Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Sa 15. Aug 2020, 18:18
In diesem Thread ging es ja nicht selten um die Kunst.
Es ging um die Kunst, aber vorallem um die Geistesgeschichte der Kunst. Im weiteren Sinn von Kunst als
techne verstanden, ging es auch darum, eine Perspektive auf die Geschichte einzunehmen, in der sie als Dynamisches begriffen werden kann, das in die Produktion von Technologien - generell: Erzeugnissen und Artefakten hineinwirkt. Es geht also im weiteren Sinne um eine Geschichtsphilosophie, in deren Licht die Zeitensprünge nicht als Brüche verstanden werden, wenigstens nicht als unüberbrückbare, sondern als verbunden durch ein Band, dessen innerste Kraft die Unvergänglichkeit des Geistes ist. Er wandert mit der Geschichte und kommt
dabei immer wieder an Stellen zurück, die ihm im Laufe der Zeit trotz dem Vergessen vertraut geworden sind.
Es ging bei den Reflexionen um die
Renaissance eben genau darum, diesen Gedanken der Unvergesslichkeit herauszuarbeiten, darum zu begreifen, dass das Altertum, bspw. der humanistische Gedanke Griechenlands, in der Renaissance nicht eine Wiedergeburt im Denken der damaligen Zeit erfuhr, sondern bloss eine klarere Erinnerung, eine Rückbesinnung, oder besser: eine Wiederentdeckung dieses alten
Denkens im Jetzt, weil dieses Jetzt es in sich trug - latent und verborgen vielleicht, aber dennoch greifbar in sich trug. Eine Epoche wird, so gesehen, nicht aus dem Nichts geboren, sondern aus dem Geist ihrer Zeit, wobei diese Zeit keine reine sein kann, weil sie das Gewesene mitführt als Spuren ihrer selbst. Epochenbildung folgt auf eine Spurensuche nach einer in dieser Zeit latenten Vergangenheit und einer in ihr aufkeimdenen Hoffnung. Sie, die Hoffnung, ist wiederum ein deutlicher Hinweis auf die künftige Zeit, die heute schon ist, in ihrer Verfasstheit als Hoffnung. Das Vor- und Nachher, das Lineare der Zeit, erscheint uns so immer schon gebrochen durch das Wieder und Nochmals, aber auch durch das Nochnicht und Vielleichteinmal.
Das Unreine, nach diesem Verständnis, drückt sich in dem Befund aus, dass Geschichte aus Überlagerungen besteht, aus Zirkularitäten, aus Kreisbewegungen des Erinnerens und Vergessens, des Wiedererinnerns und Wiedervergessens.
Ob es hier auch um Genderfragen im modernen Kunstdiskurs gehen sollte, kann ich nicht beurteilen. Mir scheint, dass wir damit aber diese Metaperspektive verlassen würden, besonders dann, wenn wir von reiner Wäsche aus gewöhnlichen Waschmaschinen sprechen. Aber: Ich weiss es nicht.