Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Mi 9. Feb 2022, 20:32
Auf dem inneren Auge blind: Was ist Afantasie?
- Manchen Menschen fehlt die Fähigkeit, sich bildhaft etwas vorzustellen.
- Es gelingt ihnen nicht, sich vor dem inneren Auge etwas „auszumalen“ oder optische Eindrücke aus dem Gedächtnis abzurufen.
- Experten nennen das Phänomen „Afantasie“, es wird erst seit einigen Jahren genauer erforscht.
https://www.rnd.de/gesundheit/auf-dem-i ... GD5G4.html
"Afantasie", interessanter Ausdruck und Ideen dahinter. Wobei ich mich frage, was "nicht Gelingen optischer Eindrücke aus dem Gedächtnis abzurufen" genau heißen soll; gewissermaßen könnte man das als Blindheit ansehen, insofern demjenigen Gesehenes ja einfach nichts sagt/bedeutet, also für ihn irrelevant ist.
Ich hätte gedacht, dass man ohne Fantasie überhaupt nicht durchs Leben kommt.
Allerdings weiß ich nicht genau, wie die Forscher den Begriff verstehen.
Letzteres ist genau die Frage. Für dich gehört zur Fantasie erheblich mehr dazu als für andere Menschen wie z.B. mich.
Ein paar Beispiele: Wichtig ist, sich etwas in Abwesenheit vorstellen zu können. Aber wie weit geht das? Betrachte ich den Monitor beim Schreiben, dann weiß ich, dass er eine Rückseite hat. Das würde ich bereits zur Fantasie rechnen, denn die Rückseite ist zwar "abwesend", dass der Monitor eine hat, ist aber dennoch "irgendwie" präsent und spielt eine Rolle.
Für mich ist das "nur" das Wissen um das übliche Aussehen des Gegenstands "Monitors". Eine Gegenüberlegung könnte sein, was mit der Rückseite des Monitors denn sonst sein soll, da wir einfach aus Erfahrung wissen, dass Gegenstände auch Rückseiten haben, selbst z.B. Gemälde, auch wenn man die wohl nicht sehr oft sehen wird.
Fantasie wäre es für mich, sie auf der Rückseite rosa Elefanten oder eine Armee von Krabbeltieren vorzustellen o.ä.
Ein anderes Beispiel wären Sprechen und Musik. Man muss dabei sowohl auf das, was nicht mehr ist als auch auf das, was noch nicht ist zugreifen, damit ein Satz oder eine Melodie entsteht.
Vieles davon ist wieder "nur" im Gedächtnis von uns "eingraviert" (abstrahiert von Details i.a.), das meiste davon nicht direkt zugreifbar.
Fantasie kann für mich neue Melodien oder Sätze erzeugen, sagen wir z.B. "Mein ist der Geist, deshalb sei ich." (wobei das auch nur mehr oder weniger eine nicht sehr geschickte Kombination aus Bekanntem ist).
Wo bin ich gerade? Die Daten, die mir meine Umgebung "zuspielen" reichen nicht hin, um das zu wissen. Das erkennt man daran: wenn man sich vorstellt, dass man jemanden in den Raum beamt, der noch nie da war, dann weiß diese Person mit ziemlich großer Sicherheit überhaupt nicht, wo sie gerade ist. Auch das gehört für mich zur Phantasie.
Da Beaming etwas Fantastisches ist, einverstanden. Ansonsten wird die Person sich im Zweifelsfalle erst mal versuchen zu orientieren...wie wir auch manchmal, z.B. wenn wir aufwachen und uns in einer ungewohnten Umgebung befinden.
Denn "Kassel, Nordhessen, Deutschland, Europa, Erde, Sonnensystem" gehören nicht ohne weiteres zum Anwesenden. (Eben sowenig: Büro, Arbeitswelt, Geldverdienen, Kollegen etc.) Jemand, der keine Fantasie hat, weiß noch meiner Vorstellung buchstäblich nie, wo er oder sie ist.
...während letzteres für mich wieder nur Erinnerung, Erfahrung u.ä. ist.
Wenn jemand dagegen auf einem auf dem Mars landet (beamen), dann braucht er wirklich Fantasie (oder zumindest viel Forschergeist), um seinen Ort herauszufinden.
Man kann eigentlich ohne Fantasie nicht mal Begriffe haben, denke ich.
Begriffe bilden wir uns ja schon, seit wir Kleinkinder sind. Abtasten, in Mund nehmen... alles führt zu Erfahrungen, z.B. "piekt" oder "schmeckt bäh", für mich erste Begriffe, erstmal noch ohne Wortzuordnung.
Spannendes Thema ...
Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.