht hinreichend oder sind wir kein Tier mehr?
Ich würde Gott auch nicht ins Felde führen; diese Entität trifft eher die Angelegenheit, in der gefragt wird, wo denn bitte der Ursprung alles physischen und anorganischen Materials ist.
Gut, lassen wir ihn hier weg.
Die Frage, die sich stellt ist die, ob das Denken eines Einzelwesens sich als Einzelwesen in der Natur erkennt oder ob sich das Einzelwesen als Teil einer Zivilisation erkennt und dann als solche sich erst in der Natur verortet. Der Unterschied liegt darin, dass die Kognition im ersten Fall dem Einzelwesen zugehörig ist und fragt "Wie bin ich bzw. ein Mensch entstanden?" (Wie ist also die biologische Gattung entstanden?) im zweiten Fall aber wird gefragt "Wie sind wir, also unsere Zivilisation entstanden?" (Wie ist also Kognition und Bewusstsein entstanden?)
Inwiefern passen die beiden Fragen für dich nicht zusammen? Haben nicht beide (zusammen!?) Relevanz? (Also der sich entwickelnde Mensch als Individuum in einer sich ebenfalls entwickelnden Gesellschaft/Zivilisation.)
Wenn wir die Zivilisation ins Spiel bringen, dann stellt sich die Frage nach Subjektivität und Individualität in der Sprache, in kognitiven Formaten; während die Frage danach, wie das Individuum entstanden ist, wenn wir die Zivilisation ignorieren, biologisch fragt, also fragt wie ist meine biologische Stofflichkeit erklärt. Ebenso ist ein Unterschied, dass wir biologisch und ohne die Frage nach Zivilisation, primär Wissenstheorien entwickeln, die das Einzelsubjekt ins Zentrum rücken...als wäre die Frage, wie Wissen durch einen Einzelnen konstituiert wird; und nicht, wie wir als Zivilisation Wissen produzieren (bspw. durch vorherige Generationen) und wie der Einzelne durch dieses Wissen geformt wird und welche Dispositionen dadurch kulturell die Menschen unterscheiden.
Kann es sein, dass du "nur" mehr die Entwicklung der Zvilisation in das Zentrum des Interesses (z.B. der Wissenschaft) sehen möchtest? Ist nicht letztlich beides wichtig?
Gott spielt erstmal keine Rolle, sondern vielmehr die Frage, ob der einzelne Mensch unmittelbar in Natur gestellt ist (und dann die Biologie und Materie zur Grundlage wählt) oder aber, ob die Zivilisation das ist, was in Natur gestellt ist (und dann dem Einzelnen die Sprache und Kultur zur Grundlage für Individualität dient). Daraus ergibt sich dann die Frage, wie die Sprache zum einen zum Individuum sich verhält bzw. das Individuum zur Sprache und zum anderen, wie die Sprache in Relation zur Zivilisation bzw. einer einzelnen Gesellschaft existiert und daraus wiederum eine andere Perspektive auf Sprache und Individualität).
Denn Fakt ist, dass alle Menschen der Gegenwart ja Kultur vor sich haben, also eine - meinetwegen Gaia-artige - Struktur, welche sich selbst erkennen lernen kann...paradoxerweise in des Einzelnen Geistes.
Ja, Zivilisation und der einzelne Mensch haben viele Zusammenhänge, bedingen sich gegenseitig (halt z.B. in der Sprache).
Worin besteht das für die Paradoxe, wenn man beim Schauen auf die Zivilisation auch auf die einzelnen Menschen (Geist) schaut?
Meine größte Frage ist, wie eine Zivilisation "das ist, was in Natur gestellt ist", also wo sie herkommen soll, wenn nicht vom Menschen bzw. seiner Gesellschaft selbst (Gott hatten wir ja ausgeschlossen).