Ereigniskausalismus nach Geert Keil, Willensfreiheit, mentale Zustände

Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt sich in der Philosophie der Zweig der analytischen Philosophie, deren Grundlagen u.a. auch die Philosophie des Geistes (mind) betreffen
Olivenbaum2024
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Sa 2. Mär 2024, 20:54

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 18:21
Olivenbaum2024 hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 17:53
Aber du muss zugeben, dass auch Folgendes stimmt: Aus der Tatsache, dass ich spreche, folgt nicht zwingend, dass Sprache existiert. Oder?
Dass du und ich sprechen, heißt, dass Sprache existiert, meines Erachtens.
Dann unterscheiden wir uns darin.
Es ist echt schwer, argumentativ nachvollziehbar darzustellen, wie ich ein System hinterfragen kann, während ich mich desselben bediene, um es zu hinterfragen.
Aber immerhin, wir wissen jetzt, worin wir uns unterscheiden.




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Quk
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Sa 2. Mär 2024, 21:05

Willst Du den Begriff "existieren" unterscheiden von der Phrase "es gibt", -- oder willst Du nur sagen: "Es gibt keine Sprache, selbst wenn jemand sie benutzt"?




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Jörn Budesheim
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Zu sagen, dass man nicht spricht, während man doch gerade spricht, ist meines Erachtens ein performativer Widerspruch, daran gibt es nichts zu deuteln, finde ich.




Olivenbaum2024
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Quk hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 18:10
Es geht also primär um Phänomenologie, weniger um Logik?

Zu 6.: Wenn ich sage, dass ich y wahrnehme, sage ich zugleich, dass ich die Eigenschaft von y wahrnehme, denn sonst könnte ich y nicht vom Rest unterscheiden. Wenn ich besagte Eigenschaft nun als fy bezeichne, so ist es wahr, dass ich fy wahrnehme. In meinem Geist hat folglich dasjenige, was ich y nenne, wahrlich die Eigenschaft fy. Wie und ob andere Geister das gleichermaßen wahrnehmen, weiß ich nicht. In der Lebenspraxis kann ich aber mit Wahrscheinlichkeits-Abwägungen arbeiten, und meistens, wenn auch nicht immer, scheinen die Wahrnehmungen verschiedener Geister ziemlich ähnlich zu sein, so dass Verständigung sehr oft funktioniert in dem Sinne, dass das erwünschte Verständigungsziel erreicht wurde. Empirische Belege: Siehe Publikumsreaktionen in Konzerten, Theatern, Wettkämpfen.

Zu 7.: Wenn die Sachen im Geist als "Existenzen" bezeichnet werden dürfen, so existieren diese Sachen, ja. Wenn statt "existieren" auch die Phrase "es gibt" verwendet werden darf, so gibt es diese Sachen zweifellos.
Ob es hier um Phänomenologie geht, weiß ich nicht. Um Logik definitiv nicht. Ich bediene mich ihrer hier rudimentär :? , um das, was ich sagen möchte, zu verdeutlichen.
Dafür müssten wir einmal klären, was aus der Phänomenologie du meinst.
Mir geht darum, dass ich nicht von Signifikanten auf Signifikate schließen kann, was häufig geschieht, wenn Mengen von Einzelteilen beobachtet werden, um dann bezeichnet zu werden, um ihnen dann wiederum auf der Signifikatebene eine Entsprechung zu unterstellen auf derselben Entitätsebene wie die Teile dieser Menge. (Klassiker: Man beobachtet/misst Eigenschaften wie Bart, Penis, Y-Chrom etc., bezeichnet den Träger dieser Eigenschaft als 'Mann' und schließt davon auf irgendeine Entität 'Mann' im/am Träger dieser Eigenschaften.)

Ad Zu 6.: Ich gehe mal mit, dass es Geist/er gibt. Du stimmst also zu, dass 6. wahr ist.

Nachfrage zu Zu 7.: Du sagst, y existiert, insofern es im Geist eine eigene Entität ist, richtig?




Olivenbaum2024
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Sa 2. Mär 2024, 21:41

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 18:24
Olivenbaum2024 hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 17:53
Ich bin persönlich auch nicht zufrieden damit, dass es nur physische Entitäten geben soll...
Welchen Grund gibt es denn zu glauben, es gäbe nur physische Entitäten? Und hier ist gleich das erste Problem: wenn es ein Grund gibt, das zu glauben, dann heißt es zugleich, dass es neben physischen und Entitäten ebenauch Gründe gibt und Wesen, die sich an diesem Gründen orientieren können, also Normativität. Mit anderen Worten: man kann nicht mal dafür argumentieren, dass es nur physische Entitäten geben soll, ohne sich in einen Selbstwiderspruch zu begeben.
Das ist eine gute Frage. Doch ich würde mich dieser Debatte hier und jetzt nicht stellen wollen. Vllt. ein neuer Chatroom mit genau dieser Frage? Aber ich muss sagen, ich habe gerade nicht die Zeit, mich dieser wichtigen Frage zu widmen.

Zu "Und hier ist gleich das erste Problem: wenn es ein Grund gibt, [...] zu glauben [, es gäbe nur physische Entitäten] ... ":
Bei der Annahme, Sprache, Gedanken, Gefühle etc. existieren bzw. ihnen komme irgendeine Seinsweise zu, stimme ich dir zu.
Wenn diese aber nicht existieren, dann ist das Problem, dass du schilderst, nämlich, dass ist die Rede, dass 'es einen Grund geben muss, dass es physische Entitäten gibt' unzulässig, denn die Vorannahme ist, dass es keine Sprache, keine Denken, folglich keine Gründe gibt.




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AufDerSonne
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Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 21:21
Zu sagen, dass man nicht spricht, während man doch gerade spricht, ist meines Erachtens ein performativer Widerspruch, daran gibt es nichts zu deuteln, finde ich.
Wie ist es, wenn wir daran denken, dass es verschiedene Sprachen gibt? Etwa auch Französisch? Angenommen jemand hat noch nie Französisch gehört. Könnte er allenfalls berechtigt daran zweifeln, dass diese Person spricht?



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Sa 2. Mär 2024, 22:02

Quk hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 21:05
Willst Du den Begriff "existieren" unterscheiden von der Phrase "es gibt", -- oder willst Du nur sagen: "Es gibt keine Sprache, selbst wenn jemand sie benutzt"?
Für die Position, die ich hier vertrete, ist die Unterscheidung zwischen 'existieren' und 'es gibt' obsolet bzw. soll für das Gleiche stehen. Ob ich sage, dass Alexius Meinongs ;) rundes Viereck existiert oder dass es dieses gibt, macht hier keinen Unterschied.

Was ich betonen möchte, ist in der Tat Letzteres: "Es gibt keine Sprache, selbst wenn jemand sie benutzt". Was aber nicht bedeutet, dass aus der Perspektive der Sprache, also innersprachlich etc., (die nicht existiert), dasjenige, was ihr zugrunde liegt, nämlich ihre physische Relata nicht existieren. (Wobei die hier beschriebene Tatsache der Relation nur innersprachlich Sinn ergibt, und nicht bedeuten soll, dass dem Relatum 'Atommenge' das andere Relatum, hier 'Sprache', entspricht. Außersprachlich entspricht dieser Atommenge nichts. (Ich hoffe, die Unterscheidung zw. 'inner- und außersprachlich' hilft hier mehr, als dass sie verunklärt.)




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Quk
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Sa 2. Mär 2024, 22:17

Olivenbaum2024 hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 21:24
Quk hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 18:10
Es geht also primär um Phänomenologie, weniger um Logik?

Zu 6.: Wenn ich sage, dass ich y wahrnehme, sage ich zugleich, dass ich die Eigenschaft von y wahrnehme, denn sonst könnte ich y nicht vom Rest unterscheiden. Wenn ich besagte Eigenschaft nun als fy bezeichne, so ist es wahr, dass ich fy wahrnehme. In meinem Geist hat folglich dasjenige, was ich y nenne, wahrlich die Eigenschaft fy. Wie und ob andere Geister das gleichermaßen wahrnehmen, weiß ich nicht. In der Lebenspraxis kann ich aber mit Wahrscheinlichkeits-Abwägungen arbeiten, und meistens, wenn auch nicht immer, scheinen die Wahrnehmungen verschiedener Geister ziemlich ähnlich zu sein, so dass Verständigung sehr oft funktioniert in dem Sinne, dass das erwünschte Verständigungsziel erreicht wurde. Empirische Belege: Siehe Publikumsreaktionen in Konzerten, Theatern, Wettkämpfen.

Zu 7.: Wenn die Sachen im Geist als "Existenzen" bezeichnet werden dürfen, so existieren diese Sachen, ja. Wenn statt "existieren" auch die Phrase "es gibt" verwendet werden darf, so gibt es diese Sachen zweifellos.
Ob es hier um Phänomenologie geht, weiß ich nicht. Um Logik definitiv nicht. Ich bediene mich ihrer hier rudimentär :? , um das, was ich sagen möchte, zu verdeutlichen.
Dafür müssten wir einmal klären, was aus der Phänomenologie du meinst.
Mir geht darum, dass ich nicht von Signifikanten auf Signifikate schließen kann, was häufig geschieht, wenn Mengen von Einzelteilen beobachtet werden, um dann bezeichnet zu werden, um ihnen dann wiederum auf der Signifikatebene eine Entsprechung zu unterstellen auf derselben Entitätsebene wie die Teile dieser Menge. (Klassiker: Man beobachtet/misst Eigenschaften wie Bart, Penis, Y-Chrom etc., bezeichnet den Träger dieser Eigenschaft als 'Mann' und schließt davon auf irgendeine Entität 'Mann' im/am Träger dieser Eigenschaften.)

Ad Zu 6.: Ich gehe mal mit, dass es Geist/er gibt. Du stimmst also zu, dass 6. wahr ist.

Nachfrage zu Zu 7.: Du sagst, y existiert, insofern es im Geist eine eigene Entität ist, richtig?
Ah, es geht um Sprachwissenschaft. Ja, ich denke, ich verstehe jetzt, worauf Du hinauswillst, und Deinem Argument bei dem Mann-Beispiel stimme ich zu.

Update zu 6. und 7.:
Die Zusammenfassung gewisser Elemente zu einer Menge ist eine Konstruktion des Menschen. Ohne Mensch gibt es diese Konstruktion nicht.
Der Kontinent, den wir Afrika nennen, ist eine Menge aus vielen Elementen.
Die Geschichte, die wir Lebenslauf nennen, ist eine Menge aus vielen Elementen.
Das Wesen, das wir Mensch nennen, ist eine Menge aus vielen Elementen.

Als "Mensch" bezeichnen könnten wir beispielsweise auch bloß seinen Geist, oder seine Büste ab Gürtellinie aufwärts, oder nur seinen Schädel, oder nur seine Sprache, oder nur seinen Geruch. Hier liegen jedenfalls viele Elemente vor, und die Vermengung bestimmter Elemente, wie etwa Beine und Arme, ist eine Konstruktion. Diese Konstruktion hilft dem Menschen, seine Eindrücke und Vorstellungen von der Welt zu sortieren und zu überschauen. Ob Saudi-Arabien zum Kontinent Afrika gehöre, ist eine reine Konstruktionsfrage. Das Gelände dort existiert in jedem Fall; dem Gelände ist das "egal". Ob Schuhe zum Menschen gehörten, ist auch eine reine Konstruktionsfrage. Schuhe und Füße gibt es trotzdem, egal, ob man sie in die selbe Menge tut oder nicht.

Ist es das, worauf Du hinauswillst?




Olivenbaum2024
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Quk hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 22:17
Olivenbaum2024 hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 21:24
Quk hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 18:10
Es geht also primär um Phänomenologie, weniger um Logik?

Zu 6.: Wenn ich sage, dass ich y wahrnehme, sage ich zugleich, dass ich die Eigenschaft von y wahrnehme, denn sonst könnte ich y nicht vom Rest unterscheiden. Wenn ich besagte Eigenschaft nun als fy bezeichne, so ist es wahr, dass ich fy wahrnehme. In meinem Geist hat folglich dasjenige, was ich y nenne, wahrlich die Eigenschaft fy. Wie und ob andere Geister das gleichermaßen wahrnehmen, weiß ich nicht. In der Lebenspraxis kann ich aber mit Wahrscheinlichkeits-Abwägungen arbeiten, und meistens, wenn auch nicht immer, scheinen die Wahrnehmungen verschiedener Geister ziemlich ähnlich zu sein, so dass Verständigung sehr oft funktioniert in dem Sinne, dass das erwünschte Verständigungsziel erreicht wurde. Empirische Belege: Siehe Publikumsreaktionen in Konzerten, Theatern, Wettkämpfen.

Zu 7.: Wenn die Sachen im Geist als "Existenzen" bezeichnet werden dürfen, so existieren diese Sachen, ja. Wenn statt "existieren" auch die Phrase "es gibt" verwendet werden darf, so gibt es diese Sachen zweifellos.
Ob es hier um Phänomenologie geht, weiß ich nicht. Um Logik definitiv nicht. Ich bediene mich ihrer hier rudimentär :? , um das, was ich sagen möchte, zu verdeutlichen.
Dafür müssten wir einmal klären, was aus der Phänomenologie du meinst.
Mir geht darum, dass ich nicht von Signifikanten auf Signifikate schließen kann, was häufig geschieht, wenn Mengen von Einzelteilen beobachtet werden, um dann bezeichnet zu werden, um ihnen dann wiederum auf der Signifikatebene eine Entsprechung zu unterstellen auf derselben Entitätsebene wie die Teile dieser Menge. (Klassiker: Man beobachtet/misst Eigenschaften wie Bart, Penis, Y-Chrom etc., bezeichnet den Träger dieser Eigenschaft als 'Mann' und schließt davon auf irgendeine Entität 'Mann' im/am Träger dieser Eigenschaften.)

Ad Zu 6.: Ich gehe mal mit, dass es Geist/er gibt. Du stimmst also zu, dass 6. wahr ist.

Nachfrage zu Zu 7.: Du sagst, y existiert, insofern es im Geist eine eigene Entität ist, richtig?
Ah, es geht um Sprachwissenschaft. Ja, ich denke, ich verstehe jetzt, worauf Du hinauswillst, und Deinem Argument bei dem Mann-Beispiel stimme ich zu.

Update zu 6. und 7.:
Die Zusammenfassung gewisser Elemente zu einer Menge ist eine Konstruktion des Menschen. Ohne Mensch gibt es diese Konstruktion nicht.
Der Kontinent, den wir Afrika nennen, ist eine Menge aus vielen Elementen.
Die Geschichte, die wir Lebenslauf nennen, ist eine Menge aus vielen Elementen.
Das Wesen, das wir Mensch nennen, ist eine Menge aus vielen Elementen.

Als "Mensch" bezeichnen könnten wir beispielsweise auch bloß seinen Geist, oder seine Büste ab Gürtellinie aufwärts, oder nur seinen Schädel, oder nur seine Sprache, oder nur seinen Geruch. Hier liegen jedenfalls viele Elemente vor, und die Vermengung bestimmter Elemente, wie etwa Beine und Arme, ist eine Konstruktion. Diese Konstruktion hilft dem Menschen, seine Eindrücke und Vorstellungen von der Welt zu sortieren und zu überschauen. Ob Saudi-Arabien zum Kontinent Afrika gehöre, ist eine reine Konstruktionsfrage. Das Gelände dort existiert in jedem Fall; dem Gelände ist das "egal". Ob Schuhe zum Menschen gehörten, ist auch eine reine Konstruktionsfrage. Schuhe und Füße gibt es trotzdem, egal, ob man sie in die selbe Menge tut oder nicht.

Ist es das, worauf Du hinauswillst?
Mit Sprachwissenschaft ist es nicht getan, meine ich. Es ist eher irgendetwas zwischen Epistemologie und Ontologie, wobei ich nicht wüsste, wie ich eines ohne das andere behandeln sollte.

(Ich habe deine 7 Punkte nicht vergessen.)
Ja, das geht schon ganz gut in die Richtung, wie du es wiedergibst.
Bei denen Elementen müsste man nur noch ergänzen, dass sie die kleinsten Einheiten sind. (Dass es hier das Problem bzgl. dessen gibt, was die kleinste Einheit ist, sprich, ob A-tome wirklich A-tome sind und nicht doch Tome, sprich 'teil'bare Seinsformen, ist klar.)

Darüber hinaus müsste man ergänzen, dass diese Elemente, diese kleinsten Einheiten, die einzige (relevante) Seinsform darstellen. Dementsprechend wäre so etwas wie Geist 'seinsbefreit' :) .

Angefangen hat ja das Ganze, als ich im Forum nach Ereignis im Rahmen des Ereigniskausalismus fragte. Darauf meinte Jörn, er könne dazu nichts sagen. Später kamen dann irgendwann 'Gründe' und dann mein Versuch, diese ontologisch zu verorten.
Dieser Ortungsversuch hatte den Grund (Grüße an Jörn), dass ich nach Fundamenten des Determinismus suche, also nach den Annahmen der Deterministen und derjenigen Kompatibilisten, die den Determinismus für die Willensfreiheit/Handlungsfreiheit als notwendig voraussetzen (wie z. B. Thomas Buchheim; hier nochmals Dank an Jörn). Hier habe ich zwar ganz viele Fragen, aber eine, die mir am meisten unter den Fingernägeln brennt, wäre: Auf welcher Ebene soll denn alles determiniert sein? Ich denke, die klassische Spaltung der Welt in eine materielle und immaterielle würden die Deterministen ja entweder nicht mitgehen (sprich die immaterielle ablehnen) oder sie würden eine kausale Beziehung zwischen der materiellen und immateriellen Welt postulieren. Bei den Deterministen denke ich aktuell an Wolf Singer oder Gerhard Roth. Und im Rahmen eines deterministischen Kausalismus, also dort, wo alles wie Billardkugeln nur so und nicht anders durcheinander fliegt und gegeneinander prallt, frage ich mich, wo der Freiheitsmoment reinkommt. Und jetzt sind wir wieder am Anfang der Diskussion: An deinem Beispiel als Analogie: Beine, Arme, Kopf etc. existieren physisch, die Menge aus allem, der Mensch, eben nicht - genau so wenig wie die Eigenschaften von Mensch, z. B. das 'Denken-Können' oder das 'Gründe-Haben'. Und das meine ich auch: Atome existieren, ihre Eigenschaften auch. Mensch und Wille und Freiheit dagegen nicht. Die Frage: Wie kommen wir dazu aufgrund der Annahme, dass Atome die Eigenschaft haben, sich elektromagnetisch anzuziehen und abzustoßen, auf die Idee, dass eine Menge an Atomen a) neben ihnen selbst ein eigenständiges Sein darstellt und b) dass wir diesem Sein auch noch Handlungsfreiheit, Willensfreiheit etc. zusprechen?




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Quk
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So 3. Mär 2024, 00:42

Olivenbaum2024 hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 23:50
Die Frage: Wie kommen wir dazu aufgrund der Annahme, dass Atome die Eigenschaft haben, sich elektromagnetisch anzuziehen und abzustoßen, auf die Idee, dass eine Menge an Atomen a) neben ihnen selbst ein eigenständiges Sein darstellt und b) dass wir diesem Sein auch noch Handlungsfreiheit, Willensfreiheit etc. zusprechen?
Wie gesagt, die Idee, mehrere bestimmte Elemente zu einer Menge zusammenzufassen und dieser Menge einen Namen zu geben, hilft den Hirnbesitzern, die Welt sinnlich und gedanklich schnell zu erfassen mittels Sortierung und Trennung von wichtigen und unwichtigen Zusammenhängen. Dieses Sortieren geschieht teilweise automatisch intuitiv, und teiweise durch Nachdenken. Wenn wir auf die Ebene der Qualia gehen, ist die Zusammenfassung dann schließlich vollkommen automatisch: Sinusschallwellen, die ja auch aus mehreren Elementen bestehen wie etwa mehrere Wellen entlang der Zeitachse etc., werden im Geist zu einer "Pfeifton"-Qualität oder "Brummton"-Qualität zusammengefasst, die nicht näher beschreibbar ist. Das macht die Wahrnehmung von Schallereignissen blitzschnell: Aus einer multielementaren Sache wird eine singulare Menge, die augenblicklich erkennbar ist, ohne dass wir extra die Wellen pro Zeit zählen müssen. Zählen müssen wir nur bei sehr niederfrequenten Wellen (wo Elefanten hingegen immer noch Brummqualitäten wahrnehmen, vermutlich). -- Dann gibt es wiederum Mengen aus vielerlei Frequenzen, die in ihrer Summe den Stimmenklang einer bestimmten Person bilden. Mehrere Mengen bilden da abermals eine Menge, die dann im Geist augenblicklich die Stimme von Kate Bush erkennen lassen, ohne die einzelnen Frequenzen extra analysieren zu müssen. Es entsteht im Geist sofort eine "Kate Bush"-Stimmenqualität. Also, deswegen ist es wohl sinnvoll, bestimmte Sachen in der Welt zu einer konstruierten Menge zusammenzufassen. Eigentlich ist das eine natürliche Form der Datenkomprimierung. Das schafft Platz im begrenzten Gedächtnis- und Verarbeitungsraum.

Was die Willensfreiheit betrifft: Manche im Forum kennen meine Haltung dazu. Meines Erachtens ist in Willensfragen die Freiheit überhaupt kein Parameter. Der Wille ist weder frei noch unfrei, so, wie Röte weder süß noch unsüß ist. Freiheit muss sich auf einen Rahmen beziehen; innerhalb seiner Ausdehnung ist freie Bewegung möglich, an seinem Rand stoppt die Bewegung. Es ist also beides enthalten: Freiheit und Unfreiheit. Damit ist die Angelegenheit für mich erledigt; es ist ein Scheinproblem. Der Wille an sich bleibt. Egal, ob er an den Rahmenrand stößt oder weiter innen herumtanzt. Des Weiteren trenne ich noch zwischen Wollen und Können. Dazu habe ich neulich irgendwo einen Faden gestartet. Diese Dialoge hier nennen wir übrigens nicht "Chat" oder "Chatroom", sondern Thread oder Faden. Chat wäre ein Echtzeitdialog, wo rasend schnell kurze Texte rausgehauen werden wie in einem laufenden Gespräch. Hier hingegen liegen manchmal Stunden zwischen den Beiträgen, und diese sind manchmal sehr ausführlich.




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Jörn Budesheim
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So 3. Mär 2024, 08:48

Olivenbaum2024 hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 23:50
Deterministen
Ich weiß nicht, ob es so etwas wie "die" Deterministen gibt. Ich denke, es gibt viele verschiedene Positionen in dieser Frage. Du hast Singer und Roth genannt. Nach meiner Einschätzung wurde deren Vorstellung von Determinismus in dem Buch "Mythos Determinismus" von Brigitte Falkenburg als Mythos entlarvt.

Letztlich hängt alles davon ab, wie reichhaltig man seine Ontologie gestaltet. Der erste Schritt ist gleichsam der entscheidende. Wenn man alles, was uns Menschen ausmacht, aus der Existenz ausklammert, ist es kein Wunder, dass man am Ende zu dem Schluss kommt, dass wir nicht frei sein können, ja, dass wir nicht einmal wirklich in der Existenz sind. Das ist aber ein Zaubertrick, bei dem man nur das Kaninchen aus dem Hut zaubert, was man vorher selbst hineingetan hat.

Deshalb ist meines Erachtens die Frage, wie man ein solches "Weltbild" begründet, einer der Knackpunkte in der Diskussion. Ich halte es für logisch ausgeschlossen, dass es Gründe dafür geben kann, dass es keine Gründe gibt.

Damit eine Handlung frei sein kann, darf sie meines Erachtens nicht zufällig sein. Deshalb ist Determinismus notwendig, wenn man, wie ich, der Ansicht ist, dass wir frei sind. In einer reichen Ontologie, wie ich sie vertrete, gibt es aber unter den vielen Bedingungen, die letztlich zu einer Handlung führen, nicht nur harte, anonyme Kausalität, sondern eben unter vielem anderen auch Gründe.




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Jörn Budesheim
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So 3. Mär 2024, 09:01

Quk hat geschrieben :
So 3. Mär 2024, 00:42
Wie gesagt, die Idee, mehrere bestimmte Elemente zu einer Menge zusammenzufassen und dieser Menge einen Namen zu geben, hilft den Hirnbesitzern, die Welt sinnlich und gedanklich schnell zu erfassen mittels Sortierung und Trennung von wichtigen und unwichtigen Zusammenhängen.
Offtopic: Ich bin fasziniert davon, wie sich unsere Positionen im Vergleich zu unseren früheren Diskussionen vor vielleicht ein oder zwei Jahrzehnten im alten Forum verändert haben. Damals war ich der radikale Anti-Realist und Du, soweit ich mich erinnere, ein Realist. Und heute scheint es umgekehrt zu sein, du hast dich in einen Anti-Realisten verwandelt und ich nehme die Rolle des Realisten ein. Amazing :)




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Jörn Budesheim
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So 3. Mär 2024, 14:10

Keil, Geert: Willensfreiheit, Berlin [u.a.]: de Gruyter 2007
ISBN-13: 978-3-11-019561-3, VI, 222 S, EUR 19,95

Rezensiert von: Bettina Kremberg, Universität Leipzig, Institut für Philosophie, E-Mail: bettinakremberg@aol.com

Diese Rezension ist veröffentlicht unter der Creative Commons BY-NC-ND-Lizenz. Wollen Sie einen Beitrag weitergehend nutzen, nehmen Sie bitte Kontakt mit der Autorin auf.

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Willensfreiheit ist ein Thema, von dem E. du Bois-Reymond einmal geschrieben hat, dass es ein Rätsel und damit ein genuin philosophisches Problem darstelle, von dem er allerdings nicht wisse, ob es überhaupt lösbar sei. Geert Keil hingegen hält das Problem der Willensfreiheit durchaus für lösbar und stellt sich ihm. In seinem titelgebenden Buch versucht er zunächst den Begriff der Willensfreiheit von anderen Freiheitsbegriffen abzugrenzen. Am kontrastreichsten ist die Unterscheidung innerhalb der Philosophie zwischen Willensfreiheit und Handlungsfreiheit.

Handlungsfreiheit besitzt man, wenn man nicht durch äußere Zwänge daran gehindert wird, seine Absichten in die Tat umzusetzen. Willensfreiheit aber ist etwas anderes, wie Keil schreibt, denn die Fähigkeit, frei seinen Willen zu bilden, frei zu wählen oder frei zu entscheiden, schließt nicht unbedingt die Möglichkeit ein, das Gewählte auch zu tun. Während also die Handlungsfreiheit durch die jeweiligen tatsächlichen Optionen begrenzt ist, scheint dies für die Willensfreiheit nicht zu gelten. Wenn Handlungsfreiheit die Freiheit ist, zu tun, was man will, könnte Willensfreiheit analog die Freiheit sein, zu wollen, was man will. Das heißt, Willensfreiheit zu besitzen, müsste dann die Fähigkeit einschließen, etwas anderes zu wollen, als man tatsächlich will. Doch ist das einleuchtend?

Keil fasst das Problem der Willensfreiheit als genuin philosophisches Problem auf. Er vermutet, dass das Problem der Willensfreiheit ein Phänomen ist, das lebenspraktisch immer schon derart in Anspruch genommen und damit selbstverständlich ist, dass es als Denkgegenstand vielleicht gar nicht erst ins Blickfeld gerät. Deshalb versucht er dem Problem der Willensfreiheit näher zu kommen, indem er es als Problem der eingeschränkten Fähigkeit zur Willensbildung auffasst. Denn obwohl Willensfreiheit weder durch äußeren Zwang oder physische Gewalt eingeschränkt ist, gibt es zahlreiche Hindernisse, die die Willensfreiheit von Menschen beschränken.

Zu diesen Hindernissen zählt an erster Stelle der Determinismus als Kontrastbegriff zum Begriff der Freiheit. Doch die bisherige Determinismusdebatte hält Keil für ‚nonchalante’. Keil empfiehlt deshalb, erst einmal den Sinn der Determinismusthese naturphilosophisch, physikalisch und metaphysisch zu klären und deren Konsequenzen für das Freiheitsproblem zu erörtern. Dies tut er dann auch, indem er Stellung zu alten, neueren und neuesten Debatten zum Thema nimmt, bis er schließlich selbst seinen eigenen Ansatz zur Willensfreiheit im fünften Kapitel seines Buches vorstellt.

In seiner so genannten ‚Skizze eines fähigkeitsbasierten Libertarismus’ schlägt Keil gegenüber dem Kantischen und dem Aristotelischen Weg eine dritte Lösung vor. Diese besteht aus insgesamt acht Komponenten. Nach Kant ist die Handlung im Augenblick des Geschehens in der Gewalt des Subjekts. Nach Aristoteles hat die zurechenbare freie Entscheidung in manchen Fällen zu einem früheren Zeitpunkt stattgefunden. Das deutsche Strafrecht geht den kantischen Weg, denn es legt das Prinzip der Einzeltatschuld zugrunde. Konkurrierende Lehren von der ‚Charakterschuld’, der ‚Lebensführungsschuld’ oder der ‚Lebensentscheidungsschuld’ – wie sie noch in der Antike maßgebend waren – haben sich nicht durchsetzen können.

Dass sich Handlungen allerdings sauber in zwei Teilklassen untergliedern lassen: hier die psychologisch streng determinierte und dort die frei wählbare Seite, erscheint nicht nur Keil unplausibel, weshalb er seinen dritten Weg vorschlägt. Keils Ansatz geht zunächst davon aus, dass ein So- oder-Anderskönnen eine Fähigkeit ist, die man nicht dadurch verlieren kann, dass man sie gerade nicht ausübt. Das heißt, auch unüberlegte Handlungen bleiben überlegungszugänglich. Die Möglichkeit, komplexe Fähigkeiten des Weiterüberlegens und Suspendierens bestehender Motive zu aktualisieren, besteht daher grundsätzlich bei jeder Handlung, wobei es oft gar nicht nötig ist, diese Fähigkeiten zu aktualisieren.

Die Fähigkeit gegebenenfalls zu aktualisieren ist dabei eine entweder vernünftige oder moralische Forderung an den Akteur, dem es damit schwer gemacht werden soll, sich durch vorgebliches Nichtwissen aus der Verantwortung zu stehlen. Einschätzungen, ob es im Einzelfall rational oder moralisch geboten sei, Überlegensfähigkeiten zu aktualisieren, obliege dem Handelnden. Dieser muss moralisch riskante Situationen erkennen können, um seine Handlungen entsprechend umstellen zu können. Um einzuschätzen, wann der Zeitpunkt gekommen ist, wo es unvernünftig wird, endlos weiterzuüberlegen, bedarf es aber des höherstufigen Vermögens der Urteilskraft. Für dieses höherstufige Vermögen ist wiederum Selbsterziehung erforderlich. Dabei ist es nicht immer nötig, Überlegungsfähigkeiten in Form von Gründen anzuführen, da es für Keil nicht immer irrational ist, ohne wohlerwogenen Grund zu handeln, da Gewohnheiten oft eingeübte und routinierte Gründe bereitstellen.

An Keils handlungs- und kausalitätstheoretischen Kritik wird überdies deutlich, dass das Ausführen oder Vollziehen einer Handlung nicht in der Terminologie des Verursachens beschrieben werden sollte, da im Allgemeinen Handlungen und nicht Kausalitätsreihen begonnen werden. Letztlich zeige sich nach Keil Willensfreiheit im vernünftigen Umgang mit vorfindlichen Kontingenzen, wobei die eigenen Neigungen eingeschlossen sind, da kein Mensch eine tabula rasa sei.

Entscheidend sei also nicht, ob Wünsche oder Antriebe selbst gewählt worden sind, sondern dass sie sich nicht naturnotwendig oder gleichsam automatisch in Verhalten umsetzen lassen. Das So- oder-Anderskönnen wird von Keil also nicht als ein besonderes Zusatzvermögen, das eine tiefere Art von Freiheit darstellt oder eine eigene Art von Kausalität erfordert, begriffen, sondern als ein Implikat der gewöhnlichen Begriffe des Überlegens, Entscheidens und Handelns. Für ihn heißt, etwas tun können, immer schon so-oder-anderskönnen. Ein Determinismus muss also letztlich abgelehnt werden. Wenn nämlich der Weltlauf durch Naturgesetzte alternativlos fixiert wäre, gäbe es keine offenen Möglichkeiten, die man erwägen und ergreifen könnte. Das würde aber der alltäglichen Praxis widersprechen.

Besonders hervorzuheben ist an Keils Buch zur Willensfreiheit die große Mühe, die sich der Autor macht, um die verschiedenen Fehlschlüsse, Missverständnisse und Begriffsverwirrungen zu entknäulen. Überdies scheut sich Keil nicht, auch empirische Befunde aus der Hirnforschung heranzuziehen. Keil leitet aus seiner Analyse ab, dass die menschlichen Alltagsbegriffe des Überlegens, Entscheidens und Handelns im Grunde ‚libertarisch’ sind und die vollmundigen Behauptungen einer empirischen Widerlegung der Willensfreiheit von Seiten der Hirnforscher nicht gedeckt ist. – Freilich sind das Gebiete, in denen der Philosoph Laie bleibt.

Eines muss jedoch fachmännisch konstatiert werden: Keil hat das Thema der Willensfreiheit wieder in verantwortliche philosophische Hände genommen und den Respekt vor den philosophischen Schwierigkeiten des Themas, der in den letzten Jahren durch empirische Forschung in Mesalliance mit flacher Presse verspielt wurde, ein wenig mehr wieder hergestellt. Danke dafür.




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Quk
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So 3. Mär 2024, 16:02

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 3. Mär 2024, 09:01
Quk hat geschrieben :
So 3. Mär 2024, 00:42
Wie gesagt, die Idee, mehrere bestimmte Elemente zu einer Menge zusammenzufassen und dieser Menge einen Namen zu geben, hilft den Hirnbesitzern, die Welt sinnlich und gedanklich schnell zu erfassen mittels Sortierung und Trennung von wichtigen und unwichtigen Zusammenhängen.
Offtopic: Ich bin fasziniert davon, wie sich unsere Positionen im Vergleich zu unseren früheren Diskussionen vor vielleicht ein oder zwei Jahrzehnten im alten Forum verändert haben. Damals war ich der radikale Anti-Realist und Du, soweit ich mich erinnere, ein Realist. Und heute scheint es umgekehrt zu sein, du hast dich in einen Anti-Realisten verwandelt und ich nehme die Rolle des Realisten ein. Amazing :)
Im "alten" Forum war ich zwischen 2004 und 2006. Ich habe mich noch nie in einer Ismus-Schublade gesehen; offen gesagt, weiß ich nicht genau, was ein "Realist" und sein Anti sein soll und was diese Polarisierung mit meiner zitierten Mengenlehre zu tun hat. Einen Ismus hefte ich mir jedoch an: Ich bin, damals wie heute, ein Kritischer Rationalist (im Sinne Poppers). Ich kritisiere allerlei Pros und Kontras. Ich denke selten in "Entweder-Oder", sondern eher ergänzend.




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Jörn Budesheim
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So 3. Mär 2024, 16:11

Zu sagen, dass wir es sind, die bestimmte Elemente zu einer Menge zusammenfassen, ist meines Erachtens antirealistisch, während der Realismus eher sagt, dass bestimmte Elemente an sich zu einer Menge gehören. Im antirealistischen Fall machen wir die Menge, im realistischen Fall erkennen wir sie, weil sie schon so vorliegt.




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Quk
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So 3. Mär 2024, 16:18

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 3. Mär 2024, 16:11
Zu sagen, dass wir es sind, die bestimmte Elemente zu einer Menge zusammenfassen, ist meines Erachtens antirealistisch, während der Realismus eher sagt, dass bestimmte Elemente an sich zu einer Menge gehören. Im antirealistischen Fall machen wir die Menge, im realistischen Fall erkennen wir sie, weil sie schon so vorliegt.
Der Grund, warum ich weder dem einen noch dem anderen Pol beispringe, liegt in dem Nebelwort "wir". Ob das "wir" vorliegt oder hinterliegt oder dazwischen, ist ja auch letztendlich eine Zirkelschlussfrage, und somit für mich ein weiteres Scheinproblem.

Angesichts dieses Nebels ist es vielleicht auch gar nicht so sicher, ob sich Dein Denken in den letzten 20 Jahren prinzipiell verändert hat. Ich lese in Deinen Beiträgen öfters ein in Stein gemeißeltes "das ist so". (Im Sinne von "das ist real"?) Dieser Stein lag schon vor 20 Jahren in der philosophischen Landschaft; damals lag er im Feld des "Menschseins", wobei der Mensch das weitere konstruierte. Heute liegt der Stein in jenem Feld, der früher als konstruiert galt. Du hast lediglich den Stein verschoben. Aber nicht das Prinzip, dass irgendwo zweifellos ein verlässlicher Anker liegt, oder so ähnlich. Kannst Du meinem Gedanken folgen? :-)




Olivenbaum2024
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So 3. Mär 2024, 18:17

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 3. Mär 2024, 14:10
Keil, Geert: Willensfreiheit, Berlin [u.a.]: de Gruyter 2007
ISBN-13: 978-3-11-019561-3, VI, 222 S, EUR 19,95

Rezensiert von: Bettina Kremberg, Universität Leipzig, Institut für Philosophie, E-Mail: bettinakremberg@aol.com

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Willensfreiheit ist ein Thema, von ...
Danke.

Mal sehen, vllt. finde ich in diesem Buch einen eigenst dem Ereignis gewidmeten Abschnitt.




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Jörn Budesheim
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So 3. Mär 2024, 18:20

Quk hat geschrieben :
So 3. Mär 2024, 16:18
Kannst Du meinem Gedanken folgen?
Ich war damals von vielem, was ich geschrieben habe überzeugt und bin es heute. Das bedeutet aber nicht, dass ich heute dasselbe denke, wie damals.




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