Körper hat geschrieben : ↑ Sa 19. Mär 2022, 17:21
Interessant, du bemerkst es vermutlich nicht, aber du hast im Grunde festgestellt, dass wir "in Objekten denken", auch dann, wenn es keine Objekte sind.
1+1=3 hat geschrieben : ↑ Sa 19. Mär 2022, 20:11
Zu 2) So ist unser Denken gestrickt. (Deswegen ja auch die Rede von "abstrakten Gegenständen" usw.)
An dieser Stelle sollte man vielleicht unterscheiden zwischen Gegenständen und Objekten bzw. Dingen. Ein Gegenstand kann (um einen Fingerzeig zu geben, was ich mit dem Begriff meine) alles sein, worüber man denken oder sprechen kann: Zahlen, Steine, das Nichts, Tarzan, Wut, Gedichte, Rassismus, Moleküle, Zellen, das Ende der Welt. Dinge und Objekte hingegen sind etwas, was zum Beispiel in unserer Alltagswelt vorkommt: Steine über die man stolpern kann, wären vielleicht paradigmatisch. (Middlesized dry goods, wie man sie in der Philosophie manchmal augenzwinkernd nennt.)
Alle Objekte und Dinge sind auch Gegenstände, aber nicht alle Gegenstände sind Objekte und Dinge. Abstrakte Gegenstände sind ja ganz offensichtlich keine Objekte.
Dann würde ich sagen, dass wir weder "in Gegenständen" noch "in Dingen denken". Wir denken stattdessen
über Gegenstände und manchmal auch über Dinge nach, das heißt, wir versuchen, im Denken in der Regel Tatsachen zu erfassen. Wir denken ja nicht: Stein, Hund, Sonne, Atom, Liebe, Zirkel.... (Höchstens als Abkürzung, wie z.b.: Feuer!) Wie denken stattdessen z.b., dass der Stein im Weg liegt, oder in meinen Vorgarten passen könnte. Solche Gedanken haben in den einfachen und grundlegenden Fällen dieselbe Form wie Tatsachen, nämlich xF. Wobei x für den Gegenstand steht, über den wir nachdenken und F für fragliche Eigenschaft, also z.b. das, was wir über diesen Gegenstand denken: liegt im Weg, passt in den Garten, ist ganz schön schwer.
Wir denken also nicht "in Dingen" (das ist schließlich nicht mal ein korrekter Satz des Deutschen) sondern wir denken in der Regel über Gegenstände nach, von denen (nur) manche Dinge sind. Ein paar Beispiele, um die Vielfalt der Gegenstände des Nachdenkens zur verdeutlichen:
Der Chef ist heute schlecht gelaunt.
Das Theaterstück hat mich inspiriert.
Der Straßenverkehr geht mir auf die Nerven.
Das Zwitschern der Vögel macht mich glücklich.
Der Kaffee ist lecker.
Gerade Primzahlen sind selten.
Der Existentialismus hatte viele wichtige Einsichten.
Das Universum ist vor ca 14 Milliarden Jahren in einem sogenannten Urknall entstanden.
Schwarze Löcher saugen alles in sich hinein.
Der Nebel macht nicht melancholisch.
TV ist eine Art kaputtes YouTube.
Zellen sind die Grundelemente des Lebens.
Das Doppelspaltexperiment wirft viele unserer traditionellen Vorstellungen über Bord.
Der Himmel ist blau.
Menschen können ihrem Leben eine Richtung geben.
...
Ich denke, das sind Gedanken, die man tatsächlich haben und auch äußern könnte. Alle handeln von etwas, haben also einen Gegenstand, über den sie etwas sagen, aber nicht alle von ihnen handeln von Dingen/Objekten. Manche dieser Gedanken sind womöglich wahr, andere vielleicht nicht.
Ob man jetzt die entsprechenden Worte (Gegenstand, Objekt/Ding) so nutzt wie in diesem Text oder nicht, kann von Kontext zu Kontext variieren, aber der Sache nach, sollte man auf diese Unterscheidung achtgeben.