Rationale Entscheidungen: Ratio bedeutet Verhältnis

Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt sich in der Philosophie der Zweig der analytischen Philosophie, deren Grundlagen u.a. auch die Philosophie des Geistes (mind) betreffen
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Quk
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Di 22. Apr 2025, 02:45

Timberlake hat geschrieben :
Di 22. Apr 2025, 02:33
Müsste ich dann nicht als Nächstes das Auto mit der Bahn vergleichen?
Nein. Du weißt an dieser Stelle bereits, dass das Auto schlechter ist als der Bus. Und der Bus ist schlechter als die Bahn. Also warum sollte das Auto plötzlich besser sein als der Bus und die Bahn?

Finde heraus, welcher Turm der höchste ist. Pisaturm 50 m, Eiffelturm 200 m, Fernsehturm 100 m, Babelturm 500 m.

50 oder 200? 200!
200 oder 100? 200!
200 oder 500? 500!

Warum sollte ich jetzt extra nochmal 50 mit 500 vergleichen? 50 hat doch schon gegen 200 verloren.




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Quk
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Di 22. Apr 2025, 03:07

Quk hat geschrieben :
Sa 19. Apr 2025, 23:05
Was auch immer ich wähle, am Ende wähle ich aus zwei Möglichkeiten. Wenn es mehrere Auswahlmöglichkeiten gibt – zum Beispiel drei – vergleiche ich A mit B, B mit C, C mit A.
Den letzten Teil "C mit A" hätte ich besser weglassen sollen. Der hat wohl für Verwirrung gesorgt. Ich formuliere das neu:

Wenn es mehrere Auswahlmöglichkeiten gibt – zum Beispiel drei – vergleiche ich zunächst A mit B.

Wenn im ersten Schritt A besser ist als B, vergleiche ich im nächsten Schritt C mit A.
Wenn im ersten Schritt B besser ist als A, vergleiche ich im nächsten Schritt C mit B.

In der Summe sind das zwei Schritte, um drei Sachen zu vergleichen.




Timberlake
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Di 22. Apr 2025, 05:09

Quk hat geschrieben :
Di 22. Apr 2025, 02:45
Timberlake hat geschrieben :
Di 22. Apr 2025, 02:33
Müsste ich dann nicht als Nächstes das Auto mit der Bahn vergleichen?
Nein. Du weißt an dieser Stelle bereits, dass das Auto schlechter ist als der Bus. Und der Bus ist schlechter als die Bahn. Also warum sollte das Auto plötzlich besser sein als der Bus und die Bahn?

Nur was ist, wenn wir nicht mit dem Auto beginnen, sondern mit der Bahn. So das als Nächstes darauf das Auto und auf das Auto als Nächstes der Bus folgt.


Bahn oder Auto ? Auto!
Auto oder Bus ? Bus !


Jetzt weiß ich an dieser Stelle , dass die Bahn schlechter als das Auto ist. Das wusste ich bei deiner Reihenfolge , als da wäre

Auto oder Bus? Bus!
Bus oder Bahn? Bus!


… Auto, Bus und Bahn, nicht. Also warum sollte das Auto plötzlich besser sein , als die Bahn? Offenbar scheint die Reihenfolge darüber zu entscheiden, was ich weiß und was ich nicht weiß. Merkwürdig.




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Quk
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Di 22. Apr 2025, 06:41

Der beste gewinnt immer. Teste das mal mit den Türmen oben in verschiedenen Reihenfolgen. Der höchste wird immer der finale Gewinner sein.




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Jörn Budesheim
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Di 22. Apr 2025, 07:10

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Jörn Budesheim
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Quk hat geschrieben :
Sa 19. Apr 2025, 23:05
Und was auch immer ich am Ende wähle, ich wähle das, das mir besser gefällt als das andere.
Wenn man am Ende ohnehin bloß das wählt, was einem besser gefällt, kann man sich den Anschein einer rationalen Entscheidung sparen – sie wird überflüssig.

Im Alltag läuft es ja wirklich manchmal so: Man entscheidet sich für das, was einem zusagt, und versucht es im Nachhinein zu rationalisieren. Entsprechend heißt das Phänomen ja auch Rationalisierung. Das geschieht meist unbewusst, sodass man am Ende glaubt, eine rationale Entscheidung getroffen zu haben – obwohl man letztlich einfach das gewählt hat, was einem besser gefiel.




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Quk
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Di 22. Apr 2025, 07:48

Wenn ich jetzt zum Frühstück Salat besser mag als Wurst, wähle ich Salat. Mir gefällt der Salat-Geschmack im Augenblick besser; das ist ein Grund, den Salat zu wählen.

Wenn der Salat vergiftet ist und die Wurst ist ungiftig, wähle ich die Wurst. Mir gefällt die Ungiftigkeit besser; das ist ein Grund, die Wurst zu wählen.

Mir gefällt die Ungiftigkeit besser als der Salat-Geschmack; das ist ein Grund, das Ungiftige zu wählen.




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Jörn Budesheim
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Di 22. Apr 2025, 07:58

Wenn Entscheidungen letztlich nur davon abhängen, was dir persönlich gefällt, dann sind sie nicht rational.




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Quk
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Di 22. Apr 2025, 08:02

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 22. Apr 2025, 07:10
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Schönes Beispiel für eine Kaskade.

Zuerst vergleiche ich den Parameter "Umw" bei allen Verkehrsmitteln. Zu Fuß gewinnt mit 100.
Dann vergleiche ich den Parameter "Tmp" bei allen Verkehrsmitteln. Auto gewinnt mit 90.
Etc.
Dann folgt die nächste Vergleichs-Runde.Was ist besser?
"Zu Fuß mit 100 Umw" oder "Auto mit Tmp 90"? "Zu Fuß mit 100 Umw"!
"Zu Fuß mit 100 Umw" oder "Auto mit Komf 85"? "Auto mit Komf 85"!
Und so weiter. Je nach dem, was einem besser gefällt.




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Quk
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Di 22. Apr 2025, 08:04

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 22. Apr 2025, 07:58
Wenn Entscheidungen letztlich nur davon abhängen, was dir persönlich gefällt, dann sind sie nicht rational.
Was gibt es sonst noch für Kriterien außer die Intensität des Gefallens?




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Jörn Budesheim
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Di 22. Apr 2025, 08:06

Eigentlich macht man gar keine Runde, sondern nimmt einfach die Zahlen rechts. Und wählt dann das, was dort am besten abgeschnitten hat und zwar ganz unabhängig davon, was einem selbst am besten gefällt. Würde man sich nur für das entscheiden, was einem eh am besten gefällt, bräuchte man die Tabelle ja gar nicht anlegen.




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Quk
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Di 22. Apr 2025, 08:11

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 22. Apr 2025, 08:06
Eigentlich macht man gar keine Runde, sondern nimmt einfach die Zahlen rechts.
Das ist auch eine Möglichkeit. Aber diese setzt eine gewisse Gewichtung voraus in der Durchschnittsermittlung, und dabei muss man ja auch wiederum erst einmal vergleichend arbeiten. Also man kommt an dem Aufwand nicht herum, auch wenn es denn Anschein hat, die Gewichtung sei vom Himmel gefallen und automatisch impliziert.




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Jörn Budesheim
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Di 22. Apr 2025, 08:21

Die Gewichtung fällt nicht vom Himmel, sondern die ermittle ich, indem ich z.b die Fachliteratur studiere. Die orientiert sich nicht an dem, was mir ohnehin gefällt, sondern an den Fakten. Wenn ich mich nicht auch an den Fakten orientiere und an dem, wofür sie sprechen, entscheide ich nicht rational.

Das, was mir gefällt, spielt bei meinen Entscheidungen durchaus eine sehr gewichtige Rolle, aber wenn es grundsätzlich immer die einzige oder entscheidende Rolle spielt, dann handle ich nicht rational.

Z.B. kann das, was mir gefällt nicht einfach das letztgültige Maß für Handlungen sein, die auch viele andere betreffen. Deswegen spricht man hier in der Regel vom Geben und Nehmen von Gründen und nicht etwa von bloßen Gefallensbekundungen.




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Quk
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Di 22. Apr 2025, 11:30

Und welche Fachliteratur bestimmt, welches Transportmittel mir mehr Komfort bietet?

Das Geben gefällt mir sehr. Deshalb gebe ich.




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Jörn Budesheim
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Di 22. Apr 2025, 11:37

Solche Dinge werden nicht "bestimmt", sondern erforscht. Und die entsprechenden Ergebnisse kann man dann ggf. in der Fachliteratur finden. Die Fachliteratur bestimmt das auch nicht, sondern berichtet darüber.

Wie ich weiter oben schon erwähnt habe, können deine persönlichen Vorlieben natürlich auch eine große Rolle spielen, aber nicht immer die einzige und nicht immer die entscheidende, wenn es darum geht, zu einer rationalen Entscheidung zu finden.




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Quk
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Di 22. Apr 2025, 11:43

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 22. Apr 2025, 11:37
Solche Dinge werden nicht "bestimmt", sondern erforscht.
Und die Forscher entdecken dann die notwendigen Faktoren, die den universalen Komfort-Standard ausmachen für jeden Reisenden, denn alle Reisende haben ja exakt die gleichen Bedürfnisse, nicht wahr?

Vielleicht verwechselst Du da etwas mit dem Fach Statistik?




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Jörn Budesheim
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Di 22. Apr 2025, 11:47

Ich würde sogar sagen, dass Rationalität (nicht ausschließlich, aber unter anderem) auch darin besteht, fähig zu sein, von den eigenen Vorlieben abzusehen. Man ist gewissermaßen in der Lage eine gegebene Situation gleichsam aus der Vogelperspektive zu betrachten und sich zu fragen: wie sollte diese Person dort handeln, die zufälligerweise ich bin.




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Jörn Budesheim
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Quk hat geschrieben :
Di 22. Apr 2025, 11:43
die Forscher
Die Forscher werden wahrscheinlich viele verschiedene Perspektiven und Aspekte in den Blick nehmen und dann zu einem Ergebnis zu kommen, das für möglichst viele gut ist.

Und das ist ja nur ein Aspekt in der Tabelle, weiter oben. Ich hatte es schon erwähnt, und wiederhole es gern, auch deine persönlichen Vorlieben spielen natürlich eine wichtige Rolle, aber nicht die letzte und nicht die einzige, wenn es darum geht eine rationale Entscheidung zu fällen. Solche Entscheidungen betreffen ja nicht nur dich, sondern viele andere ebenso.




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Quk
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Di 22. Apr 2025, 11:57

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 22. Apr 2025, 11:50
Die Forscher werden wahrscheinlich viele verschiedene Perspektiven und Aspekte in den Blick nehmen und dann zu einem Ergebnis zu kommen, das für möglichst viele gut ist.
Wenn alle das täten, was durchschnittlich "für möglichst viele gut sein soll", wäre das Leben nicht mehr bunt.

Nichts hindert mich, eine Vogelperspektive einzunehmen.

Egal, ich gebs auf. Lass uns hier den Dissens feststellen :-)




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Jörn Budesheim
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Di 22. Apr 2025, 12:32

Ich glaube nicht, dass wir auf sehr viel Buntheit verzichten müssten, wenn die Bahn versuchen würde, möglichst bequeme Züge auf die Gleise zu stellen :)




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